
Über das Buch:
Autorin: Gemma Amor
Titel: Briefe an Laura
Originaltitel: Dear Laura
Genre: Thriller
Verlag: Festa Verlag
Festa Special
ISBN: Privatdruck ohne ISBN
Preis: 18,99€

Inhalt:
Selbst nach 30 Jahren fragt sich Laura immer noch, ob Bobby umgebracht wurde … weshalb er in den Van stieg … und wer der Mann hinter dem Lenkrad war.
An ihrem 14. Geburtstag erhält sie den ersten Brief von X. Er behauptet, er habe ihren Freund Bobby mitgenommen und wisse, was aus ihm geworden ist.
So beginnt ein bizarres Spiel. X beobachtet sie und sendet Laura Jahr für Jahr an ihrem Geburtstag einen Brief. Und in jedem verrät er etwas mehr über Bobbys Schicksal.
Doch für jeden Hinweis verlangt X etwas von Laura … böse, persönliche und verletzende Dinge.
Meine Meinung:
Dieses Buch erzählt die Geschichte eines ganzen Lebens. Eines Lebens, das mit der frühen Jugend – einem Alter von 13 Jahren – ebenso beginnt wie zerbricht. Der Leser darf die Protagonistin Laura auf einem Weg begleiten, der ihr ganzes Leben prägt. Prägt und zerstört. Am Ende diesen Buches wird man mehr wissen, allerdings wird einem auch ein Teil der Seele geraubt, weil man zusammen mit Laura sehr viel mehr verliert, als die Antworten auf die unausgesprochenen Fragen wert sind. Laura ist nichts besonderes. Durchschnittlich und mit einem besten Freund gesegnet, der auf dem Weg ist ihre erste, junge Liebe zu werden. Als ihr dieser Freund genommen wird, verliert Laura erstmals einen Teil ihrer Seele. Schuldgefühle und Schuldzuweisungen treffen auf ein junges, unschuldiges Herz und drohen, dieses beim Aufprall zu zerbrechen. Nur die Hoffnung hält es zusammen. Die Hoffnung, die in Form von Briefen kommt. Mit der Zeit wird Laura, über die Jahre hinweg, immer mehr dieser Briefe bekommen. Allerdings geht dann keine Hoffnung mehr mit deren Eintreffen einher. Dieses Buch zerstört den Leser mit jeder Seite ein bisschen mehr. Man kann verfolgen, wie Laura erwachsen wird. Allerdings haben die Narben ihrer Jugend keine Gelegenheit zu heilen oder zu verblassen, denn ihr Leben ist ausschließlich von einem Thema bestimmt und vor allem fremdbestimmt: Dem Verschwinden von Bobby. Laura wird älter. Wir begleiten sie als Ausreißerin, als Freundin, als Arbeitnehmerin, als Partnerin, als Ehefrau und Mutter. Aber in ihrem Inneren sieht es immer gleich aus. Sie lebt in einem Teufelskreis. Sie lebt darin, seit Bobby verschwunden und der erste Brief in ihren Händen gelandet ist. Dieser Teufelskreis vereinnahmt ihr Leben, kaut darauf herum und spuckt es als breiige Masse wieder aus. Am Ende dieser Reise kann von einem Leben keine Rede mehr sein, denn die Jahre ziehen bedeutungslos an Laura vorbei. Für sie hat nur eine Sache eine Bedeutung. Eine Sache, die durchzogen ist von Obsession, verschobener Macht, Enge und Kontrolle. Auf den Leser wirkt Laura auch dreißig Jahre später noch wie dieses kleine Mädchen, das mit Wut und Schuld konfrontiert wurde, als sie es am wenigsten verarbeiten konnte. Diese Zuweisungen ebnen den Weg für alles Kommende dieser Geschichte. Dabei benötigt es keine ausschweifenden Schilderungen oder großes Drumherum. Die Basis dieser Handlung genügt, denn sie ist grausam genug. Zu grausam für ein kleines Mädchen und auch zu grausam für eine Erwachsene, deren Leben vergeudet wird. Vergeudet von einer fremden Gewalt, die egoistisch, pervers und würdelos ist. Jeder Schritt nach vorne ist ein Schlag in den Magen des Lesers. Man möchte Laura beschützen, ihr sagen, dass es nicht ihre Schuld ist. Man möchte sie in den Arm nehmen und sie anschreien, sie solle aufhören und endlich ihr Leben leben. Doch all das passiert nicht. Man muss als Leser hilflos zusehen, wie ein fremdes Leben zerbricht und es zerreißt einen.
Bewertung:
So kurz dieses Buch auch sein mag, sein Inhalt ist gewaltig. Eine bewegende Geschichte, die vielleicht in ihrer inhaltlichen Ausarbeitung nicht perfekt ist. Hier und da gibt es einige Ungereimtheiten, die kein klares Bild ergeben. Allerding fand ich diesen Aspekt nicht vordergründig wichtig. Hier geht es vielmehr um die Emotionen, die das Buch beim Leser auslöst. Mich hat die Geschichte mit einem Gefühl von Melancholie und Verlust zurückgelassen. Ich habe mich regelrecht gefangen gefühlt. Das Buch ist aufgrund der Kürze und des Leseflusses innerhalb weniger Stunden lesbar, sodass man keine Möglichkeit bekommt, einer einzigen Emotion zu entfliehen. Mich persönlich hat diese Geschichte sehr bewegt. Sie hing mir noch lange nach Beendigung schwer im Magen und ist rein atmosphärisch ein unglaublich gelungener Thriller.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 4/5
Spannung: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 3,5/5
Gesamtbewertung: 4,5/5
• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Festa Verlag. •