
Über das Buch:
Autorin: Judith Kleiner
Titel: Die Gedanken und Pläne des Anderen
Herausgeber: Independently published
Genre: Horror
ISBN [TB]: 979-8340037503
Preis [TB]: 12,95 €

Inhalt:
Meisterhaft wird man hier in ein Labyrinth aus Täuschungen und falschen Fährten geführt. Durch alle Geschichten hinweg, wird der Leser zum nach Erkenntnis suchenden Verdammten, der erst am Ende der jeweiligen Erzählung sagen kann, mit welcher literarischen Horrorgestalt er es zu tun hatte. Sind es Geister, Dämonen oder Kreaturen der Nacht? Ist ein Mörder bloß Psychopath und Täter oder gar selbst Opfer? Sind die, die schützen sollen, die wahren Monster?
Meine Meinung:
Bei dem Buch handelt es sich um eine Horror-Anthologie, die drei Kurzgeschichten birgt. Die drei Kurzgeschichten sind – anders als ich zunächst angenommen habe – getrennt voneinander zu betrachten. Daher werde ich nicht das Buch als Gesamtes bewerten, sondern jede Geschichte für sich.
Die Gedanken und Pläne des Anderen
Diese erste Kurzgeschichte bietet dem Leser genau das, was im Titel versprochen wird: Gedanken und Pläne. Wir tauchen ein in einen Geist, der makaber, kaputt und düster ist. Wir verfolgen denjenigen bei seinen Schritten, erkennen welches Grauen er plant. Diese Geschichte sticht vor allem durch die Abwesenheit von Übernatürlichem hervor. Alles was wir lesen, könnte der Realität entsprechen. Da diese Geschichte von allen die längste ist, wird Raum für intensive Ausarbeitung der Charaktere, ruhige Momente des Beobachtens und ausschweifende Gedanken geboten. Diese Geschichte lässt am tiefsten blicken und auch am tiefsten eintauchen. Dadurch bekommt der psychopathische Charakter Platz zum Entfalten. Außerdem besticht die Story auch mit einer weit zurückliegenden, folgenschweren Hintergrundgeschichte, in deren Anwesenheit letztendlich der Schlüssel zur Grausamkeit liegt. Die Frage nach Täter und Opfer bietet Gelegenheit zum Nachdenken und verstärkt dadurch Tiefgründigkeit und Grauen des Ganzen. Mich hat diese Geschichte wirklich abgeholt, denn obwohl sie kurz ist, ist sie doch vollständig und beinhaltet alles, worauf es für mich inhaltlich ankommt.
Ich rette dich
Die zweite Kurzgeschichte beginnt vergleichsweise harmlos und mit einem recht alltäglichen Setting. Die Atmosphäre wirkt nahbar und man bekommt sofort Emotionen aufgebürdet. Ich mochte hier das Zusammenspiel aller beteiligten Charaktere und deren Bezug zueinander. Der wahre Horror liegt hier für mich in der tiefen Melancholie, die vor allem das unerwartete Ende in mir ausgelöst hat. Ein einziger Satz bringt das ganze Konstrukt, auf dem die Geschichte vorweg so sorgfältig gebaut wurde, um den Leser böse in die Irre zu führen, zum einstürzen. Für mich ist diese Geschichte trotz der Kompaktheit unvollkommen. Ich mochte alles daran, von der Idee bis hin zur Umsetzung. Kurzweilig, trotzdem durchweg mitreißend und am Ende sogar überraschend – unglaublich gelungener Teil dieses Buches.
Mutter
Bei der dritten und letzten Kurzgeschichte muss ich leider sagen, dass sie die mit Abstand schwächste für mich war. Mit nur knapp 30 Seiten ist sie auch die kürzeste und ich finde das hat sich bemerkbar gemacht. Während ich bei den anderen Geschichten mit fehlender Vorgeschichte und Anonymität der Figuren keine Probleme hatte, fand ich eine zusammenhängende Einordnung hier schwierig. Inhaltlich wird auf einen übernatürlichen Horror-Effekt gesetzt. Leider habe ich die Geschichte nicht wirklich verstanden, dementsprechend konnte sich der gewünschte Gänsehaut- und Gruselmoment bei mir nicht einstellen. Die dritte Geschichte konnte in meinen Augen mit seinen beiden Vorgängern keineswegs mithalten, was ich unglaublich schade im Bezug auf die Gesamtheit des Buches finde.