
Über das Buch:
Autorin: Alma Eggers
Titel: Bellatrix I – Milch und Blut
Verlag: Wreaders Verlag
Genre: Fantasy, Science-Ficiton
ISBN: 978-3967330526
Preis: 17,50€

Inhalt:
„Hörst du die Schreie?“, flüsterte sie. „Das sind die Menschenkinder, Hannibal.“ 16 Jahre nach dem Untergang liegt Berlin in Schutt und Asche. Die Rhozaren, jenes fremde Volk einer anderen Welt, sind in die unsere eingedrungen, haben Leben ausgelöscht und neues erschaffen. Sie stehlen Menschenkinder, foltern sie in ihren schwarzen Palästen. Bellatrix, eines dieser Kinder, kann fliehen und findet sich auf den dunklen Straßen der einst so prachtvollen Stadt Berlin wieder. Dort schließt sie sich einer Bewegung an, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kinder in den Palästen zu retten. Doch weiß niemand von ihnen, gegen welche Fremde sie aufbegehren und dass in den Seelen dieser verlorenen Kinder eine Kraft schlummert, die alle Welten zerstören kann.
Meine Meinung:
Mit dem Schreibstil von Alma Eggers bin ich bereits durch ein anderes Buch von ihr sehr vertraut. Auch in „Bellatrix I“ findet man stilistische Parallelen zu eben jenem Schreibstil. Geprägt von vielen Wortwiederholungen und teilweise knappen Ausdrücken, schafft es die Autorin die düstere, bedrohliche Stimmung perfekt einzufangen. Das ist nicht immer ganz einfach, da man sich an diesen Satzbau und seine Wirkung erst gewöhnen muss. Dennoch kann ich sagen, dass Alma Eggers einen unverwechselbaren, einzigartigen Stil hat, der sich aus der Masse hervorhebt und jeder Geschichte eine ganz besondere Note verleiht. Obwohl Fantasy nicht mein bevorzugtes Genre ist, konnte ich mich mit dieser Geschichte sehr gut identifizieren. Die fantastischen Elemente sich vergleichsweise zurückhaltend vorhanden und wirken in dem Gesamtkonzept der Geschichte sehr gut platziert. Die Atmosphäre ist sehr düster. Diese Düsternis wird durch brutale Handlungen und finstere Charaktere unterstützt. Die Charaktergestaltung selbst fand ich genial. Angefangen bei den außergewöhnlichen Namen, die uns nicht gänzlich unbekannt sein und gewisse Assoziationen in uns hervorrufen dürften. Außerdem gibt es da noch die verworrenen und undurchsichtigen Verbindungen, die alle Charaktere auf irgendeine Weise miteinander eint. Als Leser wird man lange über deren Vergangenheit und Beziehungen zueinander im Dunkeln gelassen. Das verstärkt natürlich auch das Gefühl, dass man den Fortgang der Geschichte nicht erahnen kann. An Spannung und überraschenden Wendungen mangelt es hier definitiv nicht. Da man dieses neue Berlin, diese neue Welt, als Leser auch nicht kennt, will man konstant wissen, wie die Menschen mit den Rhozaren umgehen, wie sie deren Existenz verändert und einnimmt. Ein bisschen gestört hat mich, dass man ein wenig über den schwarzen Palast und die Rhozaren im Allgemeinen im Dunkeln gelassen wird. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man ein paar Hintergrundinformationen bekommt, die ein besseres Verständnis der Gesamtsituation unterstützt hätten. Nach und nach ergeben sich einige Informationen natürlich aus dem Kontext heraus, jedoch wirkt dieser Kontext oftmals ziemlich kryptisch, sodass als Leser die Fantasie gefragt wird. Am meisten konnte mich jedoch begeistern, dass dieses Buch auf mich überhaupt nicht wie ein typischer Fantasy-Roman gewirkt hat. Gewalt, gebrochene Seelen, Prostitution und Tabuthemen werden hier gekonnt verpackt und ein Teil der Geschichte. Man wird einfach von diesem Zusammenspiel der Grausamkeiten gepackt und nicht mehr losgelassen. In all der Finsternis gibt es jedoch auch schöne Momente, die ebenfalls in der genau richtigen Portion eingebracht wurden. Eine düstere und zum Scheitern verurteilte Liebesgeschichte, die dem Leser in dieser dunklen, brutalen Welt ein Stück Hoffnung ohne Garantie serviert.
Bewertung:
Für mich ist dieses Buch ein kleines Meisterwerk. Besonders wird es natürlich hauptsächlich durch den unverwechselbaren und intensiven Schreibstil der Autorin. Dennoch gibt es auch Unterstützung von den genialen Charakteren – vor allem diese kreative Namensgebung – die einander nicht offen gegenüber sind. Das macht einen Großteil des Reizes aus: jeder hat eine dunkle Seite und kein Charakter scheint so zu sein, wie er uns als Leser begegnet. Insgesamt kann ich an diesem Buch nur bemängeln, dass ich mir ein paar mehr Hintergrundinformationen über dieses fremde Volk gewünscht hätte. Die Rhozaren werden mir einfach zu wenig beleuchtet, da die agierenden Charaktere im beinahe alleine Vordergrund stehen. Da dieses Buch jedoch der Auftakt einer Trilogie ist, hoffe ich auf vertiefende Elemente der Rhozaren in der Fortsetzung. Ansonsten gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung. Auch wenn Fantasy nicht mein bevorzugtes Genre ist, wirkt diese Geschichte sehr realistisch und nachvollziehbar. Wir erleben hier einfach eine vorstellbare Welt, die durch ihre Finsternis und Brutalität gezeichnet ist und Freunde dieser Elemente – wie auch mich – absolut zufrieden stellen dürfte.
Schreibstil: 5/5
Geschichte: 4/5
Charaktere: 5/5
Spannung: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5
Gesamtbewertung: 4,8/5

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Wreaders Verlag. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]