
Über das Buch:
Autor: Carlton Mellick III
Titel: Quicksand House
Verlag: Festa Verlag
Festa Special
Genre: Bizarro Fiction
ISBN: Ohne ISBN
Preis: 19,99 €

Inhalt:
Tick und Polly haben ihre Eltern noch nie gesehen. Sie leben mit ihnen in demselben zerfallenen Gebäude, aber aus irgendeinem Grund haben ihre Eltern sie niemals besucht.
Als die Maschinen, die sie mit Nahrung und Wasser versorgen, nicht mehr funktionieren, müssen die Geschwister ihr Zimmer zum ersten Mal verlassen.
Der Rest des Hauses ist viel größer, als sie sich das vorgestellt haben. Die labyrinthartigen Gänge sind dunkel und voller Schatten, in denen seltsame Kreaturen lauern.
Je tiefer Tick und Polly in das Haus vordringen, umso mehr verwirrende Geheimnisse offenbaren sich …
Meine Meinung:
Man öffnet das Buch und taucht ein in eine Welt voller Geheimnisse. Tick (im Buch „Zecke“, da der Name einfach ins Deutsche übersetzt wurde) und Polly kennen ihr ganzes Leben lang nur den Hort. Dort sind sie aufgewachsen, diesen dürfen sie aufgrund in der Dunkelheit lauernder Kreaturen auch nie verlassen. Dabei haben sie nur einander – und Nanny Warburough. Polly und Zecke sind immer nur in den Genuss ihrer eigenen Gesellschaft gekommen. Andere Kinder treffen sie nur in einer projizierten Schule. Auch ihren Eltern ist das Geschwisterpaar bisher nie begegnet. Sie wachsen beengt und eingeschränkt auf. Dabei haben sie einen festen Glauben an die Versprechungen der Nanny, dass ihre Eltern bald kommen und sie abholen. Das Leben der beiden ändert sich jedoch schlagartig, als die Technik und Maschinen ihren Geist aufgeben und sie die sichere Umgebung des Hortes verlassen müssen.
Der Autor versteht es, surreale und außergewöhnliche Figuren und Settings zu schaffen. Nicht nur äußerlich sind Poppy und Zecke voller Fantasie und Unkonventionalität gestaltet. Hierbei ist die Abbildung von Poppy auf dem Cover absolut hilfreich, obgleich diese wohl bezogen auf den Inhalt etwas unpassend ist. Sie ist einfach ein Motiv des Bizarren, denn inhaltlich ist sie eher ein Nebencharakter. Intensiven Einblick in die umfassende Gefühls- und Gedankenwelt erhalten wir ausschließlich von Zecke. Um ihn und seine Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse dreht sich die hier geschaffene Geschichte. Wir erfahren was er fühlt, was er träumt, wovon seine Hoffnungen, Wünsche und Ängste handeln. Auf der Suche nach ihren Eltern dringen die beiden tief in den Kern des Hauses ein. Hierbei kreiert Mellick durch gewaltige Schilderungen beim Leser ein beklemmendes Gefühl. Auch wenn sich das Haus über unzählige Zimmer, Korridore und Etagen erstreckt, so bekommt man dennoch kein Gefühl von Freiheit mit dem Verlassen des Hortes vermittelt. Zum Einen spielt hier der ständige Lichtmangel und die durch ihn angelockten Kreaturen eine Rolle. Zum anderen die sich auf etliche Quadratmeter erstreckende Einsamkeit, denn sämtliche Räume, die Poppy und Zecke aufsuchen, sind leer. Ein Gefühl von Endlichkeit und Vergänglichkeit mischt sich eine düstere, unendlich wirkende Atmosphäre. Ebenso herrscht Melancholie, da kein Gefühl von Heimat oder Wärme durch die Mauern des Hauses transportiert wird. Diese Empfindungen gingen mit dem Verlassen des Hortes verloren. Außerdem baut Mellick, neben diesen bedrückenden Elementen, auch ekelhafte und teilweise brutale Szenen ein. Damit komplettiert er die perfekte Vorstellung des von ihm „geschaffenen“ Genre. Neben einer inhaltlich nachdenklich stimmenden Geschichte, wird auch allein durch den Schreibstil eine düstere, beklemmende Stimmung hervorgerufen, die nicht spurlos am Leser vorbeigeht. Während die Hoffnung darauf, dass das Geschwisterpaar am Ende ihre tiefe Sehnsucht stillen und die Eltern letztlich finden kann mit jeder Seite kontinuierlich schwindet, so scheint ebenjene Hoffnung bei Polly und Zecke keinen Millimeter zu weichen. Beinahe verbissen halten sie an ihrem sehnlichsten Wunsch fest – und Mellick gibt dieser verzweifelten Suche ein abgeschlossenes Ende. Einen Abschluss, einer herzzerreißenden Geschichte, der abrundet, befriedigt und gleichzeitig traurig stimmt. Ein anderes Ende hätte ich mir persönlich nicht gewünscht, da es einfach passt.
Bewertung:
Carlton Mellick III hat hier etwas geschaffen, dass und alle auf einer Ebene betrifft. Verpackt wurde diese Geschichte in einem Mantel des Bizarren und Surrealen. Dennoch ist der Kern gefüllt mit einem zärtlichen, liebevollen Gedanken. Dieses Buch zeigt auf, was trotz äußerer Umstände tief in unserem Wesen verankert ist. Egal wer unsere Eltern sind, wie gut wir sie kennen oder welche Bindung besteht, am Ende wollen wir alle nur deren Anerkennung und Liebe. Wir haben ein tief verankertes Bedürfnis zu erfahren woher wir kommen, wer wir wirklich sind, wo unsere Wurzeln liegen. Diesen Gedanken hat Mellick absolut emotional, überzeugend und unterhaltsam dargestellt und damit ein Buch geschaffen, das abseits des Realistischen eine wunderbare Botschaft transportiert.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 4/5
Geschichte: 5/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 4,5/5
Gesamtbewertung: 4,7/5
• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Festa Verlag. •