Julia Fürbaß: Papiertiger

Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar

Über das Buch:

Inhalt:

Hey, Cat. Denkst du manchmal ans Sterben?“
Diese Frage hat Simon seiner großen Schwester Katharina gestellt, als er noch am Leben war. Mittlerweile sind sechzehn Jahre vergangen und er wäre heute ein erwachsener Mann. Katharina hat gelernt, mit dem Verlust umzugehen. Ihr Leben läuft geordnet ab – bis ihre Heimatstadt Leoben von einer Mordserie heimgesucht wird. Blonde Männer stehen auf der Liste des Täters, die Wunden der Opfer tragen alle dieselbe Handschrift. Das Ganze entwickelt sich zu Katharinas persönlichem Albtraum, da sie nach jedem Leichenfund eine anonyme Nachricht erhält: „Hey, Cat.“

Meine Meinung:

Das Buch hatte mich von Anfang an in seinem Bann. Aufgeteilt sind die Kapitel aus der Sicht von Protagonistin Katharina, dem Ermittler bei der Mordkommission, Kilian, und dem Journalisten Gregor. Außerdem gibt es auch Kapitel aus Katharinas Sicht, die uns Momente aus ihrer Vergangenheit zeigen. Katharinas Bruder Simon verstarb als sie sich selbst im Teenager-Alter befand. Seinen Tod hat sie bis in die Gegenwart hinein nicht vollständig verarbeitet. Ihr Leben gerät aus den Fugen, als sie Briefe erhält, die dem Inhalt nach nur von ihrem verstorbenen Bruder sein können. Gleichzeitig beginnt in ihrer Heimatstadt eine Mordserie, bei der jedes Opfer optisch Simon sein könnte. Schnell wird klar, dass es hier einen Zusammenhang geben muss, denn nach jeder neu aufgetauchten Leiche landet ein neues Schreiben in Katharinas Briefkasten. Ich muss sagen, dass die Spannung von Beginn an immens hoch war. Die Autorin hat es geschafft, mich an jedem Charakter zweifeln zu lassen. Hier und da werden kleine Sätze gestreut, die eine Verdächtigung in jedem Fall rechtfertigen würden. So ist es als Leser wirklich schwer, hinter die Zusammenhänge zu kommen und die Auflösung vor dem Beenden der Geschichte zu erraten. Ob ich die Charaktere generell mag oder nicht, kann ich gar nicht so recht beurteilen. Es gab stellenweise eine gewisse Distanziertheit, die durch deren Verhalten geschaffen wurde. Und obwohl wird ziemlich viel über jeden erfahren, wirken die vielen Geheimnisse oftmals wie eine unüberbrückbare Distanz. Ich würde die Figuren daher eher als interessant, statt sympathisch oder unsympathisch charakterisieren. Julia Fürbaß hat mit diesem Buch einen Psychothriller geschaffen, der mich von der ersten Seite an fesseln konnte und mitgerissen hat. Die vielen vereinzelt gestreuten Momente scheinen am Ende doch alle auf einen Nenner zu kommen und schon alleine der Auflösung wegen wollte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Und hier muss ich leider wirklich sagen, dass die letzten 50 Seiten dem bis dato Gelesenen nicht gerecht wurden. Auf diesem kurzen Stück wirken die Aktionen gehetzt, die Zusammenhänge unplausibel und das Ende der Geschichte zu schnell herbeigezwungen. Es wird ein inhaltliches Tempo gefahren, das durch seine Rasanz die Spannung beinahe völlig erlöschen lässt. Es werden Erklärungen für sämtliche, im Buch vorgekommene, Ereignisse in den Raum geworfen und dem Leser somit als Abschluss präsentiert. Mich persönlich hat das aus meiner Euphorie für die Geschichte gerissen. Ich habe das Ende nicht kommen sehen, weil das inhaltlich gar nicht möglich war. Das ist schade, weil ich dadurch das Gefühl bekommen habe, dass die Autorin viele Handlungsstränge entwickelt hat, ohne vorher selbst zu wissen wie diese miteinander enden sollen.

Bewertung:

Dieses Buch hätte wirklich genial werden können. Und das war es auch bis kurz vor dem Ende. Man hält als Leser die einzelnen Fäden in der Hand und versucht verzweifelt eine Verbindung zwischen all den dubiosen Vorkommnissen zu finden. Möglichkeiten werden durchgegangen, es wird spekuliert und auf jeden noch so kleinen Hinweis geachtet. Leider wird letztendlich ein Ausgang präsentiert, der mir persönlich überhaupt nicht gefallen hat. Das Ende wirkt auf mich zu willkürlich, um sich mit den 400 vorangegangenen Seiten vereinbaren zu lassen. Das ist wirklich schade, denn diese 400 Seiten versprachen bis dahin einen großartigen Psychothriller und konnten mich – bis zum Twist – voller Spannung unterhalten unterhalten.

Schreibstil: 5/5
Charaktere: 3,5/5
Geschichte: 4/5
Spannung/Atmosphäre: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 2/5

Bewertung: 4 von 5.