
Über das Buch:
Autor: Alexander Hartung
Titel: Am Ende des Lichts
Herausgeber: Edition M (17. September 2024)
Genre: Thriller
ISBN: 978-2496715859
Preis: 11,99 €

Inhalt:
Als Hauptkommissar Jan Tommen morgens zur Arbeit kommt, sind seine Kollegen alle am Computer und betrachten das Video eines festgeketteten Mannes, das im Internet kursiert. Eine Stimme im Hintergrund fordert den Tod eines gewissen Paul Wank aus Berlin-Steglitz, sonst wird das Entführungsopfer binnen 24 Stunden einen tödlichen Stromstoß erhalten.
Die Polizei macht Paul Wank ausfindig, doch er kennt weder das Opfer noch liefert er ein mögliches Motiv für die Todesdrohung. Trotz aller Bemühungen gelingt es dem Ermittlerteam nicht, das Entführungsopfer zu lokalisieren und zu befreien. Der Mann wird vor laufender Kamera ermordet. Dann kündigt der Entführer ein weiteres Video an …
Meine Meinung:
Da ich bisher kein Buch von Alexander Hartung aus der Jan-Tommen-Reihe gelesen habe, war mir die Ermittlergruppe zunächst fremd. Man bekommt keine kurze Vorstellungsrunde oder Einführung in die Dynamik der Beziehungen der Charaktere untereinander. Daher schätze ich ein Vorweg-Lesen der Vorgänger macht hier definitiv Sinn und gestaltet den Einstieg leichter. Ansonsten habe ich keinen Nachteil als „Quereinsteiger“ der Reihe gesehen, die Haupthandlung ist unabhängig lesbar. Ungeachtet dessen, dass ich die Charaktere von Grund auf kennengelernt habe, habe ich eine gewisse Oberflächlichkeit festgestellt. Alle agierenden Hauptfiguren – egal ob Täter oder Ermittler – blieben für mich bis zum Schluss recht farblos und unnahbar. Es gab keine besonderen Charaktereigenschaften oder liebevoll eingebaute Makel in der Figurengestaltung, die meine Empathie oder Antipathie stark angesprochen haben. Da half es mir leider auch nicht, dass Chandu besonders gut, gerne und ständig für alle kocht. Inhaltlich haben wir es mit schätzungsweise 80% reiner Ermittlungsarbeit zu tun. Grundsätzlich ist das dem Genre entsprechend angemessen und entsprach auch in etwa meiner Erwartungshaltung. Dennoch war ich nach dem etwa fünften Mal auf-der-Stelle-treten und im-Kreis-drehen von Jan und seinem Team eher gelangweilt. Es gibt nur ein schwer erkennbares, mühsames Vorankommen, das ich persönlich als frustrierend empfunden habe. Die Schilderungen der Taten, so wie die Taten selbst haben mir hingegen gut gefallen. Die Beschränkung auf 24 Stunden mit dem dadurch einhergehenden Druck hat bei mir einen Teil der Spannung aufrecht erhalten. Hiervon hätte ich mir mehr Ausführungen gewünscht, da es für mich den Effekt der Bedrohung, den Thriller-Aspekt, unbedingt verstärkt hätte. Die Täter waren recht zeitig bekannt, obwohl man noch keinen erkennbaren Zusammenhang oder eine Motivation ausmachen konnte. Mich persönlich hat das Kennen der Mörder nicht gestört, mein Interesse am Spekulieren wurde dadurch eher geweckt. Und auch die große, nicht in den Fall passende Ungereimtheit – Paul Wank – hat mich ins Grübeln versetzt und mein Ratefieber angefacht. Leider war letztendlich die Erklärung hinter dem Ganzen, die große Auflösung, eher eine Ernüchterung. Die Motivation der Mörder wirkt für mich an den Haaren herbeigezogen und bis auf ein paar kleine Details nicht nachvollziehbar. Als sich die Puzzleteile zusammengefügt haben, war ich enttäuscht über die gefühlt erzwungene Verbindung. Und da mir die Charaktere sowieso schon fremd erschienen sind, war auch der Epilog ein Moment, der mich eher ungläubig zurückgelassen hat.
Bewertung:
Grundsätzlich würde ich gerne einem anderen Werk des Autors aus der Reihe eine Chance geben. Nachdem ich das Buch beendet habe, habe ich mir auch andere Rezensionen dazu angeschaut. Hier wird oft auf die Vorgänger und deren Unterschiede zu „Am Ende des Lichts“ verwiesen. Die vorangegangenen Teile werden deutlich positiver hervorgehoben, sodass ich das Gefühl habe, zu einem „schlechteren“ Buch der Reihe gegriffen zu haben. Im Schreibstil und Inhalt merkt man deutlich, dass Alexander Hartung großartige Ideen hat und mich Sicherheit auch unheimlich packende Thriller zu Papier bringt. Bei diesem Teil gab es für mich einfach zu viele Unstimmigkeiten und Aspekte, die mich inhaltlich ausgebremst haben, obwohl die Grundidee, und auch die Heranführung an diese, wirklich großes Potential hatte.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 2,5/5
Geschichte: 2,5/5
Spannung/Atmosphäre: 2,5/5
Überraschungen/Wendungen: 1,5/5
Gesamtbewertung: 2,8/5