
Über das Buch:
Autor: Hagen Thiele
Titel: Der Sammler
Verlag: Independently published (20. August 2020)
Genre: Mysterie/Horror/Thriller
ISBN: 978-1074386283
Preis: 11,99€

Inhalt:
Schon seit Jahrhunderten sucht der Sammler in der Nacht die Menschen heim, um sich an ihren Träumen zu laben. Als er seinen Hunger in einem Altenheim stillen möchte, bemerkt ihn ein demenzkranker Bewohner. Doch nur die Pflegeschülerin Alexandra schenkt dem alten Mann Glauben. Können die beiden den Sammler aufhalten?
Meine Meinung:
Ich kenne bereits ein paar Bücher aus der Feder von Hagen Thiele. Ob gewollt oder nicht, man hat natürlich eine gewisse Erwartungshaltung, wenn man ein neues Buch eines bekannten Autors zur Hand nimmt. Mit Hagen Thiele verbinde ich guten Horror, psychologische, aber auch blutige Geschichten. Dieses Buch geht ein wenig in eine andere Richtung. Das habe ich relativ schnell gemerkt, dennoch kann der Autor durch seinen Schreibstil und die Charaktergestaltung fesseln. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen und lässt sich in jede Welt ziehen, die Hagen Thiele einem präsentiert. Die Figur „der Sammler“ wird detailliert beschrieben. Seine Optik, aber auch seine Gefühlswelt werden intensiv herausgearbeitet. Man bekommt eine klare Vorstellung davon, wie diese Figur in der Welt umhergeht, wie sie dabei aussieht und was sie antreibt. Für mich wurde der Sammler jedoch – vor allem vor dem Kontext der Geschichte – mehr als eine simple, gruselige Romanfigur. Meine Assoziation vor dem Setting des Altenheims war schnell klar: Für mich ist der Sammler die personifizierte Demenz. Dafür gab es in der Geschichte auch die ein oder andere Parallele, die mich in meinem Denken unterstützt hat. Nachdem ich das erste Drittel der Geschichte vor dem Schlafen gelesen hatte, bekam ich Albträume. Leider ist das Buch weder besonders blutig, noch brutal oder gruselig. Dafür ist es in seinem Inhalt sehr intensiv. Mir ging sowohl die Thematik, als auch die Darstellung dieser enorm nah. Der Realismus, dessen Hagen Thiele sich bedient, unterdrückt die Mystery-Elemente sehr stark, was mir gut gefallen hat. Dadurch fühlt man sich irgendwie angesprochen und involviert. Obwohl das Buch nicht besonders rasant geschrieben ist, da man ein stark reduziertes Setting hat, weist diese Geschichte eine ganz eigene Grundspannung auf, die sich schwer beschreiben lässt. Man wird nicht durch die geschriebenen Worte angetrieben, sondern durch die eigenen Gedanken die durch jene Worte ausgelöst werden. Dieses Buch regt wirklich sehr stark zum Nachdenken an und ich war einfach mitten in der Geschichte. Dabei fiel es mir überhaupt nicht schwer darüber hinwegzusehen, dass es kaum bis wenig Blut und Brutalität gab, denn Hagen Thiele hat mir mit diesem Buch eine andere Form von Grauen beschert: die Realität. Das Ende fand ich ebenfalls enorm gelungen, da es ein gekonnter Schachzug war, für die Hagen Thiele ja durch seine „Markus-Krüger-Welt“ bekannt ist.
Bewertung:
Dieses Buch ist nicht der typische Horror-Roman, den man sich vielleicht vorstellt: wenig Gewalt, kein Obszönes, kein Blut oder Gedärme. Dennoch wird mit dem Leser gespielt. Ich persönlich wurde gedanklich auf eine völlig neue Ebene gehoben. Die Figur des Sammlers ist für mich ein großartiges Symbol, der nicht im klassischen Sinne gruselig oder erschreckend wirkt, sondern für mich eher durch das, was er darstellt. Ich weiß natürlich nicht, ob Hagen Thiele diese Assoziation schaffen wollte, jedoch war sie für mich sehr schnell klar und als meinen Augen durch diese Symbolik das Buch weitergelesen haben, hat die Geschichte sofort eine ganz neue Wirkung entfaltet. Ich wurde durch die Geschichte mal auf eine etwas andere Reise mitgenommen, die für mich zwar meine geliebten brutalen, grausamen Elemente nicht ersetzen kann, mich jedoch trotzdem gut unterhalten und zum Nachdenken angeregt hat.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 3/5
Spannung: 3/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5
Gesamtbewertung: 3,8/5

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich Hagen Thiele. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]