
Über das Buch:
Autor: F. E. Møle
Titel: Fuck.
Verlag: epubli, 1. Auflage (11. August 2020)
Genre: Psychothriller
ISBN: 978-3752984415
Preis: 9,99€

Inhalt:
Yessica sehnt sich nach Liebe. Und das um jeden Preis. Doch Hassan sieht mehr in ihr als eine Partnerin. Oder weniger: Er will mit ihr Geld verdienen. So dauert es nicht lange, bis sie auf dem Straßenstrich landet. Diese Arbeit setzt ihr mehr zu, als sie zugibt. Denn alte Wunden reißen auf. Es gibt kein Entkommen. Kein Zurück. Warum stirbt einer ihrer Stammkunden? Welche Rolle spielt ihre Freundin Dana dabei? Und ist auch ihr eigenes Leben in Gefahr?
Meine Meinung:
Obwohl der Start ins Buch mich erst einmal in meiner anfänglichen Euphorie gebremst hat, konnte ich es nicht aus der Hand legen und habe es in einem Rutsch durchgelesen. Zu Beginn fiel es mir schwer, mich mit dem Schreibstil anzufreunden. Obwohl Yessica 18 Jahre alt ist und wir sämtliche Geschehnisse nur aus ihrer Sicht vermittelt bekommen, wirkt sie für mich recht kindlich in ihren Gedanken und ihrer Sprache. Außerdem bekommt man durch bestimmte Satzkonstruktionen und Wortwahlen von ihr ausgehende Naivität vermittelt, die zunächst abschreckend wirkt. Abschreckend, weil die Wortwahl und der Schreibstil insgesamt anfangs Jugendbuch-Charakter haben und an Tagebucheinträge erinnern, und für mich nicht recht zur angekündigten Thematik passen wollten.
Nach wenigen Seiten habe ich mich jedoch an den Schreibstil gewöhnt und die Seiten flogen nur so dahin. Bisher habe ich in anderen Rezensionen viel Kritik bezüglich Yessica gelesen. Ihre naive, teilweise schon dümmliche Art kam nicht bei allen Lesern gut an. Mich hat das von Beginn an nicht gestört. Ich habe es eher als eine Art Stilmittel gesehen, um den Kontrast zwischen ihren Gedanken und ihrer Umgebung, nennen wir es Schicksal, noch härter hervorzuheben. Eine so „kindliche“ Gestalt wie sie, die in ihrem Denken und Handeln nicht erwachsen auf den Leser wirkt, soll sich prostituieren? Diese starke Gegensätzlichkeit hat bei mir überhaupt erst die Schock-Momente hervorgerufen. Natürlich sind auch mir ihre Unterwürfigkeit Hassan gegenüber oftmals ein Dorn im Auge gewesen. Mir mangelt es da einfach an Nachvollziehbarkeit. Jedoch empfinde ich diese kaputte Beziehung der beiden als ein so wichtiges Mittel, um die Geschichte voranzutreiben und mit immer neuen Ereignissen zu füttern. Yessica empfindet so viel Liebe, dass für sie die Grenzen verschwimmen. Sie erkennt nicht, dass diese Liebe einseitig ist, weil sie noch nie eine Beziehung hatte. Dieser Aspekt kommt noch hinzu: Für Yessica standen viele Jahre lang ihr Körper, als ihr großer Vorteil im Leben, und Sex im Vordergrund. Echte Nähe und eine längerfristige Bindung hat sie bisher nie kennenlernen dürfen. Womit natürlich selbstverständlich ist, dass sie ihre Aufopferung Hassan gegenüber als normal empfindet. Es ist für sie normal, weil ihr niemand vorher gezeigt hat, wie Liebe wirklich sein sollte.
Völlig unverblümt wird der Weg, den sie für Hassan geht, beschrieben. Ich gebe zu, dass ich nicht mit einer solch harten Wortwahl oder brutalen, bis ins Detail beschriebenen, Gewalt- und Sexszenen gerechnet habe. Das war für mich eine positive Überraschung, nachdem man nach den ersten Seiten das Gefühl hat, man habe sich aufgrund der Sprache im Kopf eines Teenagers verirrt. Der Thrilleraspekt kommt natürlich auch nicht zu kurz, denn bald schon geschehen die Morde um Yessica herum. Und obwohl man noch vollauf damit beschäftigt ist, die harte Welt, in der die Protagonistin sich platziert, zu verdauen, muss man nebenbei noch ganz automatisch mitfiebern. Die Auflösung der ganzen Dramatik um Yessi, und ihr unfreiwillig freiwilliges Gefängnis, hatte ich so nicht im Blick. Ich dachte wirklich an eine sehr offensichtliche und nicht sehr originelle Auflösung. Jedoch konnte ich auch hier noch einmal ordentlich überrascht werden.
Bewertung:
Dieses Buch darf sich mit vielen Diskussionen und verschiedenen Meinungen schmücken. Ich bin der Meinung, dass dieses Buch nicht eine Schwachstelle aufweist und von vorne bis hinten genial ist. Vielleicht interpretiere ich in die Darstellung von Yessica zu viel hinein und sie soll ganz einfach dumm sein. Aber dennoch wird für mich durch ihren Charakter der Kontrast erst richtig hervorgehoben. Ob nun gewollt oder nicht: Für mich ist ihre Naivität ein gelungenes Stilmittel. Weiterhin ist die ganze Geschichte rund um sie sehr gut konzipiert. Es gibt in genau richtigem Maß Brutalität und Gewalt. Für mich kamen weder der Thrilleraspekt, noch der Psychische zu kurz. Beides war gut ausgearbeitet und in Waage gehalten. Auch in Yessicas Seele gibt es dunkle Ecken, die ihre Psyche bröckeln lassen. Manche sind von Beginn an offensichtlich, manche werden es erst im Verlauf. Ich mochte von Aufbau, über Charaktere, bis hin zu Schreibstil und der Geschichte selbst alles an diesem Buch und empfehle es gerne weiter.
Geschichte: 5/5
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 4/5
Spannung: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5
Gesamtbewertung: 4,8/5

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem epubli Verlag. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]