
Über das Buch:
Autorin: Laura Purcell
Titel: Die flüsternde Muse
Originaltitel: The Wispering Muse
Verlag: Festa Verlag
Festa Must Read
ISBN: 978-3986761080
Preis: 26,99 €

Inhalt:
London, zur Zeit von Queen Victoria. Im Mercury Theater kursieren Gerüchte: Die neue Hauptdarstellerin Lilith Erikson soll mit Melpomene, der Muse der tragischen Dichtung, einen Pakt geschlossen haben.
Ihre Zofe Jenny ist skeptisch, denn Lilith ist eine Frau mit einem gestörten Wesen. Auf der Bühne scheint sie von den Figuren, die sie spielt, besessen zu sein, doch abseits der Bühne verläuft ihr Leben so tragisch, als beeinflusse es die Muse, die sie inspiriert.
Als eine teuflisch gute Lilith als Lady Macbeth die Zuschauer betört und sich einige unheimliche Vorfälle ereignen, schwinden Jennys Zweifel. Könnten die Gerüchte wahr sein? Sind dämonisch dunkle Mächte am Werk? Und was wird der Preis sein, wenn die Muse ihre Bezahlung einfordert?
Meine Meinung:
Nach der Ernüchterung, die „Das Porzellanhaus“ in meine Laura-Purcell-Bubble hat einschlagen lassen wie eine Bombe, habe ich große Stücke auf dieses Buch gesetzt. Zu Beginn entführt uns die Autorin wieder unverkennbar in das viktorianische Zeitalter. Diesmal ist der Schauplatz überwiegend ein Theater, mit allem was dazu gehört. Die Schauspieler auf der Bühne, hinter den Kulissen und das organisatorische Drumherum. Ich fand die Atmosphäre von Beginn an genial. Man wird wirklich in die Stücke – deren Aufführung nämlich ziemlich präzise geschildert wird – mitgenommen. Dabei spielen vor allem drei weibliche Charaktere eine entscheidende Rolle: Lilith, die Hauptdarstellerin des Mercury Theaters, Jenny, die Zofe von Lilith und Mrs. Dyer, die Eigentümerin des Theaters. Alle drei Frauen werden unglaublich stark porträtiert und könnten unterschiedlicher nicht sein. Eigentümliche Charaktereigenschaften wie Verzweiflung, Durchhaltevermögen, Großzügigkeit, manipulatives Verhalten, sowie herablassende und divenhafte Eigenarten bewirken eine ziemlich klare Meinung bezüglich der jeweiligen Sympathien. Wirklich interessant sind jedoch die charakterlichen Entwicklungen, die diese drei Frauen durchmachen, wodurch sich gerade zum Ende hin die Sympathien stark verschieben. Die Geschichte selbst hat mich an den Seiten des Buches kleben lassen. Die Muse als übernatürliche Dämonin bekommt einen irdischen Gegenstand als Sprachrohr und diesem wird sehr viel Platz eingeräumt. Die mysteriösen Vorfälle, die sich am Theater ereignen, sind vielseitig, düster und für Laura Purcell unerwartet blutig und brutal. Sie verabschiedet sich hier von einer überwiegend übernatürlich agierenden Präsenz und fordert wahre Opfer und Blut von ihren Figuren. Grundsätzlich mochte ich das Zusammenspiel all dieser Elemente sehr gerne. Das Theater ist ein geniales Setting, wird umfassend beschrieben und kann – im Zusammenspiel mit den düsteren Stücken die dort prämiert werden – die gruselige Atmosphäre durchgehend aufrecht erhalten. Bis dahin gab es für mich keinerlei Kritik – und dann kam das Ende. Obwohl der Aufbau zwischen Figuren und Handlung komplex und vielschichtig gehalten wurde, hat das Ende dieses Niveau nicht aufgreifen könnten. Für mich wirkte der Ausgang der Geschichte – und auch einiger Figuren – wie ein vereinfachter Weg, um das Buch zum Abschluss zu bringen. Eine Patentlösung, die alle Probleme mit einem Schlag auslöscht und nichts von dem mühsam aufgebauten Inhalt übrig lässt.
Bewertung:
Für mich wäre dieses Buch beinahe ein Highlight geworden. 90% des Inhaltes sind grandios, von der Figurengestaltung, – entwicklung und Handlung bis hin zu Setting und Atmosphäre. Alles wirkt rund, stimmig, mitreißend und angemessen düster. Leider hat das Ende dem Werk in meinen Augen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es wirkte abgehetzt und gegenüber dem Rest des Buches lieblos und einfach. Das ist definitiv Geschmackssache und deswegen spreche ich für „Die flüsternde Muse“ von Laura Purcell eine unbedingte Leseempfehlung aus.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 3,5/5
Geschichte: 4/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Gesamtbewertung: 4,5/5