
Über das Buch:
Autorin: Alma Eggers
Titel: Ava I : Schmetterlingsmann
Verlag: Wreaders Verlag
Genre: Dark Fantasy/Thriller
ISBN: 978-3967330403
Preis: 17,00€

Inhalt:
„Ist das der Tod? Bin ich tot, Fjodor? Hast du mich genau wie all die anderen vergewaltigt und ermordet? Ist das hier nur in meinem Kopf? Weil ich es nicht ertragen kann, dass du mir wehgetan hast?“
Sie sah ihn an. Diesen Fremden, der ihre Schwester getötet, ihr alles genommen hatte. Und sie wollte ihn hassen, so sehr. Aber wie sollte sie, wenn seine blauen Augen sie mit diesem Schmerz ansahen, mit dieser Pein und diesem unendlichen Leid.
„Das ist nur meine Welt, Ava.“ Er breitete seine Arme aus und sie waren so weiß im Gegensatz zu den schwarzen Flügeln an seinem Rücken. „Nur meine grausame, grausame Welt.“
Meine Meinung:
Wer bereits mit dem Schreibstil der Autorin vertraut ist, weiß, dass dieser durch seine vielen Metaphern und gut platzierten Wiederholungen intensiv und einmalig daherkommt. Jedes Wort ist genau da, wo es sein soll, es gibt keine zufälligen Sequenzen und Alma Eggers erzielt damit die perfekte Wirkung, die perfekte Atmosphäre. Ich habe das Gefühl, umso mehr Bücher der Autorin man liest, desto mehr versteht man diesen Stil, diesen außergewöhnlichen Ausdruck und die Intention dahinter. Alma Eggers liebt es, Figuren mit schwerwiegender Vergangenheit und psychischen Problemen zu konstruieren. Hier begegnen wir der jungen Ava. Ava hat ihre Schwester verloren. Sie wurde ihr auf die brutalste Weise genommen: vergewaltigt und ermordet. Der Boden unter Avas Füßen tut sich nach dem Tod von Lilia auf. Ava will Rache, sie will den Mörder ihrer Schwester tot sehen. Und hier beginnt unsere Geschichte. Eigentlich soll es sich dabei um ein Fantasy Buch handeln, allerdings überwiegen Brutalität, Gewalt, Blut und Tod. Die Fantasy-Elemente sind untergeordnet und nur am Rande wahrnehmbar. So unauffällig, dass dieses Buch auch für jeden Thriller- und Horror-Fan empfehlenswert ist. Eine Schwierigkeit stellen für mich anfangs immer wieder die vielen Charaktere, mit denen die Autorin gerne arbeitet, dar. Viele Namen auf einem Haufen, alle haben miteinander zu tun, einige klingen sehr ähnlich – hier braucht es wirklich einige Zeit, bis man sich innerhalb der Figurenkonstellation zurecht findet. Einige Fragen bleiben auch nach Beendigung des Buches unbeantwortet: Zum Beispiel was es mit der Figur Reik auf sich hat. Allerdings handelt es sich um eine Trilogie und so hoffe ich, dass sich am Ende aller drei Werke sämtliche Puzzleteile an seinem Platz einfinden. Die Atmosphäre ist außergewöhnlich und intensiv. Melancholie trifft auf Dunkelheit. Der Tod trifft auf die Liebe. Schmerz trifft auf Sehnsucht. Alma Eggers führt uns mit angehaltenem Atem durch dieses Werk. Man weiß nicht, was einen auf der nächsten Seite erwartet. Welche Grausamkeiten Fjodors Welt noch für uns bereithält. Anfang und Ende des Buches bilden einen perfekten Rahmen, der den Leser beinahe an allem Gelesenen zweifeln lässt. Allerdings sitzen die Worte der Autorin tief und man wird beinahe süchtig nach ihren Sätzen, ihren Gedanken, nach dieser dunklen Welt. Der Leser wird dieser beinahe gewaltsam entrissen und sofort merkt man, dass etwas fehlt. Allerdings ist dieses Zusammenspiel zwischen Wahn, Realität und Fantasie so gekonnt ausgearbeitet, dass diese Mischung der Geschichte einen ganz besonderen Charme verleiht. Fjodor und Ava loszulassen, tut erst mal weh. Die Figuren sind so intensiv und mitreißend dargestellt, dass man sich ihnen beinahe nahtlos anfügen möchte. Man möchte Teil dieser schmerzhaften, gewalttätigen, aber auch bewegenden Geschichte der beiden sein. Liebe oder nicht, das muss man als Leser für sich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil habe mit den beiden gefiebert. Diese dunkle Anziehung, die zwischen den beiden herrscht, springt mithilfe von Alma Eggers unglaublichem Schreibstil auf uns über. Die Geschichte berührt auf einer düsteren Ebene. Das Ende lädt zum Weiterlesen ein. Es bildet einen unerwarteten, aber zugleich auch passenden Abschluss dieser herzzerreißenden, intensiven Geschichte. Ich verneige mich vor so viel literarischem Können.
Bewertung:
Ich habe in diesem Buch ein Jahreshighlight gefunden. Für mich gibt es einen kleinen Kritikpunkt, welcher sich allerdings mit der Zeit legt, weil man die Charaktere besser kennenlernt und sie dann auch leichter zuordnen kann. Das Setting, die Atmosphäre und die von Alma Eggers geschaffene Welt sind so einmalig und intensiv, wie ich es selten erlebt habe. Ich bin ein bisschen süchtig nach all dem geworden und wollte eigentlich ungern wieder aus dieser Fantasie-Welt auftauchen. Düster, mitreißend, spannend und bewegend kommt dieses Buch daher. Unterstützt von einer unverblümten Wortwahl, die sich auch nicht vor Gewalt, Blut und Brutalität scheut, vereint dieses Buch viele Elemente, die in ihrem Zusammenspiel einen einmaligen Lesegenuss darbieten. Ich kann an dieser Stelle eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen, da ich selten von einer Geschichte so eingenommen und positiv überrascht wurde.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 4/5
Geschichte: 5/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5
Gesamtbewertung: 4,8/5
• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Wreaders Verlag. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]