
Über das Buch:
Autorin: Bryn Greenwood
Titel: Unser leichtfertiger Eid
Originaltitel: The Reckless Oath We Made
Verlag: Festa Verlag
Festa Must Read
ISBN: 978-3-86552-944-2
Preis: 22,99 €

Inhalt:
Zee würde nie zugeben, dass ihr im Leben jemand fehlt. Doch dass es ausgerechnet der autistische Gentry sein könnte, ist für sie unvorstellbar.
Als eine Entführung Zees Familie zerreißt, wendet sie sich in ihrer Hilflosigkeit an Gentry. Schließlich hat er den ritterlichen Eid abgelegt, Zee um jeden Preis zu beschützen.
Und so beginnt eine gefährliche Reise, die beide für immer verändern wird …
Meine Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir alles andere als leicht. Immer wieder legte ich die Lektüre beiseite, so richtig zu fesseln vermochte sie mich einfach nicht. Das lässt sich von meiner Seite mit zweierlei Aspekten begründen. Zunächst zeichnet sich lange nicht klar ab, worauf die Autorin mit dieser Geschichte hinaus will. Geht es vordergründig um Zee´s entführte Schwester und deren Befreiung? Dafür findet sie und ihre Situation zu wenig Erwähnung. Geht es um Zee´s Mutter mit Sammelzwang und um die zerrüttete Beziehung der beiden zueinander? Auch hier wird der Leser mit zu wenigen Häppchen versorgt, als dass es der primäre Handlungsstrang des Buches sein könnte. Und so zog es sich mit sämtlichen Szenen und Ereignissen durch die Geschichte. Hinzu kam noch Gentry, dessen Rolle ich nicht so recht einzuordnen vermochte. Zee selbst bezeichnete ihn anfangs als Stalker, allerdings zeigte sich im Verlauf, dass er etwas ganz anderes verkörpert. Gentry ist Autist. Die aus seiner Sicht geschilderten Abschnitte zeichnen sich durch eine altertümliche Sprechweise aus. Ein weiterer Punkt, der den Einstieg erschwert, da Gentrys Art zu sprechen und zu denken zunächst sonderbar und befremdlich erscheint. Rüstungen, Schwerter und ein ritterlich geprägtes Leben geben ihm Halt. Er ist höflich, loyal und harmlos. Damit ist er das genaue Gegenteil von Zee, welche sich durch ihr chaotisches Leben, ihre derbe Sprache und einen Hang krimineller Entscheidungen stark von dem strukturierten Jungen unterscheidet. Dennoch schwört Gentry, dass er der Champion von Zee ist und sie auf ihrem Weg begleitet. So merkwürdig die Charaktere, die Konstellationen und auch Handlungen anfangs sein mochten, das alles entwickelt sich in eine unvorhersehbare Richtung. Alles scheint skurril, sonderbar und scheint nicht recht zueinander zu passen. Dennoch schafft es die Autorin, dass sich die einzelnen Elemente im Verlauf der Geschichte so formen und entwickeln, dass sie letztendlich eine Einheit bilden. Das Buch ist an der ein oder anderen Stelle derb, gegen Ende wird es auch etwas brutal, aber das macht nicht den Vordergrund von „Unser leichtfertiger Eid“ aus. Die Geschichte wird mit jeder Seite tiefer und intensiver. An mancher Stelle fließt gut platzierter Humor ein, an anderer Stelle werden dafür ernste Themen präferiert. Obwohl der Start derart holprig war, hat sich das Lesen definitiv gelohnt. Das Buch zeigt auf, wie die simple Gesellschaft von Personen einen Charakter verändern kann, welche Entwicklungen man dadurch schafft. Auch wenn nicht alle Entscheidungen in diesem Buch einen positiven Ausgang genommen haben oder ausschließlich die schönen Seiten des Lebens aufgezeigt haben, so lässt diese Geschichte den Leser doch mit einem guten Gefühl zurück. Mich persönlich hat sie sehr nachdenklich gestimmt, allerdings bin ich während des Lesens auch so tief in das Geflecht von Zee und Gentry eingetaucht, dass mir das Verlassen dessen sehr schwer gefallen ist. Die Autorin hat mich durchaus mit einem Hauch Melancholie und einem Kopf voller Gedanken zurückgelassen.
Bewertung:
Auch wenn ich anfangs nicht viel Positives über dieses Buch zu sagen hatte, hat es sich für mich als Highlight entpuppt. Ich hatte wahrscheinlich eine andere Erwartung an die Geschichte und habe den Beginn daher als etwas langweilig empfunden. Rückblickend betrachtet kann man dieses Buch nicht mit diesem Adjektiv schmücken. Für mich ist es ein kleines Meisterwerk, welches (für mich) tatsächlich noch berührender war als „All die Finsternis inmitten der Sterne“. Die Charaktere sind – jeder einzelne in diesem Buch – so intensiv ausgearbeitet, individuell, skurril und vor allem verschieden, dass ein Zusammentreffen eher ausgeschlossen scheint. Die Autorin lässt sie allerdings aufeinandertreffen und zeigt damit perfekt auf, dass soziale Außenseiter eben nur von außerhalb betrachtet genau das sind. Im Inneren kann sich mehr verbergen, als auf den ersten Blick ersichtlich. Ich liebe das Buch und habe darin ein Jahreshighlight gefunden.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 5/5
Spannung/Atmosphäre: 3,5/5
Überraschungen/Wendungen: 4/5
Gesamtbewertung: 4,5/5