
Über das Buch:
Autorin: Catherine Strefford
Titel: Welcome to my Ghost World
Herausgeber: tolino media (9. September 2024)
Genre: Teen Mystery
ISBN: 978-3757919146
Preis: 14,99 €

Inhalt:
Mit einem dumpfen Laut landet das Notizbuch auf dem Teppich. Auf der ersten Seite ist fast alles mit schwarzem Filzstift ausgemalt worden. Die Stellen, die ausgelassen wurden, bilden Buchstaben. Kunstvoll verschnörkelte Buchstaben. „Welcome to my Ghost World“, begrüßen sie mich. Life sucks, soviel weiß die siebzehnjährige Lu. Am liebsten will sie nichts mit der Welt zu tun haben und mit ihrem Groll auf die Menschen allein sein. Das kann sie vergessen, als Kaya auftaucht und Lu um Hilfe bittet herauszufinden, was ihr zugestoßen ist – denn Kaya ist ein Geist und niemand außer Lu kann sie sehen. Ein grauenhaftes Geheimnis, eine Bedrohung kaum erkennbar und eine Freundschaft, die Grenzen überwindet.
Meine Meinung:
Die Geschichte hüllt sich in den Deckmantel des Genres „Teen Mystery“. Man hat also junge Charaktere, in heranwachsendem Alter zu erwarten. Natürlich sind dementsprechend auch die Inhalte, die die Figuren bewegen und umtreiben eher nicht greifbar für erwachsene Leser. Jedoch muss ich sagen, dass mich das hier keineswegs gestört hat oder ich die Dialoge und Gedanken als übermäßig unreif und kindlich wahrgenommen habe. Luisa – Lu – ist unsere Protagonistin. Siebzehn Jahre alt, feministisch, belesen und gesegnet mit zwei Müttern. Diese Aspekte, gepaart mit ihrer Einstellung, sorgen vordergründig bei ihren Mitschülern, hin und wieder jedoch auch bei den Lehrkräften, für Angriffsfläche. Umgeben von Büchern und Stille fühlt sie sich verstanden und aufgehoben. So kommt es, dass sie in der Schulbibliothek ein Notizbuch findet, das ihr den Blick in eine Welt eröffnet, die anderen Menschen verborgen bleibt. Sie beginnt, die verstorbene Kaya zu sehen. Kaya kann sich an ihren Tod nicht erinnern und benutzt Lu als Werkzeug in der Welt der Lebendigen, um Licht in die dunklen Stellen ihrer Erinnerung zu bringen und endlich endgültigen Frieden zu finden. Dabei kreiert die Autorin mehr als nur eine Freundschaft. Ich muss wirklich sagen, dass die Charaktere authentisch und vielschichtig sind, wie ich es selten erlebt habe. Ohne großartige Beschreibungen bringt Catherine Strefford deren Wesenszüge klar zum Ausdruck, einfach indem nuanciert Handlungen oder Äußerungen eingebaut werden, die das Augenmerk des Lesers auf einen wesentlichen charakterlichen Aspekt lenken. Außerdem sind die Handlungsstränge verzweigter, als ich angenommen habe. Für mich gab es in der Entwicklung der Handlungen hin und wieder Vorhersehbarkeit, jedoch habe ich das keineswegs als negativ empfunden. Man darf nicht vergessen, dass es sich bei dem Buch nicht um einen Thriller handelt, sondern als Mystery eingeordnet wird. Dadurch benötigt es nicht unbedingt fesselnde, düstere Spannung Seite um Seite – das hätte hier wahrscheinlich sogar eher deplatziert gewirkt, da der Fokus auf dem Transport anderer Empfindungen liegt. Der mystische Aspekt wird durch das Übernatürliche kreiert. Jedoch kann man auch in diesem Element einen Funken Realismus finden, da die Darstellung nicht übertrieben unrealistisch sind. Auf mich wirkten diese eher wie alte, hoffnungsbringende Bekannte. Die Gedanken der Autorin können für das richtige Publikum definitiv den Hauch zur Wirklichkeit widerspiegeln. Und auch wenn ich schlussendlich eine ungefähre Vorahnung über den Ausgang der Geschichte hatte, hat mich der Weg dahin bestens unterhalten und emotional abgeholt.
Bewertung:
Ich bin einfach verliebt in diese Geschichte. Das Ende war nahezu perfekt und hat mir glasige Augen beschert. Und obwohl die „Auflösung“ rund um Kayas Tod für mich nicht unbedingt eine Überraschung war, hat das mein Lesevergnügen nicht gemindert. Ich habe vor allem die Charaktergestaltung und die Beziehungskonstrukte der Figuren untereinander genossen. Das Wachsen von unkonventionellen Freundschaften, sowie die daraus gewonnene Stärke, machen für mich diese Geschichte aus. Außerdem platziert die Autorin wichtige und gesellschaftlich aktuelle Themen in ihrem Buch, ohne dabei den Eindruck eines erhobenen Zeigefingers zu erwecken. Vielmehr bekommt man die Möglichkeit, zum Nachdenken angeregt und emotional abgeholt zu werden. Von mir gibt es für dieses Buch eine Leseempfehlung – auch für Nicht-Mehr-Teens.
Schreibstil: 5/5
Geschichte: 4/5
Charaktere: 5/5
Spannung/Atmosphäre: 4,5/5
Überraschungen/Wendungen: 4/5
Gesamtbewertung: 4,5/5