Alma Eggers: Noa – Euphorie

Über das Buch:

Autorin: Alma Eggers
Titel: Noa: Euphorie
Verlag: Wreaders Verlag
Genre: Roman/Thriller
ISBN: 9783967330861
Preis:  17,50€

Inhalt:

Berlin wird überschwemmt: von einer neuen Droge, die den Namen Euphoria trägt. Und Euphoria agiert als Göttin, existiert nur in den Gedanken der Abhängigen und entscheidet über ihr Leben, über ihren Tod. Noa Antor verkauft sie, diese kleinen, silbernen Pillen. An eine auserwählte Gruppe junger Studenten, die ihr ganz eigenes Spiel in Euphorias Wahn vollführen. Sie fressen ihren Narren an Noa, zerren sie tiefer und tiefer in ihre Welt aus Dunkelheit und Drogen. Alsbald kann sich Noa der Anziehung nicht verwehren, die Euphoria, aber auch diese Gruppe auf sie ausüben. So lässt sie sich fallen, in diese ihr doch bekannte Welt, in der Vergangenheit und Gegenwart unlösbar ineinander verworren sind und die Konturen von Vorstellung und Realität bis zur Unkenntlichkeit verschwimmen.

Meine Meinung:

Unglaublich intensiv! Das war während des Lesens mein kompletter Eindruck. Der Schreibstil, die Figuren, deren Empfindungen – das alles habe ich als unglaublich intensiv und packend wahrgenommen.
Die Charaktere sind allesamt gebrochene, zerrüttete Seelen. Sie suchen den Kick in einer Droge, die sie vergessen lässt, wie kaputt sie sind. Allen voran Noa, die die Droge zunächst an eine Gruppe Studenten verkaufen soll, dann jedoch selbst recht schnell in körperlichen Kontakt mit Euphoria tritt. 
Zu Beginn fand ich den Schreibstil schwer zu ertragen. Nicht, dass er besonders schwierig an sich war. Ich habe ihn als zu einfach und sich ständig wiederholend empfunden. Recht schnell begreift man jedoch, wie perfekt dieser Schreibstil in die Atmosphäre des Buches und in jede Situation passt. Der Schreibstil wirkt wie ein vorgehaltener Spiegel, vor den Gedanken der Charaktere. Wort für Wort hat man das Gefühl, eines mit der Person zu werden, deren Gedankengängen man folgt. Jedes Wort wird nachvollziehbar und jede Wiederholung ergibt Sinn. Man kommt den Charakteren emotional schon sehr nah. Sie sind plausibel und tiefgründig aufgebaut. Durch wechselnde Perspektiven bekommen wir in jeden einen Einblick. Dieses Buch macht uns zu Gaffern: Wir betrachten diese zerrütteten Körper und gebrochenen Geister, wie sie an der Droge zugrunde gehen, wie sie sich in einem Abwärtsstrudel befinden und wie sie fallen. Dabei kommt aber auch ein bisschen psychische und physische Gewalt nicht zu kurz, die Charaktere erleben ihr Leiden also nicht nur auf psychedelischer Ebene. Und obwohl die Gestaltung der Beziehung zwischen Leser und Figur so offenherzig und nahbar erfolgte, konnte ich zu nicht zu allen Charakteren einen tieferen Zugang für mich finden. Demnach konnte ich Gefühle wie Mitleid, Wut, Hass oder Empathie auch nicht ständig während des Lesens empfinden. Ich war oft sprachlos und schockiert, diese Gefühle galten aber eher der Autorin, über so brutale und grausame Gedanken. Noa selbst ist ein unglaublich interessanter und intensiv gestalteter Charakter, deren Seele belegt von dunklen Schatten ist. Sie wirkt authentisch, denn auch wenn wir als Leser ihre wahre Verfassung kennen, sie jammert nicht, trägt ihr Leid nicht nach Außen. Durch all diese gekonnt eingesetzten Elemente, entsteht eine unfassbar große Spannung. Man wird auf nichts vorbereitet und kann die folgenden Handlungen weder einschätzen noch kommen sehen. Die Spannung bleibt konstant hoch und dieses Buch bietet alles, aber keine Langeweile oder Eintönigkeit. Einen Kritikpunkt gibt es für mich noch: Ich habe mich während des Lesens oft ertappt, wie ich mir eine Kapitellänge lang Klartext gewünscht hätte. Der Schreibstil ist einmalig und etwas Besonderes, aber an manchen Stellen hat es mir etwas gefehlt, dass Dinge, Tatsachen oder Handlungen einfach mal klar ausgesprochen werden. Dieses Buch lebt von seinem eigenen Kontext. Natürlich sind die Stränge dieses Buches unglaublich konsequent, und es stellt sich in den seltensten Fällen die Frage, was mit dieser Sequenz oder jenem Abschnitt gemeint war. Jedoch gab es für mich auch einige Momente, in denen ich mit dieser Schreibart nicht gut klarkam und eben nicht wusste, was genau passiert ist oder gemeint wurde. Später wurden diese „dunklen Flecken“ durch andere Aussagen oder Handlungen vertieft und konnten die Intentionen ihres Ursprungs aufdecken, aber an manchmal hätte mir ein einfacher, klarer Satz genügt.

Bewertung:

Ein großartiger Auftakt, der alles enthält, was man sich von einem Buch wünscht: Gebrochene Charaktere, psychische Probleme, Gewalt – sowohl seelische als auch körperliche, Spannung und einen einzigartigen und besonderen Schreibstil. Alma Eggers hat eine Geschichte geschaffen, die durch ihre Einzigartigkeit glänzt. Sie zeigt wie Abhängigkeit – nicht nur von Drogen – individuelle Seelen dunkel färben und mit Schatten überziehen kann. Einzig die teilweise fehlende Klarheit im Ausdruck kann ich kritisieren. Danke für dieses Buch – ich freue mich auf die Forsetzung!

Schreibstil: 4/5
Geschichte: 4/5
Charaktere: 5/5
Spannung: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5

Gesamtbewertung: 4,6/5

Bewertung: 5 von 5.

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Wreaders Verlag. •

[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]