
Über das Buch:
Autorin: D.S. Wrights
Titel: Wake
Verlag: BoD – Books on Demand; 1. Edition (1. Oktober 2021)
Genre: Horror Dark Romance
ISBN: 978-3754341933
Preis: 16,99 €

Inhalt:
Vor sechs Jahren half Sam Anna, aus den Fängen der versklavenden Sekte seines Vaters zu entkommen. Er wurde jedoch zurückgelassen. Einer Gehirnwäsche unterzogen, um der Vollstrecker seines Vaters und Sektenführers zu werden, ist er nun wild entschlossen, Erlösung zu finden. Das kann er nur, wenn er Anna zurückbringt und zwar als „Rachel“, seines Vaters Zweitfrau. Die Erinnerung an Sam – ihrem Schutzengel und den Einzigen, den sie jemals lieben wird – ist alles, was Anna zusammen-gehalten hat. Und das, obwohl er tot ist. Nun mit einundzwanzig kann sie endlich ein neues Leben beginnen. Anna ahnt nicht, dass Sam in den Schatten lauert und nur darauf wartet, dass sie in seine Falle tappt.
Meine Meinung:
„Wake“ erzählt die Geschichte von Anna und Sam. Gleich zu Beginn wird mehr als deutlich, wie krank die Sekte ist, in der Anna und Sam gefangen sind. Beide teilen die Überzeugungen des Sektenführers nicht. Daher entschließen sie sich auch, entgegen jeglicher Vernunft, zu fliehen, um diese krankhafte Gesellschaft hinter sich zu lassen. Das funktioniert jedoch nicht so, wie es sich die beiden vorgestellt haben, denn Sam bleibt zurück und Anna gelingt die alleinige Flucht, ohne ihren einzigen Verbündeten. Und dieses Ereignis bildet den Grundpfeiler für die darauffolgende Geschichte. Sam wird einer äußerst effektiven Gehirnwäsche unterzogen, die dafür sorgt, dass Anna zu einem Feinbild, einem Hassobjekt für ihn instrumentalisiert wird. Anna hingegen denkt, dass sie ihre dunkle Vergangenheit hinter sich gelassen hat, obwohl ihre Gefühle Sam gegenüber allgegenwärtig sind. Nicht nur die positiven, sondern auch die Schuldgefühle. Als Anna erneut in die Fänge der Sekte gerät, diesmal durch die Hand von Sam persönlich, beginnt für sie ein zweites Mal der Alptraum – diesmal jedoch unumkehrbar.
Das Buch hat einen besonderen Aufbau. Die Perspektive wechselt zwischen Anna und Sam. Ein großer Teil der Geschichte spielt sich ausschließlich in deren Köpfen ab. Dadurch ist man als Leser zwar äußerst eingeschränkt, da man sämtlich Ereignisse einzig durch die Schilderungen und Gedanken der beiden Protagonisten erfährt. Allerdings bewirkt das auch, dass man eine besonders intensive Bindung zu den beiden aufbauen kann. Man erhält unverfälschten Zugang zu den Gedanken, Gefühlen, Ängsten, Wünschen und Bedürfnissen von Anna und Sam. Damit gibt es keine Möglichkeit, dass man in irgendeiner Weise getäuscht wird. Der Charakter von Sam ist sehr komplex gestaltet. Man spürt anhand seiner Äußerungen, wie zwei Seiten in seinem Inneren miteinander kämpfen. Einerseits, seine ursprüngliche, wahre Erinnerung an Anna, andererseits die ihm von der Sekte eingebläute Sichtweise auf sie. Dieser innere Kampf wird äußerst nachvollziehbar und greifbar für den Leser dargestellt. Das macht ihn zu einem gefährlichen Jungen mit der Maske eines, durch fremde Hand erschaffenen, Monsters. Anna hingegen ist ein wenig blass dargestellt. Einerseits stellt Sam sie durch seine faszinierende Komplexität in den Schatten, andererseits macht sie keine nennenswerte Entwicklung während der Geschichte durch. Natürlich gibt es eine bemerkbare Veränderung während des Handlungsverlaufs, diese ist jedoch eher geringfügig und spielt für den Ausgang eine untergeordnete Rolle. Anna zeigt eher Stärke und Ungehorsam, an absolut unangebrachten Stellen. Manchmal fand ich ihre Reaktionen etwas unpassend, allerdings scheint das einfach ein Charakterzug zu sein, mit dem ich persönlich nicht warm geworden bin. Neben Anna und Sam gibt es noch eine handvoll weiterer Charaktere, die die Geschichte in die richtige Richtung leiten, auf die jedoch nicht näher eingegangen wird. Tiefgründig betrachtet, spielt sich alles zwischen Anna und Sam ab, die anderen Charaktere sind nur Statisten in dieser tiefgehenden Beziehung. Man sollte das Buch nur lesen, wenn man sich gefestigt im Umgang mit Trigger-Themen fühlt. Die Autorin geht auf diese Bereiche intensiv ein und sie nehmen auch einen Großteil der Handlungen ein. Für zartbesaitete Leser ist das Buch daher absolut nicht zu empfehlen, denn die Ausdrücke und Beschreibungen werden ausführlich beschrieben.
Das Ende des Buches kam für mich in seiner Form recht unerwartet. Allerdings wäre ein anderer Ausgang der Geschichte unpassend gewesen. Nach einer solchen Geschichte erwartet man kein rosarotes Happy End, man macht sich auf alles gefasst. Vielleicht ist die ein oder andere Entscheidung für manchen Leser nicht nachvollziehbar, allerdings passt sie hervorragend zu den von D. S. Wrights geschaffenen Charakteren und ihren Eigenschaften.
Bewertung:
Manch einen Leser könnte hier durchaus abschrecken, dass der Handlungsverlauf ausschließlich durch Sam und Anna selbst beschrieben wird. Dialoge sind eher rar, dafür gibt es umso tieferen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten. Ich persönlich fand das, für den Inhalt der Geschichte, sehr passend, denn so kann man deren Entwicklung und Umgang mit den verschiedensten Situationen gut nachvollziehen. Gefühle werden gut transportiert und auf den Leser übertragen, wohingegen sie bei mir öfter auf Ekel und Unverständnis ausgelöst haben. Ich war gefesselt von der widersprüchlichen Beziehung der beiden und auch deren Ausgang. Es spielt sich einfach viel auf psychologischer Ebene ab. Für Leser, denen abgeschwächte Interaktion genügt, die sich auch die Härte eines solchen Genre zutrauen, kann ich hier eine Leseempfehlung aussprechen.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 3,5/5
Geschichte: 5/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 4/5
Gesamtbewertung: 4,5/5
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]