Armands A. Asimov: Moribundus

Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar

Über das Buch:

Inhalt:

Ein Kater wird zum Rächer und entfesselt den Horror in der Halloween-Nacht. Garv ist mehr als nur ein Haustier. Misshandelt, verspottet und gegen einen Hund eingetauscht, wächst in ihm eine unheilvolle Wut. In der Nacht vor Halloween begegnet er dem geheimnisvollen Streuner und erhält eine Macht, die alles verändert. Was als stille Qual beginnt, verwandelt sich in einen Rachefeldzug voller Dunkelheit. Wo zuvor Ohnmacht herrschte, entstehen grausame Pläne. Und jeder, der Garv verletzt hat, wird den Preis dafür zahlen. Zwischen Tierfantasy und Horror entfaltet sich eine düstere Geschichte über Vergeltung, Magie und den Verlust der Unschuld. Unheimlich, beklemmend und fesselnd bis zur letzten Seite. Die Frage ist nicht, ob er zuschlägt sondern wann.

Meine Meinung:

Die Animals Lane Reihe besteht aus kleinen Novellen, die sich jeweils einer Tierart widmen und vor allem augenöffnend auf den Lesenden in in Bezug auf den Umgang mit nicht menschlichen Spezies wirken sollen. In „Passus I: Moribundus“ ist die agierende und gleichzeitig leidtragende Figur eine rote Hauskatze namens Garv.
Ich muss gestehen, dass ich den Autor hinsichtlich des Schreibstils unterschätzt habe. Ich bin normalerweise keine Vorwort-Leserin. Hier jedoch hat mich der Umgang mit Worten von Armands A. Asimov bereits gepackt, bevor die Geschichte überhaupt richtig erzählt wurde. Der Schreibstil ist weder plump, noch grob oder primitiv. Er ist beinahe schon zu gehoben und poetisch für eine Horror-Novelle. Allerdings passt dieser Aspekt perfekt, denn er verleiht der Geschichte eine niveauvolle, behagliche Atmosphäre. Generell muss ich sagen, dass die Geschichte eher vermindert Horror-Momente im klassischen Sinne transportiert. Gegen Ende wird es an rar gesäten Stellen brutal und auch dezente Schilderungen von Gewalt werden eingebaut. Allerdings baut die Geschichte emotional eher auf mitleiderregende, nachdenklich stimmende Momente. Ich möchte behaupten, dass beinahe jeder irgendwelche Berührungspunkte mit Haustieren hat und genau darauf baut auch der Autor mit seiner Darstellung – äußerst gelungen wohlgemerkt. Dieses naive, blinde Vertrauen gepaart mit hilfloser Abhängigkeit, das Haustiere gegenüber ihren Besitzern aufbringen, wird hier auf schmerzhafte und herzzerreißende Weise dargestellt.
Besonders gut gefallen hat mir der stilistische Einsatz der Kapitelzierden. Jedes neue Kapitel wird von der geschwärzten Silhouette einer Katze nebst einer Person geschmückt. Das Größenverhältnis der beiden ist dabei realistisch dargestellt. Oder um es pessimistisch zu betrachten: Der Mensch ist der Katze überlegen. Doch sobald die inhaltliche Wendung eintritt, verändern sich auch die Silhouetten: Die Katze wird jetzt in menschlicher Größe dargestellt, während die Person im Verhältnis auf die Größe der Katze reduziert wird. Ich mag die Idee, die Verschiebung der Machtverhältnisse nicht nur inhaltlich, sondern auch subtil optisch als kleines Easter-Egg einzubinden. So erkennt man den genauen Moment, in dem sich Garvs Einstellung zu seinen Menschen langsam in etwas Gefährliches, Überlegenes und Böses wandelt.

Bewertung:

Als Besitzerin eines Hundes hat mir dieses Buch an vielen Stellen einen literarischen Schlag ins Gesicht verpasst. Der Autor zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass Tiere letztendlich nur Tiere sind. Sie verstehen nicht unsere Beweggründe oder sehen Situationen so wie wir sie sehen. Ihr Überleben fußt einzig auf einem unbegründeten Vertrauen uns gegenüber. Die Geschichte zeigt schmerzhafte Auswirkungen missbrauchten Vertrauens und unnötigen Machtmissbrauchs einer Spezies gegenüber, die uns von Natur aus unterlegen ist. Allerdings zeigt diese Geschichte auch was passieren kann, wenn sich das Machtgefälle verschiebt und ich liebe die Idee dahinter. Schonungslos, ehrlich und wahnsinnig gesellschaftskritisch gibt Armands A. Asimov mit diesem Buch seinen Lesern Stoff zum Nach- und Umdenken.

Schreibstil: 5/5
Geschichte: 4/5
Charaktere: 4/5
Spannung/Atmosphäre: 4,5/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5

Bewertung: 4 von 5.