Edward Lee: Succubus

Über das Buch:
Autor: Edward Lee
Titel: Succubus
Originaltitel: Succubi
Verlag: Festa Verlag
Festa Horror & Thriller
ISBN: 978-3-86552-897-1
Preis: 14,99€

Inhalt:

Die Göttin Ardat-Lil kehrt zurück. Kein Gebet kann dich retten.

Nachdem ihr Vater einen Schlaganfall erlitten hat, macht sich die erfolgreiche Anwältin Anne auf den Weg nach Lockwood, einer kleinen Stadt in der Wildnis von Maryland. Obwohl sie dort aufgewachsen ist, erinnert sie sich kaum noch daran.
Doch in Lockwood stimmt etwas ganz und gar nicht. Offenbar werden die Männer von den Frauen als Sklaven gehalten! Anne kann es kaum glauben. Aber das ist erst der Anfang der Geschichte …

Meine Meinung:

Dieses Buch war – zugegeben – mein erstes Buch von Edward Lee und dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen. Alles beginnt mit Anwältin Ann, die man als Leser ein wenig näher kennenlernen darf. Ihre motivierte Arbeitseinstellung, aber auch wie die Beziehung zu ihrer Familie darunter leidet. Ihr Partner Martin und ihre Tochter Melanie sind aufgrund der häufigen Abwesenheit von Ann ein eingespieltes Team. Ann verliert dadurch an Sympathie, weil sie in ein eindeutiges Licht gerückt wird, in dem ihr die Arbeit wichtiger scheint, als ihr familiäres Umfeld. Ich wurde bis zum Schluss nicht wirklich warm mit ihr, denn sie scheint in vielen Situationen sehr kühl. Parallel zu den drei Charakteren, lernen wir auch Duke und Erik kennen, Insassen einer psychiatrischen Anstalt. Zunächst konnte ich deren Platz in der Geschichte nicht einordnen, da sie auf den ersten Blick wenig mit der Haupthandlung zu tun haben. Im Laufe des Buches wird aber deutlich, dass hauptsächlich Erik eine – wenn auch untergeordnete – Rolle in der Geschichte spielt und die beiden parallel verlaufenden Handlungsstränge beginnen sich langsam aber sicher zu überschneiden. Ich hatte starke Schwierigkeiten mit der Kunstsprache, die Edward Lee zur Verstärkung der Atmosphäre hinzugezogen hat. Wir bekommen Wörter und nicht selten auch ganze Sätze in einer fremden und schwer zu lesenden Sprache serviert, die den Lesefluss oft ausgebremst hat. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die einzelnen Begriffe nach und nach entschlüsselt, sodass man zumindest einen groben Überblick über die bis dahin getätigten Aussagen bekommt. Allerdings geschah das recht spät, sodass man einen Großteil der Szenen „verloren“ hat, da man den Dialogen nur schwer folgen konnte und sich der Kontext auch nicht immer gut erschloss. Die Stadt Lockwood ist höchst interessant kreiert. Man bemerkt sofort, dass hier mehr als nur eine Sache gewaltig nicht stimmt. Nach und nach tauchen mehr dieser Unstimmigkeiten auf und kreieren beim Leser ein mulmiges Gefühl. Eigentlich will man Ann und ihre Familie so schnell wie möglich von dort wegholen, denn man ahnt, dass ihnen etwas höchst böses widerfahren wird wenn sie bleiben. Tiefer und tiefer werden sie in den Sog der Stadt gezogen. Man merkt, wie ein Charakter nach dem anderen eingelullt wird. Die dabei entstandene Atmosphäre ist genial und von einer einzigartigen Spannung durchzogen. Man möchte eigentlich viel länger Zeit dort verbringen, denn obwohl alles perfekt und unscheinbar ist, liegt eine bedrohlich anziehende Grundstimmung in der Luft. Edward Lee schafft es hier wirklich, einen Ort zu schaffen, den man auf eine bestimmte Art faszinierend und abstoßend zugleich findet. Zur Geschichte muss ich sagen, dass es recht lange gebraucht hat, bis sie wirklich in Fahrt gekommen ist. Unnötige Längen hier und da erschweren es, geduldig zu bleiben. Bis auf die Gewalttaten, die Erik und Duke verüben, passiert auf der Seite von Ann lange Zeit nicht viel prägnantes. Anstatt der Überhand nehmenden erotischen Szenen, hätte es für mich gerne mehr Aktivität geben dürfen. Gerne hätte ich mehr über die Bewohner der Stadt Lockwood und ihre Machenschaften erfahren. Aber außer ihrer erotischen Manipulation wird recht wenig über ihre übrigen Taten preisgegeben. Die Succubus-Legende wird mit mehr als ausreichend Informationen aufgebaut und wirkt sowohl gut recherchiert als auch umgesetzt.

Bewertung:

Für mich gab es in der Geschichte die ein oder andere Schwäche. Unnötige Längen sind hier eigentlich die größte. Ansonsten wirken die Charaktere an manchen Stellen etwas plump und erzielen daher nicht genug Sympathie. Allerdings fand ich die Atmosphäre genial. Eine großartige Mischung aus Faszination und Abstoßung. Die Legende um die Göttin Ardat-Lil ist mit intensiver Präzision aufgegriffen und ausgearbeitet. Ich habe nicht recherchiert und kann daher auch nicht einschätzen, inwieweit die zum Besten gegebenen Informationen einer solchen oder ähnlichen Legende entsprechen, allerdings wirkt alles sehr glaubhaft und gelungen detailliert. Der Prolog – der mit der eigentlichen Geschichte nur nebensächlich agiert – hilft dabei ungemein und eröffnet den Einstieg in diese, von Edward Lee geschaffene – Welt.
Auch wenn ich anfangs etwas mehr erwartet habe, so kann ich doch sagen, dass mich das Buch fasziniert und bestens unterhalten hat. Daher werde ich Edward Lee als Autor treu bleiben und mich gerne an weitere Werke von ihm wagen.

Schreibstil: 3/5
Geschichte: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Spannung: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 4/5

Gesamtbewertung: 3,7/5

Bewertung: 4 von 5.

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Festa Verlag. •