Aristanae VanHofen: Dollhouse

Über das Buch:

Autorin: Aristanae VanHofen
Titel: Dollhouse – Blutige Sünden
Verlag: Independently published (8. August 2020)
Genre: Psychothriller
Preis: 13,21 €
ISBN: 979-8673250617

Inhalt:

Drei Psychopatinnen, die im ‚Dollhouse‘ Rache an einer Gesellschaft nehmen wollen, die ihnen Leid zufügt.
„Sie sollen für ihre Sünden brennen.“ – Fatima Jakande, Anwältin.
„Perfekte Puppen sind das Ideal.“ – Delancey Durand, Chirurgin.
„Selbstjustiz ist die wahre Gerechtigkeit.“ – Charlie Nikolaev, Informatikerin.
Ein zu hinterfragendes Werk! Was ist Gesellschaft? Was kann ein Einzelner verändern? Die ‚Protagonistinnen‘ wählen einen Weg, der durchaus fragwürdig ist.

Meine Meinung:

Die Protagonistinnen Charlie, Fatima und Désirée sind Frauen, mit denen absolut nicht zu spaßen ist. Das Buch verschafft uns einen Einblick aus jeder der drei Sichtweisen. Charlie ist quasi der Kopf der kranken Gruppe. Ihr gehört das Dollhouse, sie stellt Fatima und Désirée die Räumlichkeiten für das Ausleben ihrer abartigen Fantasien zur Verfügung. Charlie selbst hat mit den beiden anderen Frauen eine Ebene gefunden, auf der die spezielle Beziehung der drei funktioniert, während Fatima und Désirée sich nicht so richtig sympathisch sind. Dennoch scheint Charlie ausschließlich die Rolle der Chefin inne zu haben. Sie „besorgt“ die Objekte für ihre beiden Mitstreiterinnen, jedoch lässt sie selbst sich nicht an ihnen aus. Bis auf Charlie fand ich die Figuren sehr interessant und vielschichtig gestaltet. In der Öffentlichkeit mimen sie die normalen, arbeitenden Business-Frauen, während sie hinter verschlossenen Türen gegen sämtliche Gesetze verstoßen und dieses – in ihren Augen – selbst in die Hand nehmen. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin den Protagonistinnen einen Rechtfertigungsgrund für ihre Taten geben wollte. Dieser war jedoch nicht nachvollziehbar und wurde auch nicht bis zum Ende gedacht. Für mich wirkte diese Begründung wie eine lapidare Ausrede, die natürlich die Taten keinesfalls rechtfertigt, denn moralisch verwerflich sind diese so oder so. Es hätte also keine Begründung gebraucht, da der Leser nicht wirklich viel damit anfangen kann. Am interessantesten fand ich die Geschichte um Désirée und ihre perfekten Puppen. Sie ist in meinen Augen der einzige Charakter, der mit den Taten ein selbst gestecktes Ziel verfolgt. Hinter ihren Handlungen steckt ein Plan. Sie hat eine Vision und geht für diese wortwörtlich über Leichen. Währenddessen Fatima augenscheinlich nur einen Ausweg aus ihrem Alltag sucht und nicht mit vollem Herzen dabei ist – wie sich auch im folgenden Verlauf des Buches zeigt. Die Geschichte ist spannend. Es gibt zwar kein für den Leser sichtbares Ziel oder eine Richtung, in die uns dieses Buch bringen soll, allerdings ergibt sich das während des Lesens. Auffällig ist, dass viele Handlungsstränge begonnen, aber nicht zu Ende gedacht wurden. Ich hatte zwischenzeitlich den Eindruck, dass die Autorin möglichst viel Handlung in die Geschichte packen wollte. Manche davon waren jedoch für die eigentliche Geschichte überflüssig, sodass sich deren Ausgang verloren hat und plötzlich als abgehakt galt. Grundsätzlich ist die Idee des Buches sehr gut umgesetzt worden. Man hört auf, die Frauen für ihre Taten zu verurteilen. Man möchte sie nur auf ihrem Weg begleiten und erfahren, wie weit der Wahnsinn sie noch treibt. Gewalthandlungen und Triggerthemen kamen dabei auch nicht zu kurz und geben diesem Psychothriller die notwendige Brutalität. Dabei verwendet die Autorin eine angemessene und niveauvolle Sprache, die sich sehr gut in die Atmosphäre des Dollhouse einfügt. Der Wahnsinn und die Kaltschnäuzigkeit im Inneren der Protagonistinnen konnten gut aufgezeigt werden. Das Ende der Geschichte bildet einen passenden Abschluss. Obwohl hier noch viele Fragen offen sind und man als Leser noch längst nicht über alles im Bilde ist, so wird man zumindest über den Ausgang einer Protagonistin aufgeklärt. Hätte sich das Buch ausschließlich um sie und ihren Werdegang gedreht, wäre dieses Ende mehr als zufriedenstellend gewesen. Allerdings fragt man sich, was aus allen anderen Charakteren wird, die man lang und breit kennengelernt hat. So wirkt das Ende zwar passend, aber nicht vollständig.

Bewertung:

Die Geschichte hatte für mich viele starke Momente. Die Idee, die Charaktere und auch Teile der Umsetzung versprechen hier einen spannenden Psychothriller. Allerdings gab es viele Situationen, in denen die Autorin mir das Gefühl vermittelt hat, dass sie möglichst viel Spannung durch viele Handlungsstränge und viele Gedanken kreieren wollte. Das hat der Geschichte in meinen Augen nicht gut getan, denn viele offene Fragen sind auch nach der letzten Seite geblieben. Die Konzentration auf einige wenige Handlungsstränge und die intensive Ausarbeitung dieser hätte bei einer solchen Geschichte eine größere Wirkung erzielt, da das Dollhouse mit seinem Innenleben als Story schon ausreichend war. Es braucht nicht viel Drumherum, da es durch seine Bewohner bereits schockierend auf den Leser wirkt. Der Fokus auf einigen wenigen Highlights hätte dem roten Faden der Geschichte gut getan.

Dennoch hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Ich war gefesselt von der Idee und der Geschichte um Fatima, Charlie und Désirée. Die Frauen sind ganz besondere Protagonistinnen, jede auf ihre Art ein zweischneidiges Schwert, facettenreich, eiskalt und skrupellos. Gerade der Anfang war herausragend. Die Idee wirkte auf mich so neu und wurde genial umgesetzt. Die ersten Seiten habe ich nur so verschlungen und ich persönlich hätte gerne mehr Zeit im Dollhouse verbracht.

Schreibstil: 4/5
Charaktere: 4/5
Geschichte: 3/5
Spannung: 3,5/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5

Gesamtbewertung: 3,5/5

Bewertung: 3.5 von 5.

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