
Über das Buch:
Autor: Jason Starr
Titel: Phantasien
Originaltitel: Savage Lane
Verlag: Diogenes
Genre: Roman/Thriller & Suspense
ISBN: 978-3257300321
Preis: 12,00€

Inhalt:
Die Savage Lane ist eine hübsche Straße in einem wohlhabenden Vorort von New York. Hinter den gepflegten Fassaden aber gärt und kocht es. Mark Berman, seit zwanzig Jahren mit Deb verheiratet, träumt von seiner sexy Nachbarin Karen. Deb ist rasend eifersüchtig. Obwohl sie selbst ein schmutziges Geheimnis hat. Eine bitterböse Komödie der erotischen Verwirrung und Verblendung – mit tödlichem Ausgang.
Meine Meinung:
Dieses Buch mag wahrlich nicht perfekt sein, dennoch habe ich in Jason Starr einen weiteren Lieblingsautor gefunden. Bereits nach wenigen Seiten nahm er mich mithilfe seiner enormen Sprachgewalt gefangen. Dabei werden Tabuthemen mit etwas Witz gewürzt und zu einer spannenden Geschichte verflochten. Der Aufbau gibt her, dass wir als Leser aus den Perspektiven verschiedener Charaktere eine Sicht auf die Dinge erhalten dürfen. Dabei wird schnell klar, dass die gleiche Situation nicht automatisch von beiden Seiten gleich wahrgenommen wird. Das ist ein Problem, mit dem die Bewohner der Savage Lane zu kämpfen haben – aber gewiss nicht alles. Fremdgehen, Gerüchte, Intrigen und Tabubrüche führen unsere Protagonisten unaufhaltsam ins Verderben. Zu Beginn konnte mich der Autor mit der Thematik absolut packen. Ständig wurde ich neu überrascht, da die Charaktere immer wieder neue Seiten zum Vorschein bringen, die sie noch etwas interessanter, aber auch kaputter darstellen. Grenzen werden ausgelotet und die Vorstadtidylle durch Dreck und Gerede zerstört. Natürlich hat hier auch das ein oder andere Klischee seinen Platz in der Geschichte gefunden. Diese wurden dabei jedoch so weit abgewandelt, dass ich sie nicht als störend oder langweilig empfunden habe. Die Geschichte entwickelt eine ganz eigene Dynamik, als wir von unseren anfänglich betrachteten Charakteren weggeführt werden, neue hinzukommen und alte getilgt werden. Alles scheint miteinander verwoben. Dieses Tempo hat mir – passend zum inhaltlichen Aspekt der Geschichte – sehr zugesagt. Das Setting ist typisch amerikanisch. Country Club, Vorort, die Schönen und Reichen. Hier zeigt sich im perfekten Kontrast zur Geschichte, dass Probleme eben gemacht werden, wenn man grundsätzlich keine hat. Perfekt um Menschen, die eigentlich rundum zufrieden mit ihrem Leben sein sollten, zu kritisieren aber gleichzeitig auch aufzuzeigen, dass wir letztendlich – unabhängig von der Dicke unserer Geldbeutel – alle nur Menschen mit Problemen, egal ob selbst geschaffen oder nicht, sind. Leider musste ein Charakter sein Leben lassen, den ich persönlich gerne noch weiter im Buch gehabt hätte. Eine erfrischende und interessante Gestaltung bewirkte hier, dass man eben nochmal ein ganzes Stück weiter von den Klischees weggeholt wird. Da die Geschichte aber ohne den Tod besagter Person nicht in die Richtung verlaufen wäre, die es für diese großartige Unterhaltung eben gebraucht hat, kann ich darüber hinwegsehen. Den Mittelteil habe ich als etwas langatmig empfunden, da gerade hier viele vorhersehbare Stellen ihren Platz gefunden haben. Gegen Ende hin gibt es hier und da noch eine Wendung, die ich sehr gut und erfrischend fand. Man bekommt stellenweise das Gefühl, dass sämtliche agierende Figuren endlich einmal zur Vernunft kommen – aber weit gefehlt. Hier wird eben kein einfach zu lösendes Problem aufgezeigt, sondern Figuren und Charaktere mit ernsthaften psychischen Defiziten. Sowieso gab es für mich im Buch eigentlich nur eine „normale“ Figur. Alle anderen waren herrlich krank und obsessiv dargestellt. Besonders die Obsessionen fand ich gelungen gestaltet. Die ganze Zeit fragt man sich, wie ein solches Verhalten normal sein kann, aber als Leser ergötzt man sich dennoch an der Spannung, die dieses krankhafte Verhalten mit sich bringt.
Das Ende hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle auch etwas anders gewünscht, da es für mich einfach zu viele offene Baustellen gab, auf deren Auflösung ich ungern verzichten wollte. Der Autor wollte es so und ich muss mich damit arrangieren, dass ich den Ausgang bestimmter zwischenmenschlicher Beziehungen nicht erfahren darf.
Bewertung:
Ein tolles Buch, das sicherlich nicht perfekt ist. Jedoch hat es mich enorm unterhalten. Von Thriller-Elemente bis schwarzem Humor hat uns Jason Starr hier alles geboten. Die Charaktere die er kreiert, könnten du und ich sein. Er würzt sie jedoch mit einer Prise Kopflosigkeit und schon nimmt die Geschichte ihren Lauf. Von mir gibt es für dieses Buch eine absolute Leseempfehlung, da es mich – trotz einer relativ großen Anzahl an Kritikpunkten – absolut begeistern und unterhalten konnte. Jason Starr hat einen kraftvollen, süchtigmachenden Schreibstil und kranke Ideen, menschliche Beziehungen zueinander zu zerstören. Gefiel mir absolut, da auch die Thriller-Elemente für einen eingefleischten Genre-Fan wie mich, nicht zu kurz kamen.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 3/5
Spannung: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5
Gesamtbewertung: 4/5
• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Diogenes Verlag. •