Jonas Schönberger: Genesis

Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar

Inhalt:

Daten sind das neue Gold. Der Mensch produziert davon durchschnittlich zwei bis drei Gigabyte. Täglich. Heute ist jeder zum potentiellen Ziel eines digitalen Angriffs geworden. Gläsern. Berechenbar. Bereit, ausgebeutet zu werden. Innerhalb der Firmenmauern von Google, Meta, Amazon, Apple und Microsoft plant eine Gruppe skrupelloser Hardliner einen Coup, um zur mächtigsten Entität in der digitalen Welt zu werden. Währenddessen befinden sich die internationalen Börsen im Sturzflug. Die alte Wirtschaft kämpft, um mit dem Tempo der Kryptoszene Schritt zu halten und dem anhaltenden Vertrauensverlust irgendwie entgegenzuwirken. Auch sie haben ihre eigenen Pläne, um den freien Fall zu stoppen – sie feuern mit allem, was noch übrig ist. Unbemerkt vom Rest der Welt ist eine Gruppe hochqualifizierter Entwickler im Begriff, die buchstäbliche Revolution zu programmieren. Ihr Plan scheint unaufhaltsam – bis er kurz vor der Veröffentlichung des Codes die Aufmerksamkeit der falschen Leute auf sich zieht. Während auf der einen Seite die Diplomatie an ihre Grenzen stößt, ist der Krieg an anderer Stelle bereits in vollem Gange. Dabei breitet sich das Unheil längst nicht nur im Internet aus – auch in der realen Welt droht ein brandgefährliches Chaos auszubrechen.

Meine Meinung:

Manchmal gibt es Bücher, die man zur falschen Zeit beginnt. Für mich was das „Genesis“ von Jonas Schönberger. Mein erster Versuch ist gescheitert, ich war nicht fokussiert genug, um mich vollständig auf den Inhalt einzulassen – ein Aspekt, den dieses Buch aber definitiv verlangt. Nach einiger Zeit habe ich einen zweiten Versuch gewagt, den Kopf geleert und die bereits gelesenen Seiten aus meinem Gedächtnis gelöscht. Und hier startet meine Erfahrung mit dem Buch. Von Beginn an ist es leider undurchsichtig. Eine schiere Masse an Charakteren, wechselnden Perspektiven und wechselnden Schauplätzen. Bereits von Anfang an wird man als Leser überflutet mit Informationen und vorerst unverknüpfbaren Situationen. Auf der ersten Seite befindet sich eine ausführliche Charakterübersicht mit jeweiligen Funktionen, die bei mir beinahe dauerhaft im Einsatz war und nach Beendigung des Buches übersät mit Notizen und Markierungen. Für einen Thriller dieser inhaltlichen Masse unabkömmlich. Aufgeteilt ist die Geschichte in drei Teile, was für mich ein entscheidender Punkt war, um etwas Struktur in dieses Werk zu bekommen. Dennoch habe ich viele Nebenstränge oder beispielsweise die detaillierte Beschreibung oder die Aufbereitung der jeweiligen Hintergrundgeschichte von vermeintlichen Nebencharakteren als überflüssig empfunden. Das Buch ist auf knapp 500 Seiten randvoll mit Input. Keine leichte Kost für Nebenbei. Dennoch hätte es in meinen Augen nicht jede dargebotene Information in voller Ausführlichkeit für den Fortbestand der Handlungsstränge benötigt. Aufgrund dieser Tatsache ist es mir einfach schwergefallen, mich in der Geschichte fallen zu lassen und den Inhalt frei auf mich wirken zu lassen. Einzig gegen Ende fühlte ich mich einigermaßen gefesselt vom Geschehen, dieses Gefühl konnte bis dahin nur partiell erzeugt werden. Und leider – immer wenn ein solcher Augenblick eintrat – wechselte dann die Perspektive oder der Schauplatz der Handlung und ich wurde wieder aus diesem Moment herausgerissen.
Das Buch sticht aber vor allem durch eines mehr als positiv heraus: herausragende Recherche. Wenn man, so wie ich, keinerlei Wissen oder tiefgehendes Interesse an Themen wie Daten- und Cybersicherheit, Kryptowährung oder politisch orientierten Technologien hat, kann man bei einem Buch, dass sich ausschließlich um solche Inhalte dreht, schon mal ins Schwimmen geraten, was des Verständnis des Gelesenen angeht. Jedoch ist die Recherche und Darstellung so intensiv und lückenlos, dass man auch als vollkommener Laie nach und nach ein Verständnis für die Thematik entwickeln kann. Hier sieht man wirklich, wie viel Arbeit in dem Buch steckt. Es ist einfach keine oberflächliche Geschichte für zwischendurch, dessen sollte man sich bewusst sein.

Bewertung:

Das Buch ist für mich interessant gewesen. Und mitreißend vor allem in dem Sinne, dass mir viele bisher unbekannte Möglichkeiten an digitalen Gefahren aufgezeigt wurden, und zwar äußerst detailliert und dystopisch, jedoch gleichzeitig in einer nicht allzu entfernten Zukunft durchaus vorstellbar. Dennoch fehlte mir – wahrscheinlich auch durch die Masse an Handlungsorten, Charakteren und Storylines – der thrillertypische Nervenkitzel, die mitreißende Spannung. Natürlich ist die Geschichte erschreckend, vor allem vor dem Aspekt der Anlehnung an die Realität. Und auch das Thema, brisant und aktueller den je, bietet genügend Stoff um düstere Gedanken zu erzeugen. Jedoch hat es dieses Buch in seiner Form einfach nicht geschafft, dass ich mich von der Situation persönlich bedroht fühle. Eine Tatsache, die aufgrund der Betroffenheit aller Individuen mit irgendeiner Form von digitalen Daten, eigentlich ganz natürlich eintreten sollte. Es war mir dennoch einfach zu viel Drumherum, sodass der Kern der Geschichte zwischen der Flut an Nebensträngen, Charakterhintergründen die nicht notwendig gewesen wären, und Abschweifungen, in meinen Augen einfach verloren gegangen ist.

Schreibstil: 4,5/5
Charaktere: 2,5/5
Geschichte: 3,5/5
Spannung/Atmosphäre: 2,5/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5

Bewertung: 3 von 5.