
Über das Buch:
Autor: Fred Ink
Titel: Crossover – Es wird dich verändern
Verlag: KOVD Verlag
Genre: Horror
ISBN: 978-3-96966-438-4
Preis: 18,99€

Inhalt:
Sechs Menschen erwachen in einem heruntergekommenen Laborkomplex.
Sie erinnern sich an nichts, haben teilweise sogar ihren Namen vergessen.
Wie sind sie an diesen Ort gelangt? Wer ist Freund, wer Feind? Was hat es mit den grässlichen Affenkreaturen auf sich, die schon bald hinter ihnen her sind? Und weshalb sieht die Welt, die sich jenseits der verdreckten Fenster erstreckt, so verstörend aus?
Das Puzzle setzt sich nur langsam zusammen, während nach und nach die Erinnerungen zurückkehren. Bald wird ihnen klar, dass die Antworten auf sämtliche Fragen noch schrecklicher sind, als sie befürchtet hatten. Der grausame Überlebenskampf hat längst begonnen, und er wird sie alle verändern.
Meine Meinung:
Es sagt viel über ein Buch aus, wenn man 2/3 innerhalb kürzester Zeit und in einem Rutsch liest. Das ist mir bei „Crossover“ passiert. Ab Seite eins ist man gefesselt von der Atmosphäre und dem mysteriösen Geschehen. Die größte Sogwirkung haben jedoch die Charaktere. Wie aus dem Klappentext hervorgeht, haben wir es mit sechs Menschen zu tun, die in einem heruntergekommenen Gebäude erwachen und unterschiedlich stark ausgeprägte Erinnerungslücken haben. Allerdings ist es nicht so wie erwartet, dass man eine Gruppe von sechs Menschen begleitet, man erlebt kleine Teilgruppen, die mal zusammen, mal getrennt voneinander, agieren. Außerdem kommt man in den Genuss, aus der Perspektive eines jeden Charakters lesen zu dürfen. Hier zeichnet sich die Greifbarkeit dieser besonders heraus. Die einzelnen Figuren sind authentisch, vielseitig und sehr nahbar gestaltet. Da hätten wir: Birgit (die verwitwete Löwenmutter), Kati (die Tochter von Birgit, die eine geistige Beeinträchtigung hat), Harald (ein alter, gebrechlicher Mann), Tom (der teilzeit-drogenkonsumierende Kerl, der alles für den Aufrechterhalt seiner Coolness gibt), Tabea (eine emanzipierte, starke Geschäftsfrau) und den Namenlosen. Diese Gruppe von Menschen stellt einen ordentlichen Querschnitt unserer Gesellschaft dar, und wir dürfen sie bei ihrem Horrortrip begleiten. Der Autor schafft es von Beginn an, eine unglaubliche Spannung zu erzeugen. Dadurch dass die Figuren ihr Gedächtnis verloren haben und ihr Wissensstand sich damit auf dem unseren befindet, fühlt man sich als Leser sehr involviert. Eine überraschende Wendung jagt die nächste, Vorhersehbarkeit ist in dieser Geschichte ausgeschlossen, da sich der Autor weit weg von Mainstream-Horrorgeschichten bewegt. Er baut neben wirkungsvollen Spannungs- und Horrorelementen auch rätselhafte Dystopie- und SciFi-Gedanken in sein Buch ein. Der Laborkomplex ist technisch hochentwickelt und unserer Zeit weit voraus. Allerdings klärt das nicht die Frage, in welcher Zeit die Geschichte spielt und ob wir uns überhaupt noch auf der Erde befinden. Denn rein optisch hat die Umgebung, in der wir uns befinden, nichts mit dem blauen Planeten, wie wir ihn kennen, zu tun. Zusätzlich müssen sich die Protagonisten im Laufe der Zeit mit einer Vielzahl unterschiedlicher Gefahren und Monstern auseinandersetzen. Man sollte gründlich aufpassen, welcher Charakter einem ans Herz wächst, denn nicht alle werden diesem Albtraum lebend entkommen. Das Buch selbst hat einen mitreißenden Schreibstil, sowie angenehme Kapitellängen. Dieser Aspekt gepaart mit dem spannenden Inhalt verhilft dabei, gnadenlos Seite für Seite hinter sich zu lassen und unaufhaltsam durch die Geschichte zu rauschen. Sehr erfreulich und unerwartet: Es gibt ordentlich blutige, brutale Szenen. Ich weiß nicht warum ich das so stark ausgeschlossen habe, aber wahrscheinlich hat die Figurengestaltung zu Beginn einen eher spannungsgeladenen, jedoch körperlich harmlosen Ablauf der Ereignisse vermittelt. Als der Umgangston jedoch rauer und die Auseinandersetzungen grober wurden, war die Freude umso größer. Es wird – gerade gegen Ende – alles andere als harmlos.
Das Ende selbst ist ein Kritikpunkt, denn es wirkte doch recht zusammengewürfelt. Zusätzlich ist es etwas offengelassen, sodass wir keinen abschließenden Ausgang dargeboten bekommen. Es werden zwar alle elementaren Fragen beantwortet und auch die Erklärungen sind schlüssig und nachvollziehbar, allerdings konnte ich keinen befriedigenden Bezug zur Geschichte herstellen. Der Ausgang scheint schon sehr willkürlich und wirft einige Fragen auf.
Bewertung:
Insgesamt ist dieser SciFi-Horror-Roman höchst unterhaltsam und spannend. Durch wechselnde Perspektiven kann man sich als Leser gut positionieren. Man darf die Geschichte durch die Augen aller Figuren mindestens einmal erleben. So gibt es eine gut ausgeleuchtete Gesamtsituation, die unterschiedlich wahrgenommen wird und damit auch differenzierte Blickwinkel auf die Ereignisse freigibt. Der gesamte Aufbau ist schlüssig. Man kann sowohl den Handlungsverläufen, als auch den Dialogen sehr gut folgen, jedoch treibt auch die gut dargestellte Spannung den Lesefluss voran. Man kann sich nicht so recht von den Seiten lösen, dafür sind die Charaktere und auch deren Agieren zu genial und individuell.
Der einzige Kritikpunkt ist das Ende. Der Inhalt und auch die Wirkung lassen hier leider etwas nach und passen stilistisch nicht so gut zum Gesamtbild der Geschichte. Dennoch ist dieser Horror-Roman absolut gelungen und lesenswert.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 3,5/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 4/5
Gesamtbewertung: 4,5/5
• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem KOVD Verlag. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]