
Über das Buch:
Autor: Graham Masterton
Titel: Das Bildnis des Bösen
Originaltitel: Family Portrait
Herausgeber: Festa Verlag
Reihe: Pulp Legends
Preis: 36,99 €

Inhalt:
Eines Tages betritt eine seltsame, aber sinnlich schöne Frau eine Kunstgalerie in New York und fragt nach einem Gemälde: Dem Familienporträt der Familie Gray.
Es stammt von einem Freund Oscar Wildes und wurde über Generationen im Verborgenen gehütet – doch die Leinwand beginnt zu zerbröckeln und die Dargestellten verschwinden …
Meine Meinung:
Der Einstieg in dieses Buch war so brutal und ekelhaft, dass ein Start vielversprechender beinahe gar nicht hätte sein können. Porträtiert wird die Familie Gray, bei der recht schnell klar wird, dass irgendwas mit ihnen und ihrem Herrenhaus nicht stimmt. Hier wird bereits bei der Charaktergestaltung eine unglaublich mitreißende und faszinierend düstere Aura kreiert. Unterteilt ist die Geschichte in drei verschiedene Handlungsstränge. Wir begleiten Galerist Vincent, Hausarzt Dr. Serling und Sheriff Jack Smith in verschiedenen Sequenzen der Geschichte. Dabei passiert an jedem der drei Handlungsorte Unterschiedliches, jedoch alles in indirektem Zusammenhang mit dem plötzlichen Auftauchen der Familie Gray in Darien. Dem Autor ist es gelungen durch unglaublich einzigartige Ideen und Elemente auf jeder Seite eine greifbar bedrückende Atmosphäre zu kreieren. Dabei wirken die facettenreichen Handlungsstränge zunächst sehr eigenständig, ehe sie sich immer mehr zu einem Geflecht verbinden. Zunächst scheinen einige Momente nicht recht zuordenbar, jedoch fand ich alle so intensiv dargestellt, dass jedes Kapitel für sich eine spannungsgeladene und fesselnde Wirkung entfalten konnte. Die Charaktergestaltung abseits der Familie Gray ist ebenso vielschichtig und vielseitig. Die Beziehungen zwischen den handelnden Personen sind mit keinem Stempel versehen, was ich sehr erfrischend fand. Damit wird der Fokus von unwesentlichen Inhalten weg gelenkt. Die Wechselseitigkeit zwischen voranbringendem Inhalt und ekelhafter Brutalität ist enorm gelungen. Es gibt sowohl subtile, die Atmosphäre unterstützende Momente, als auch solche, in denen die Ausübung und Benennung von Gewalt im Vordergrund steht. Beides harmoniert ziemlich gut miteinander, wobei keine Darstellung die andere unterdrückt. Und obgleich ich die Geschichte unglaublich genossen habe, gibt es ein Manko für mich, das leider etwas ernüchternd gewirkt hat: das Ende. Beziehungsweise der Endteil. Hier kommt es zum Showdown und obwohl der Weg dahin durch das inhaltliche Tempo gemächlich genossen und ausgekostet werden konnte, sticht das Ende durch eine unpassende Hast heraus. Die Emotionen der Charaktere kommen in keinen Einklang mit den Ereignissen. Außerdem hätte eine intensivere und ausschweifende Darstellung das Ende viel eindrucksvoller und auch nachhaltiger auf mich wirken lassen. So beendet man die Geschichte und fühlt sich dabei, als wäre man brutal aus dem Geschehen gerissen worden, obwohl man gedanklich eigentlich noch nicht fertig damit war.
Bewertung:
Die Atmosphäre, die Charaktere, die Handlungsinhalte und auch die Geschichte waren für mich ein unglaubliches Lesevergnügen. Wenn man sich nach einer düsteren Geschichte sehnt, die Brutalität und anspruchsvoll aufgebaute inhaltliche Momente vereint, dann ist man hier gut bedient. Einzig der Ausgang der Geschichte passte für mich nicht so gut zum Rest des Buches. Hier fühlte ich mich leider etwas gejagt und konnte den Ausgang nicht so recht genießen. Alles in allem ist es dennoch eine solide Geschichte, die vor allem durch Vielschichtigkeit und der intensiv dargestellten Nahbarkeit zum Bösen überzeugt.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 4/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5
Gesamtbewertung: 4,4/5