Anna Lane: Eineinhalb

Über das Buch:

Autorin: Anna Lane
Titel: Eineinhalb
Verlag: SadWolf Verlag
Genre: Noir Contemporary Roman
ISBN: 9783964780324
Preis: 12,99€

Inhalt:

Eineinhalb Mal. So oft hat Mae versucht, sich nach dem Tod ihres Freundes das Leben zu nehmen. Sie hat den Kampf gegen ihre Schuldgefühle längst aufgegeben und landet in der Greenlake Therapieanstalt. Obwohl sich der junge Pfleger Sam alle Mühe gibt, Mae zurück ins Leben zu holen, bleibt sie verschlossen. Doch er ist nicht der Einzige, der ihren Alltag ins Wanken bringt. Derek, der Neuzugang, fordert Mae heraus und überredet sie dazu, ihre Medikamente abzusetzen und sich ihrer Traurigkeit zu stellen. Wem soll sie vertrauen? Sam oder Derek? Zerstört der Blick in ihr Herz sie endgültig oder gibt sie dem Leben – und der Liebe – eine zweite Chance?

Meine Meinung:

Diese Geschichte ist eine düstere Liebesgeschichte, die dem Leser die Abgründe der menschlichen Psyche aufzeigt. Mae lernen wir zunächst auf wenigen Seiten als Freundin von Raphael kennen. Hier nimmt die Dramatik in ihrem Leben auch ihren Lauf, denn sein Tod wird sie verändern und uns als Leser dahin führen, wo die Geschichte sich abspielt: in die Räume der Greenlake Therapieanstalt. Hier begegnen uns Sam und Derek. Zwei Charaktere, die nicht unterschiedlicher sein können. Wir haben hier stark ausgeprägte Gegensätze, wie etwa Armut & Reichtum, Gut & Böse, Liebe & Obsession. Während bei Sam sämtliche Charakterzüge nachvollziehbar und intensiv herausgearbeitet wurden, fehlten mir bei Derek oftmals noch mehr Details. Sobald er auftaucht, lässt sich Mae von seiner Negativität und seinem schlechten Einfluss anstecken. Hierdurch entsteht in der Geschichte eine besonders negativ aufgeladene Spannung, die der Atmosphäre des Buches sehr zugute kommt. Leider sind die wirklich intensiven Sequenzen, in denen Derek aktiv auftaucht und mitmischt, rar gesät. Die Dramatik um das geistige Befinden von Mae ist natürlich auch stark präsent, jedoch ist Derek ein probates Mittel, um dieses innere Ringen und Kämpfen von Mae hervorzuheben und hier hätte ich mir einfach mehr Negativität durch ihn gewünscht – zumal er am Ende der Geschichte eine nicht ganz unbedeutende Rolle spielt und die toxische Beziehung zwischen ihm und Mae mehr Aufmerksamkeit gebraucht hätte, um eine intensivere Wirkung erzielen zu können. Besonders genial sind die personifizierten Gefühle von Mae. Da hätten wir auf der einen Seite Derek, der ihre angeschlagene, selbstzerstörerische Seite widerspiegelt. Auf der anderen Seite steht Sam, der alle positiven Gedanken und Züge in Mae darstellt. Für mich sind die beiden Männer sowohl Metaphern, als auch Träger der Geschichte. Während Mae sich auf Derek viel leichter einlassen kann (wie sie auch lieber die düsteren, selbstzerstörerischen Gefühle zulässt), so agiert sie Sam gegenüber unnahbar und abweisend (wie sie auch ihre positiven Gedanken von sich schiebt und sich nicht gönnt). Ihre Seele ist zerrissen und obwohl beide Männer um ihre Aufmerksamkeit kämpfen – wenn auch aus unterschiedlichen Motiven – so muss sie sich am Ende für eine Seite entscheiden, die sie auch in ihrer Seele zulässt. Dass dieser Handlungskampf nicht nur auf der Bildebene stattfindet, sondern auch auf die Deutungsebene übertragen werden kann, wurde mir erst bei Beendigung des Buches klar. Umso schöner, dass mich sämtliche Handlungsstränge so zum Nachdenken und Interpretieren angeregt haben. Besonders ist an dem Buch außerdem, dass die Geschichte kein vordergründiges Ziel verfolgt. Wir haben keine Straftat, die aufgedeckt werden muss oder ein anderes offenes Rätsel, dessen Auflösung wir entgegenlesen und am Ende erfahren dürfen. Vielmehr dreht sich dieses Buch ausschließlich um Mae und ihre Seele. Wir begleiten sie einfach ein Stück, ohne klares Ziel oder absehbares Ende. Man kann als Leser natürlich grob den ein oder anderen Ausgang erahnen, jedoch begegnen uns auf dem Weg viele Entscheidungen und Handlungen, die nicht absehbar sind. Passend, denn auch Gefühle entwickeln sich nicht vorhersehbar oder steuerbar. Der künstlerische Aspekt der Geschichte ist gut gewählt, da die Charaktere somit nicht auf ihre psychische Erkrankung reduziert werden – wie es oftmals der Fall in solchen Geschichten sein kann – sondern auch als Menschen mit Träumen, Zielen und Hobbys dargestellt werden.

Bewertung:

Eindrucksvoll. Intensiv. Sensibel. Mit diese Worten würde ich den Roman von Anna Lane beschreiben. Äußerst einfühlsam zeichnet die Autorin die Charaktere mit ihren Worten, verleiht ihnen Ecken und Kanten. Wir als Leser dürfen sie dabei begleiten – entweder auf dem Weg der Heilung oder dem endgültigen Absturz der Psyche. Ein Schreibstil, zart wie eine Mohnblume – entwirft liebevolle Sätze und Beziehungen. Einzig Derek wirkte auf mich blasser, als er hätte sein müssen. Ansonsten stimmt dieses Buch nachdenklich und lässt den Leser mit zwiegespaltenen Gefühlen zwischen Melancholie, Sehnsucht und Hoffnung zurück.

Schreibstil: 5/5
Charaktere: 3/5
Geschichte: 4/5
Spannung: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 4/5

Gesamtbewertung: 4/5

Bewertung: 4 von 5.

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem SadWolf Verlag. •

[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]