
Über das Buch:
Autorin: Berit Sellmann
Titel: Erfrorene Seele
Verlag: SadWolf Verlag
Genre: Noir Thriller
ISBN: 978-3-96478-026-3
Preis: 14,99€

Inhalt:
Seit ihrem achten Lebensjahr leidet Wiebke unter dem spurlosen Verschwinden ihrer Mutter. Ein auf Grönländisch verfasstes Tagebuch, das sie zwölf Jahre später findet, lässt sie in die Hundert-Seelen-Siedlung Tiniteqilaaq an Grönlands Ostküste reisen. An den Ort, an dem Wiebke ihre Mutter als verschollen wähnt.
Das mystische Land zieht sie vom ersten Moment an in seinen Bann. Pana, ein Hotelangestellter, nimmt Wiebke mit zu seiner Mutter. Eine Frau, die Wiebkes Mutter bis aufs Haar gleicht. Hat ihre Suche endlich ein Ende? Oder ist es nur die Zwillingsschwester, die in dem mysteriösen Tagebuch erwähnt wird und gefährlich zu sein scheint? Und was ist mit den seltsamen Visionen, die Wiebke heimsuchen?
Ein gewaltiger Eisberg aus Fragen türmt sich vor ihr auf. Wiebke muss sich ihrer Vergangenheit stellen – einer Vergangenheit, die tiefer in den Abgrund reicht, als sie ahnt.
Meine Meinung:
Das Beste am Buch war für mich definitiv der Schreibstil. Die Autorin bedient sich einer so wunderschönen, metaphorischen und bildhaften Sprache. Diese wird jedoch nicht willkürlich eingesetzt, sondern vor dem Gedanken an das Setting. Wir bekommen Schnee, Eis, Kälte, Erfrieren und eine winterliche Atmosphäre geboten – sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Dieser symbiotische Aufbau kreiert die perfekte Atmosphäre. Man kann nicht einen Augenblick vergessen, welches Klima uns umgibt und welche eiskalten Themen zur Sprache kommen, und sowohl die Protagonistin, als auch den Leser erzittern lassen. Die Charaktergestaltung mochte ich ebenfalls ganz gerne. Pana ist für mich ein super sympathischer Typ und ich habe ihn direkt in mein Herz geschlossen. Wiebke indes konnte mich während der ganzen Geschichte nicht so sehr einnehmen. Ich konnte manche ihrer Reaktionen oder Handlungen schwer nachvollziehen, da sie für ihre 20 Jahre doch recht unsicher und kindlich wirkt. Ein bisschen mehr Stärke hätte ihr in meinen Augen ganz gut getan und die Spannung definitiv gesteigert. Durch ihre recht schwachen Charakterzüge nimmt sie Vieles als gegeben hin, obwohl ein wenig Sturheit und trotziger Kampfgeist ihrerseits dem Handlungsverlauf eine ordentliche Würze hätte verleihen können – die hat mir persönlich nämlich manchmal gefehlt. So hingegen bestimmen andere ihren Weg und sie lässt sich einfach von den emotionalen Wellen – ausgelöst durch all die anderen – treiben. Natürlich können auch solche Charakterzüge eine Geschichte erst vervollständigen, hier jedoch hätte ich mir mehr Wehr, mehr Wut und einen Hauch Temperament gewünscht. Die Geschichte selbst fand ich toll. Von der Idee hin bis zur Umsetzung gibt es für mich beinahe nichts zu kritisieren. Ab und zu werden gedankliche Sprünge gemacht, denen es mir manchmal zu folgen schwerfiel. Dennoch haben wir hier einen spannenden Aufbau mit überraschenden und neuartigen Wendungen. Der oberflächliche Einsatz der grönländischen Kultur und Sprache hat mir sehr gefallen. Man wird als Leser nicht mit kulturellen Informationen überladen, sondern bekommt ausgewählte Häppchen serviert, wenn es gut zu passen scheint. Gestört hat mich das überhaupt nicht, denn es war für mich interessant und lehrreich zu lesen und hat dem Buch ein Stückweit mehr zu seinem eiskalten Charme verholfen. Spannung ist in meinen Augen ebenfalls ausreichend vorhanden, jedoch nicht im Überfluss. Gerade zu Beginn gab es einige langgezogene Passagen, die für mich eher Romancharakter hatten.
Bewertung:
Alles in allem und nach Abzug jeglicher Kritik kann ich dieses Buch nur weiterempfehlen. Die Geschichte ist etwas völlig Neues und Andersartiges, das hat mich absolut fesseln können. Bis auf abflauende Spannung hier und da, war die Geschichte durchweg spannend und ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen. Es war für mich eine völlig neue Erfahrung und an spannenden Wendungen hat es hier ebenfalls nicht gemangelt. Ich konnte mir wirklich schwer vorstellen, wie der Verlauf ausfallen wird und was uns kommende Handlungsstränge noch bereithalten werden. Die Atmosphäre hätte für mich ein bisschen düsterer gestaltet sein können und auch an Wiebke würde ich charakterlich die ein oder andere Änderung vornehmen. Dennoch haben wir hier einen höchst niveauvollen, beinahe schon poetischen, Noir Thriller vorliegen, der den Leser in eine eiskalte und wunderschöne Welt entführt – eine Welt, in deren Schneegestöber und zwischen all dem Eis man sich sehr gut verlieren kann.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 4/5
Geschichte: 5/5
Spannung: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5
Gesamtbewertung: 4,6/5

– Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem SadWolf Verlag. –
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]