
Über das Buch:
Autor: Josh Malerman
Titel: Heute, am Tag des Schweins
Originaltitel: On This, The Day of the Pig
Verlag: Buchheim Verlag
Band 7 der Reihe CEMETERY DANCE GERMANY
Limitiert auf 999
Genre: Horror
ISBN: Cemetery Dance Germany, ohne ISBN
Preis: 39,99€

Inhalt:
Seit Jahren begegnet Walter Kopple seinem Schwein Pearl mit Misstrauen. Oft genug ist es pure Angst, die der Farmer vor ihm empfindet. Walter erkennt das wahre Ausmaß der übernatürlichen Kräfte des seltsamen Tieres jedoch erst, als es seinen Enkel dazu bringt, ein anderes Schwein im Stall zu töten.
Die Gerüchte über den Vorfall verbreiten sich schnell in der Kleinstadt Chowder. Und während ein paar Teenager sich das »telepathische« Schwein ansehen und Einwohner es töten wollen, findet Pearl heraus, wie mächtig sein Geist wirklich geworden ist: heute, am Tag des Schweins.
Meine Meinung:
Was löst es in uns aus, wenn Tiere plötzlich anfangen, wie wir zu denken und zu agieren? Schlichtweg Angst. Wir können den Gedanken nicht ertragen, die Kontrolle abgeben zu müssen. An eine Spezies, die wir als weniger intelligent als die unsere ansehen. Doch genau das geschieht in diesem Buch und das ist auch die Angst, die den Charakteren dieses Werkes gegenübersteht. Das Schwein Pearl. Wir erleben diese Geschichte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Eigentlich dürfen wir sie sogar aus den Augen aller Agierenden zumindest einmal erleben. Das Schwein Pearl ist schon immer anders, als die anderen Schweine auf Walters Hof. Es dauert nicht lange, da bemerkt er eine Art telepathisches Band zwischen sich und dem Tier. Er kann auf diese Weise Gespräche mit ihm führen und Pearl kann ihn dazu bringen, alles zu tun was es will. Aber nicht nur den Farmer, sondern auch jeden anderen Menschen, der sich auf seinem gedanklichen Radar befindet. Und so erzählt dieses Buch davon, wie ein abgrundtief böses Schwein seine Fähigkeiten entdeckt und sich vollkommen auf die Überschreitung der Grenzen dieser konzentriert. Wie es die Menschen ausnutzt, um zu lernen und sie dabei mit ihren eigenen Waffen schlägt. Dabei herausgekommen ist dieses zutiefst erschreckende und intelligente Horror-Buch. Besonders auffällig, fand ich hier die Parallelen zwischen Schreibstil und allgemeiner Stimmung. Während der Schreibstil zu Anfang ruhig und klar strukturiert daherkam, nahm er gen Ende immer mehr an Fahrt auf, ebenso wie die Atmosphäre auf der Farm. Deutlich wurde das in ausartenden Sätzen, die teilweise über eine halbe Seite und länger verliefen. Dadurch wurde beim Leser ein rasantes Tempo erzeugt, das wohl die Geschehnisse innerhalb des Buches wiederspiegeln sollten. Dieses gehetzte Gefühl, das die Protagonisten wohl empfinden müssen, weil sie sich der Kraft des Schweins machtlos gegenüber sehen, wird gnadenlos auf den Leser projiziert. Besonders gut gefallen hat mir allerdings, dass Pearl derart vermenschlicht dargestellt wird. Wir blicken nämlich nicht nur durch die Augen menschlicher Personen, wenn wir die Perspektiven auf das Geschehen wechseln. Wir dürfen ebenso in Pearls Gedankenwelt eintauchen. Hier unterscheiden ihn bloß einige Wortfindungsstörungen und Ausspracheschwierigkeiten von den Menschen. Die Intelligenz und Gerissenheit ist ihm gleichermaßen geschenkt worden. Auch als Leser wird man von diesem Schwein eingenommen. Man tappt im Dunkeln, ob die jeweiligen Charaktere aus freien Stücken handeln, oder weil Pearl dieses Handeln will. Weiterhin geschehen gen Ende einige Dinge, die eine von Pearl hervorgerufene Halluzination oder tatsächlich gespiegelte Ereignisse sein können. Man bleibt als Leser ebenso verwirrt zurück, wie die Figuren der Geschichte. Durch die ständig wechselnden Perspektiven, fühlt man sich mitten ins Geschehen hineinversetzt und man bangt und hofft gleichermaßen mit, dass es jemand schafft dieses Schwein aufzuhalten. Die Charaktergestaltung ist recht vielseitig. Viele Figuren, reduzierte Hintergrundinformationen zu diesen. Dennoch hat mich das in diesem Buch nicht gestört, da sich die primäre Handlung auf Pearl konzentriert. Und ebenso wie für ihn, sind die Protagonisten nur nebensächliche Statisten, die keinerlei Einfluss auf den Verlauf des Geschehens haben. Sie bekommen kaum Zugriff und müssen ihr Schicksal so hinnehmen, wie es ihnen serviert wird. Dieses Buch beweist, welche Auswirkungen eine Neuverteilung des Machtungleichgewichts auf die Beziehung zwischen Mensch und Nutztier haben können.
Bewertung:
Der Schreibstil und der Grundgedanke sind phänomenal. Etwas so banales, wie ein menschlich denkendes Schwein, kann dennoch sehr gruselig sein. Obgleich es in diesem Buch nur minimal brutal zugeht, das Setting sehr reduziert ist und die agierenden Figuren nicht sie selbst sind, so ist dieses Buch in meinen Augen doch ein Highlight. Ein kurzer Einblick in Pearls Vergangenheit verrät uns, welcher Auslöser ihn seine Kräfte derart böse einsetzen lässt. Dieses Buch verhält sich also auch äußerst tadelnd der – normalerweise – stärkeren Spezies „Mensch“ gegenüber. Denn lässt man die übernatürlichen Kräfte von Pearl außer Acht, so verhält es sich nicht viel anders, als wir uns seiner Spezies gegenüber. Wir demonstrieren unsere Macht, einfach weil wir den Tieren in einer Sache voraus sind. In dieser Geschichte wird jedoch der Spieß umgedreht und das Schwein ist uns in einer Eigenschaft überlegen. Das Chaos, das diese Überlegenheit aufgrund von Schmerz und Wut – ausgelöst durch das Verhalten von Menschen – mit sich bringt, lässt den ein oder anderen sein Agieren gegenüber einer schwächeren Art vielleicht bereitwillig überdenken. In meinen Augen ist dieses Buch absolut gelungen. Und auch wenn es einige formale Ungereimtheiten gab und an mancher Stelle die Spannung der Eintönigkeit, aufgrund wenig differenzierter Aktionen und fehlender Unvorhersehbarkeit, gewichen ist, so möchte ich es doch guten Gewissens empfehlen, da dieses Buch die menschlichen Ängste auf einer anderen, ungewohnten Ebene anspricht.
Schreibstil: 5/5
Geschichte: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Spannung: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 3,5/5
Gesamtbewertung: 3,8/5

• Die Coverreche obliegen ausschließlich dem Buchheim Verlag. •