
Über das Buch:
Autorin: J. M. Moser
Titel: Letzte falsche Hoffnung
Independently published (14. Januar 2021)
Genre: Thriller
ISBN: 979-8579424105
Preis: 15,28 €

Inhalt:
Endlich scheint es überstanden zu sein. Megan konnte sich erneut aus den Fängen ihres Gegenspielers befreien. Doch nach allem, was passiert ist, scheint Bent Olsen sogar vom Krankenhausbett aus die Fäden in der Hand zu halten. Dieses Mal steht jedoch nicht nur Megans Leben auf dem Spiel. Er hat jeden, der ihr etwas bedeutet in seiner Gewalt. Seine Forderung ist eindeutig: Megan im Austausch gegen die verschwundenen Geiseln.
Meine Meinung:
Der letzte Teil der Trilogie entpuppt sich als Wechselbad der Gefühle. Normalerweise besteht – in meinen Augen – bei mehrteiligen Thrillern die Angst, dass die Geschichte gen Ende hin ausgeleiert dahinplätschert oder deplatzierte Handlungsstränge eingebracht werden, nur damit man auf Zwang einen letzten Teil zustande bringt. Dies war hier absolut nicht der Fall. Die Autorin beginnt dort, wo der zweite Teil geendet hat. Megan erwacht im Krankenhaus und scheint die Strapazen des Zusammentreffens mit ihrem Peiniger Bent Olsen mehr schlecht als recht verkraftet zu haben. Auch Bent hat schwere Schäden davongetragen und liegt seinerseits ebenfalls im Krankenhaus. Gut gesichert und seiner Stimme beraubt, zieht er jedoch auch von hier weiterhin die Fäden, denn er hat vorgesorgt. Er hat Geiseln in seiner Gewalt, die er als Druckmittel gegen Megan benutzt. Bevor wir jedoch erfahren, wie die Geschichte in der Gegenwart ihren Lauf nimmt, gibt es eine Rückblende. Ich war kurz etwas verwirrt, da diese Rückblende nicht als solche angekündigt oder benannt wurde. Ich dachte relativ lange, dass der Handlungsstrang sich ebenso in der Gegenwart abspielt. Als die ersten Ungereimtheiten auftauchten und ich immer verwirrter wurde, weil es aufgrund bestimmter Details nicht in den Haupthandlungsstrang zu passen schien, wurde mir bewusst, dass wir es hier mit einer längst vergangenen Situation zu tun haben. Die Rückblende lässt sich am besten zwischen den ersten und den zweiten Teil der Trilogie einordnen. Bent Olsen musste für seine Taten an Megan und all den anderen Opfern ins Gefängnis. Hier lesen wir lange Zeit nur aus seiner Sicht, was dieser unfreiwillige Aufenthaltsort mit ihm gemacht hat. Wen er dort kennengelernt hat und welche finsteren Pläne er mit seinen dort kennengelernten Lakaien geschmiedet hat. Erst als der – im zweiten Band thematisierte – gefälschte Selbstmord zur Sprache kam, wurde mir so langsam bewusst, dass es sich die Gefängnissequenz nicht an das Ende des zweiten Bandes anschließt, sondern detailliert die Zeit thematisiert, in der es im zweiten Buch vordergründig um Megan und ihre Verarbeitung mit den in Toiano erlebten, traumatischen Ereignissen ging. Ich fand es sehr spannend, dass man so lange Bent als eingesperrte, seiner Privilegien beraubte Persönlichkeit begleitet. Seinen tödlichen Charme hat er allerdings nicht verloren, denn auch im Gefängnis gelang es ihm bestens, zwielichtige Gestalten für sich zu gewinnen. Sobald der Leser alles über Bents Zeit im Gefängnis erfahren hat, was für den vergangenen und weiteren Verlauf der Geschichte wichtig ist, begeben wir uns wieder in die Gegenwart. Hier überschlagen sich die Ereignisse, denn Bent fordert von Megan einen hohen Preis, für die Befreiung der Geiseln. An dieser Stelle möchte ich nicht weiter auf die inhaltlichen Apsekte eingehen, um Spoiler zu vermeiden. Die Autorin konnte mich mit ihrem Worten und ihrem Schreibstil an jede einzelne Seite fesseln. Obwohl hier und da eine bestimmte Richtung angedeutet wurde, die ich auch vermutet hatte, konnte mich die Autorin komplett aus den Socken hauen, als diese Wendung dann tatsächlich eingetreten ist. Dieses Buch bedient die komplette emotionale Palette, die ich mir bei einer solchen Geschichte gewünscht hätte. Man fiebert den einzelnen Handlungen entgegen, ist am bangen und zittern. Der Ausgang ist ungewiss und scheint doch greifbar. Dieses Buch ist authentisch, spannend und wachrüttelnd. Ein rundum gelungener Thriller.
Bewertung:
Dieses Buch ist der perfekte Abschluss für die Geschichte rund um Megan und Bent. Die Autorin spielt nicht nur mit ihren Charakteren, sondern auch mit dem Leser. Gegen Ende wusste ich nicht mehr, was ich fühlen soll. Wut und Abscheu haben sich in Hoffnung umgewandelt. Die Charakterentwicklung von Beginn bis Ende ist der Autorin großartig gelungen. Bent Olsen hat seine anfänglichen psychopathischen Züge in ihrem Grundschema beibehalten, allerdings hat auch er eine Wandlung vollzogen, bei dem ich als Leserin nicht wusste, wie ich damit umgehen soll. Plötzlich wurde er stellenweise sympathisch und das, wo ich ihn in Band eins so für seine Taten verabscheut und gehasst habe. Dass ich bei einer solchen Geschichte zum Schluss noch Tränen vergieße, habe ich nicht erwartet. Die Entwicklung hat mich eiskalt getroffen und zeigt einmal mehr, wie genial Julia Moser die Beziehung zwischen Bent und Megan aufgebaut hat. Mir fehlt es an nichts und auch wenn ich in Band 2 Kritik hinsichtlich der Dialoge und des Schreibstils geäußert habe, so möchte ich diese Trilogie wirklich jedem ans Herz legen, da sie in ihrer Vollständigkeit einmalig und erschütternd ist.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 5/5
Spannung: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5
Gesamtbewertung: 5/5
• Die Coverrechte obliegen ausschließlich der Autorin. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]