Daniel Leitner: Und mit mir die Unzucht

Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar

Über das Buch:

Autor: Daniel Leitner
Titel: Und mit mir die Unzucht
Herausgeber: Independently published (12. April 2022)
Genre: Psychothriller
ISBN: 979-8430645540
Preis: 9,99 €

Inhalt:

Als die neunzehnjährige Sophie wieder zu sich kommt, stellt sie fest, dass sie sich nicht mehr in der Bar befindet. Es ist stockdunkel und sie spürt die kalten Fliesen auf ihrer nackten Haut. Plötzlich steht da eine Frau in der Tür, schlägt ihr ins Gesicht und brüllt, dass sie aufhören soll zu weinen. Es gibt kein Entkommen. Sophie gehört jetzt ihr!

Meine Meinung:

Bereits zum dritten Mal geht es für den Leser nach Velvet Cove. Und mit diesem Buch hat sich der Autor thematisch wirklich selbst übertroffen. Man merkt anhand des Inhaltes, wie groß das Geflecht um Velvet Cove wirklich ist. Die Zusammenhänge zwischen den drei bisher erschienenen Bänden sind unglaublich durchdacht und doch nicht der tragende Pfeiler der Geschichten. Eine Erwähnung hier und da versetzt einen zurück in bereits Geschehenes der Vorgängerbücher. Natürlich schließen sich auch stellenweise Lücken, von denen man als Leser nie gemerkt hat, dass es sie gibt. Sämtliche Handlungsstränge – und zwar über einen einzelnen Band hinaus – sind unaufdringlich, aber dennoch mit genialer Wirkung. Nun zum dritten Buch – „Und mit mir die Unzucht“. Der Aufbau gestaltet sich, indem eine Dreiteilung innerhalb der Geschichte stattfindet. Diese wiederum ist verschachtelt mit einer erneuten Perspektivteilung zweier Protagonisten: Sophie und Otis. Die beiden sind gewissermaßen Antagonisten in diesem grausigen Bühnenbild, das Daniel Leitner uns hier präsentiert. Absolut gegensätzliche Charaktere, dennoch beide mit einer angenehmen Intensität gezeichnet, sodass man beide in ihrem Gesamtbild umfassend kennenlernt. Sophie durchlebt Unvorstellbares. Daniel Leitner setzt in diesem Band noch eine Schippe drauf, alle Grenzen des Brutalen scheinen zu verschwinden. Die im Buch angesprochene Thematik bedarf auf alle Fälle einer – im Buch vorhandenen – Triggerwarnung. Der Inhalt ist verstörend, ergreifend und regt zum Nachdenken an. Allerdings bildet er auch das Futter für die beachtliche Spannung. Jeder inhaltliche Aspekt bindet den Leser nur noch intensiver an das Buch. Man fragt sich ständig, wie weit der Autor mit seiner Fantasie noch gehen wird. Denn Daniel Leitner erzählt unverblümt, beschönigt nichts und macht dabei auch vor moralischen Grenzen keinen Halt. Die Atmosphäre entwickelt ebenfalls eine gegensätzliche Dynamik. Inhaltlich wird man hin und hergerissen zwischen edlen Festen, geschmückt mit Unmengen an Geld, und einem dreckigen, primitiven Dasein. So ungleich die beiden Seiten dieser Geschichte klingen mögen, sie eint dennoch ein Berührungspunkt, an dem sich beide tangieren. Jede Seite wird durch einen roten Faden verknüpft, dem man jederzeit ohne große Mühe folgen kann. Dabei helfen natürlich der unglaublich packende Schreibstil, sowie die durchgängig hoch gehaltene Spannung. Obwohl sich in der Mitte nur wenige groß aufgebauschte Überraschungsmomente befinden, kommt es zum Ende zu zwei Ereignissen, die ich in der Art nicht für möglich gehalten hätte. Hier präsentiert uns Daniel Leitner gekonnt eingebaute Wendungen, die der Geschichte eine vollkommen neue Richtung geben. Das Ende kitzelt zudem die Neugier auf Band 4, da eine ausgesprochene Frage offen in der Luft hängen bleibt.  

Bewertung:

Für Fans, die einen blutigen und brutalen Psychothriller gerne genießen, eignet sich dieses Buch auf jeden Fall. Die Thematik ist hart, gnadenlos und unbarmherzig. Dennoch wird diese Geschichte authentisch erzählt. Sie entwickelt eine Sogwirkung, die mich bis zum Ende nicht losließ. Obwohl man die Bücher theoretisch unabhängig und in nicht vorgegebener Reihenfolge voneinander lesen könnte, empfiehlt sich die Reihenfolge der jeweiligen Erscheinung einzuhalten. Der interessante Nebeneffekt dabei, ist ein beiläufiges Aufflammen von Erkenntnis hier und da. Verknüpfungen zu kleinen oder großen Details der anderen Bücher werden wie von selbst getätigt. Obwohl die Bücher rein inhaltlich eine große Palette an Inhalten präsentieren, erkennt man deren Zusammengehörigkeit durch das durchdachte Geflecht des Autors. Für mich ist dieses Buch das bisher Beste der Velvet Cove Reihe. Ein derartig düsterer, mitreißender Psychothriller, der den Leser eiskalt im Nacken packt und es sich dort auf angenehme Weise ungemütlich bequem macht. Ich bin gespannt auf die noch kommenden Bücher der Reihe und spreche für dieses eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus.

Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 5/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5

Gesamtbewertung: 5/5

Bewertung: 5 von 5.