
Über das Buch:
Autorin: Catherine Ryan Howard
Titel: The Nothing Man
Originaltitel: The Nothing Man
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Genre: Thriller
ISBN: 978-3-499-00536-7
Preis: 12,00 €

Inhalt:
«Ich war das Mädchen, das den Nothing Man überlebte. Jetzt bin ich die Frau, die ihn fassen wird.»
So beginnt das True-Crime-Memoir «The Nothing Man», das Eve Black über die verzweifelte Suche nach dem Mann geschrieben hat, der vor nahezu zwanzig Jahren ihre gesamte Familie tötete. Dem Mann, der nie Spuren hinterließ.
Supermarkt-Wachmann Jim Doyle hat den Bestseller auch und je mehr er liest, desto größer wird seine Wut, denn er war – er ist – der Nothing Man.
Seite um Seite wird ihm bewusst, wie gefährlich nah Eve der Wahrheit kommt. Er weiß, dass sie nicht aufgeben wird, bis sie ihn gefunden hat. Er hat keine Wahl: Bevor sie sein Leben zerstört, muss er das vollenden, was ihm 20 Jahre zuvor nicht gelungen ist: Eve töten.
Meine Meinung:
Es handelt sich hierbei um einen Thriller, dessen Aufbau relativ besonders ist. Einerseits weiß der Leser bereits von Beginn an um die wahre Identität des Nothing Man. Man lernt ihn umfassend kennen, erhält Einblick in sein derzeitiges Leben, seine Familie, sein gegenwärtiges Dasein. Seinen alter Ego „The Nothing Man“ hat Jim Doyle längst hinter sich gelassen. Es ist eine verblasste Figur, die er selbst einmal verkörpert hat. Als dann allerdings ein Buch seiner längst vergangenen Taten veröffentlicht wird, kehrt seine Vergangenheit an die Oberfläche zurück. Grund hierfür ist Eve Black, eine junge Frau, deren Familie einen Angriff des Serienmörders nicht überlebt hat. Mit dem Buch möchte sie verjährte Ereignisse wieder aufleben lassen. Sie möchte den Opfern einen Namen und eine Geschichte geben und darüber hinaus mit Hilfe der Öffentlichkeit und einer breiten Leserschaft die wahre Identität des nie gefassten Nothing Man aufdecken. Das Interessante am Buch ist, dass es sich hierbei um eine Geschichte innerhalb einer Geschichte handelt. Man bekommt Ausschnitte des Buches, das Eve Black geschrieben hat, zu lesen. Dabei liest man diese parallel und zeitgleich mit Jim Doyle. Man weiß über den Stand der Ermittlungen genau so viel wie er selbst – nämlich genau das, was die Überlebende Eve Black in ihrem Buch veröffentlicht hat. Präzise rekonstruiert die fiktive Autorin seine Taten, sammelt akribische Hintergrundinformationen und führt Befragungen ehemaliger Zeugen und Opfer durch. Das alles sammelt sie in ihrem Buch in der Hoffnung, damit eine Überführung des Nothing Man herbeizuführen. An manchen Stellen empfand ich die Passagen als etwas langatmig. Recht lange stagniert der gegenwärtige Handlungsverlauf und man bekommt wenig neue Informationen, die bei der tatsächliche Überführung von Jim Doyle relevant sein könnten. Dennoch ist der Erzählstil sehr einzigartig und macht einen großen Teil der vorhandenen Spannung aus. Es ist ungewiss, wie viel Eve Black tatsächlich über den Mörder ihrer Eltern in Erfahrung bringen konnte und ob es ihr mit Beendigung ihres eigenen Buches gelungen ist, dessen wahre Identität zu erfahren. Diesen Aspekt klärt sie nämlich nicht im Buch selbst auf, sondern er passiert erst noch. Das Verhalten von Jim Doyle fand ich besonders gut ausgearbeitet. Man merkt, was dieses Buch mit ihm anstellt, wie er auf bestimmte Passagen reagiert und dass gleichzeitig auch seine Selbstsicherheit schwindet. Das Ende empfand ich als leicht vorhersehbar, allerdings wurde es gut umgesetzt und gibt dieser True-Crime-Geschichte einen runden Abschluss.
Bewertung:
Das Buch glänzt vor allem durch seinen einzigartigen Erzählstil, der die Gegenwart des Lesers mit der Gegenwart der Figuren verknüpft. Gleichzeitig befindet man sich mit dem Wissen und den Informationen die man hat, auf gleicher Ebene mit Jim Doyle. Ihn lernt man am intensivsten kennen, bekommt umfassenden Einblick in seine Gedanken und sein Leben. Das von Beginn an bestehende Wissen um die Identität des Nothing Man mindert die Spannung nicht. Man kann sich dadurch auf eventuelle Hinweise und vor allem das panische Fiebern von Jim konzentrieren. Außerdem ist nicht gewiss, ob es zu einer tatsächlichen Überführung kommt. Der Weg dahin ist der wahre Spannungsbereiter dieser Geschichte.
Schreibstil: 5/5
Geschichte: 4/5
Charaktere: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 2/5
Spannung/Atmosphäre: 3,5/5
Gesamtbewertung: 3,7/5