
Über das Buch:
Autor: Adam Cesare
Titel: Clown im Maisfeld
Originaltitel: Clown in a Cornfield
Verlag: Festa Verlag
Reihe: Festa All Age
ISBN: 978-3-98676-000-7
Preis: 22,90 €

Inhalt:
Quinn und ihr Vater ziehen in die verschlafene Kleinstadt Kettle Springs. Ein Neustart für beide. Doch sie finden nicht das erhoffte Idyll. Immer mehr Einwohner flüchten aus der Stadt, in der ein stiller Krieg tobt: Alt gegen Jung, Tradition gegen den Fortschritt. Bis die gruselige Werbefigur einer lokalen Firma zum Leben erwacht. Frendo der Clown will Kettle Springs retten. Deshalb müssen die unartigen Kinder verschwinden. Und bald gerät auch die 17-jährige Quinn ins Visier des Clowns.
Meine Meinung:
Bereits der Prolog vermittelt dem Leser ein Gefühl von Freiheit, Jugend und Sommer. Die Schüler der örtlichen Schule von Kettle Springs veranstalten eine Party an einem abgelegenen Staudamm. Musik, Alkohol und mit dem Handy gefilmte Live-Streams genügen bereits, um eine geladene und leichtfertige Stimmung zu erzeugen. Diese endet für einen der Party-Gäste sogar tödlich. Lange Zeit bleibt unersichtlich, inwieweit dieser Todesfall mit der Geschichte rund um Frendo, den mörderischen Clown, zusammenhängt. Letztendlich scheint dieses Ereignis einfach der Tropfen gewesen zu sein, der das Fass zum Überlaufen gebracht und uns damit die nachfolgenden Geschehnisse beschert hat. Gruselige Killer-Clowns sind für eingefleischte Horror-Fans wahrlich kein neuerfundenes Element. Natürlich hat man beim Gedanken daran auch sofort eine gewisse Erwartungshaltung, die bereits Gelesenes, Bekanntes mit dem Einstieg in die neue Geschichte verknüpft. Hier taucht Frendo jedoch zunächst einzig und allein als Werbefigur und Party-Gage diverser Schüler auf. Er hat keinen gruseligen oder gar mörderischen Ruf. Daher stellt sich beim Leser schnell die Frage: Woher soll ein beliebter Kleinstadt-Clown die grausame Motivation nehmen, vermeintlich unschuldige Einwohner zu töten? Nun die Antwort darauf ist – nach ausführlichem Vorgeplänkel bezüglich der Atmosphäre und festgefahrener Ansichten der Bewohner von Kettle Springs – ebenso simpel wie offensichtlich. Generell scheint, nachdem man als Leser die Zusammenhänge verstanden hat, das Buch kaum überraschende Wendungen bereit zu halten. Man kann sich in groben Zügen den Verlauf der Geschichte denken. Dies schmälert den immensen Unterhaltungsfaktor des Buches jedoch nicht. Man wird durch physische und psychische Brutalität und Skrupellosigkeit unterhalten, die keinerlei künstlich herbeigeführte Spannung durch unnötige Plottwists benötigen, um wirkungsvoll daher zu kommen. Gleichsam wirkt das blutige Treiben im Maisfeld nicht überzogen oder ohne nachvollziehbaren Sinn. Der systematisch geplante Wahnsinn schafft zwar ein blutiges Durcheinander, allerdings mit einer Motivation dahinter, die rückblickend von Beginn an für den Leser spürbar war. Beeindruckend ist für mich der großartig dargestellte Spagat zwischen Tradition und Fortschritt. Obwohl nie eine Zeit genannt wurde, in dem sich die Ereignisse abspielen, schafft es der Autor durch das wirkungsvolle Einsetzen seiner Worte, einen verwirrenden Mix aus Retro und Moderne zu kreieren. Jederzeit, wenn von Handys oder Live-Streams die Rede ist, fühlt sich dieses Szenario deplatziert und unwirklich an. Die Kleinstadt, die Bewohner und das Flair fühlen sich nicht danach an, als wäre das Dasein derartig moderner technischer Geräte bereits möglich. Diese Tatsache verhilft der Atmosphäre natürlich enorm, da sofort eine gewissen Leichtigkeit und Vertrautheit Einzug findet. Die Kälte fortgeschrittener Technologien ist hier atmosphärisch noch nicht spürbar, ein Gefühl von Nostalgie kommt beim Leser auf. Zuletzt noch die Charaktere. Cole, Rusty und Quinn scheinen alle gleichermaßen die Protagonisten der Geschichte zu sein. So richtig intensiv lernt man sie nicht kennen. Sie wirken austauschbar und das ist in dieser Geschichte für mich nicht negativ zu sehen, da sie einfach als Wirt fungieren. Jeder Versuch des Autors, dem Leser die Charaktere durch persönliche Informationen näherzubringen, empfand ich persönlich als überflüssig. Charaktereigenschaften und Wesenszüge haben keinerlei Einfluss auf den Verlauf der Geschehnisse, denn all das hätte sich so oder so ähnlich abgespielt. Am Ende hält Adam Cesare auch tatsächlich noch 2-3 kleine unvorhersehbare Wendungen parat, die die Geschichte einerseits abschließen, aber andererseits auch ein winziges Stück für eine eventuelle Fortsetzung offen lassen.
Bewertung:
Dieses Buch lebt vor allem von seinem hohen Unterhaltungsfaktor. Die Vorstellung des Autors ist simpel und für jedermann greifbar, da er etwas ganz Natürliches thematisiert: Konflikte zwischen den Generationen. Weiterhin wird hier nicht an Brutalität, Gemetzel und Blutvergießen gespart. Man finde sich als Leser in einem gnadenlosen Kampf wieder – in einem Kampf ums Überleben und um das Erhalten eigener Wertvorstellungen. Obgleich es nicht viele Überraschungen gab und die Charaktere durchaus austauschbar auf mich wirken, kann ich dieses Buch absolut empfehlen. Einerseits begegnet uns hier eine beinahe einzigartige Atmosphäre, andererseits wirkt jede Handlung und jeder Satz mitreißend. Der inhaltliche Fluss ist so rasant, dass man förmlich an den Seiten klebt und dieses Buch – bis man auch das letzte Wort gelesen hat – nicht aus der Hand legen will. Wer hier eine 0815-Horror-Clown-Geschichte erwartet, sollte seine Erwartungshaltung schnellstmöglich revidieren, indem er dieses Buch liest.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 2/5
Geschichte: 5/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5
Gesamtbewertung: 4/5