Jack Ketchum: Ladies‘ Night

Über das Buch:

Autor: Jack Ketchum
Titel: Ladies‘ Night
Originaltitel: Ladies‘ Night
Verlag: Festa Verlag
Festa Special
Genre: Thriller
ISBN: 978-3-86552-823-0
Preis: 19,99€

Inhalt:

Tom wäre besser zu Hause geblieben, bei seinem Sohn. Mit geladener Waffe. Um den Jungen vor seiner Mama beschützen zu können. Eigentlich verläuft die Nacht für die Menschen in Manhattan ganz normal. Aber dann weht dieser Geruch durch die Straßen … und der Irrsinn bricht aus.
Plötzlich drehen die Frauen durch. Sie mutieren zu mordgierigen Furien auf der Jagd nach Männern …

Meine Meinung:

Diese Geschichte ist Unterhaltung auf hohem Niveau. Ich kenne bereits einige Werke von Jack Ketchum und seinen Schreibstil scheint er sich schon früh angeeignet zu haben. Da es sich bei diesem Werk um ein „Frühchen“ von ihm handelt, merkt man als Leser einige Unterschiede zu seinen aktuelleren Büchern. Die Geschichte ist brutal, unverblümt und gnadenlos ehrlich. Jedoch fehlt mir hier ein wenig emotionale Tiefe, die ich aus Werken wie „Psychotic“ oder „Ich bin nicht Sam“ kenne. Ich wurde von diesem Buch nicht wirklich berührt, es war gut und unterhaltsam, ging jedoch nicht so intensiv unter die Haut. Es gab keine, unter der Oberfläche schimmernde, Message. Jedoch rate ich dennoch zum Kauf, wenn man sich mal wieder richtig gut unterhalten fühlen will.
Jack Ketchum dreht den Spieß um. Der ewige Geschlechterkampf: Frauen haben nachts Angst alleine auf die Straßen zu gehen, Frauen sind schwächer, Frauen sind sensibler, Frauen besitzen mehr Empathie und weniger Skrupellosigkeit. Hier nicht, denn Jack Ketchum polt Frauen und Männer um, verwandelt Männer in die, die sich Fürchten sollten und Frauen in rücksichtslose, eiskalte Bestien. Ich weiß nicht, ob Jack Ketchum das mit diesem Buch aufzeigen wollte. Aber Frauen wehren sich und werden über Nacht eine Stufe über die Männer gestellt. Sie sind nicht länger schwach und müssen auch nicht beschützt werden. Sie nehmen die Sache selbst in die Hand. Und auch wenn das in der Geschichte radikal und gnadenlos ausgeschlachtet wird, so setzt der Autor damit – für mich – doch ein Zeichen. In der überwiegenden Zahl der Geschichten sind Männer die Monster – hier ist es das „schwache Geschlecht“. Ketchum scheint sich zu positionieren und zeigt auf, dass Frauen nicht von Männern unterschätzt werden dürfen.
Den Aufbau der Geschichte mochte ich ebenfalls sehr gerne. Tom ist in New York unterwegs, als der Wahnsinn ausbricht. Seine Gedanken treiben nach Hause – zu seinem Sohn, der mit Toms Frau alleine in der Wohnung ist. Er kämpft sich durch die brutalen Darbietungen der Straße, um ihn zu retten. Auf seinem Weg dahin, wird dem Leser das Ausmaß des Irrsinns deutlich gemacht. Wir erleben Nebencharaktere und erhalten kurzen Einblick in deren Schicksale. Alles absolut spannend, nicht unnötig ausschweifend und knackig gehalten. Ebenso das Ende der Geschichte: Es wird ein wenig melancholisch, aber nicht schön; es gilt für mich als abgeschlossen und nichts deutet auf ein offenes Ende oder unbeantwortete Fragen hin. Ein rundum gelungenes „Frühchen“ von Kultautor Jack Ketchum.

Bewertung:

Ich kann das Buch sehr empfehlen. Die Geschichte ist knackig, brutal und unverblümt. Jack Ketchum bring seine Gedanken auf den Punkt, hält vor dem Leser nichts zurück. Ich habe das Buch innerhalb eines Abends gelesen, mich durchweg bestens unterhalten gefühlt. Ein bisschen Tiefgang habe ich tatsächlich vermisst, aber das hat den Wert der Geschichte nicht gemindert. Sie vereint klassische Horror- und Thrillerelemente. Der Leser möchte ein Stück in diese Welt eintauchen, gleichzeitig aber distanziert vom Geschehen zusehen. Spannend, schockierend und einzigartig. Ich mag Jack Ketchums Sicht auf die Geschlechterrollen, wie er das klassische Verständnis von jenen nimmt und gnadenlos zerreißt.

Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Spannung: 5/5
Geschichte: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5

Gesamtbewertung: 4,6/5


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