Lima Strysa: Bitter Truth – Love

Über das Buch:

Autorin: Lima Strysa
Titel: Bitter Truth – Love (Buch 1)
Herausgeber: Lima Strysa (Nova MD); Erstauflage (25. Juni 2021)
Genre: Noir Contemporary
ISBN: 978-969-66900-6
Preis: 20,99 €

Inhalt:

Auf der Suche nach den drei unbezahlbaren Schätzen fand ich die größte Lüge meines Lebens.
>Pizda<
Das war sein Name für mich.
Hingebungsvoll und mit uneingeschränkter Zuneigung nannte er mich so und gab mir damit eine Bedeutung.
Es klang wie ein Versprechen, was er niemals brechen würde. Ich liebte es. Ich liebte ihn. Er war mein. Ich war sein. Es war perfekt. Perfekt krank!

Meine Meinung:

Tatsächlich habe ich zuvor nie ein Buch von Lima gelesen. Als sie jedoch fragte, ob ich eine der Testleser für „Bitter Truth“ sein möchte, war ich sofort im Boot. Ich bin für die Thematik von Dark Romance grundsätzlich immer zu begeistern. Dennoch werde ich – wenn bei den rezensierten Büchern notwendig – auch hier vorher eine Trigger-Warnung aussprechen. Körperlicher sowie seelischer Missbrauch, Gewalt und sexuelle Übergriffe werden hier explizit thematisiert und dargestellt.
Protagonistin Sandra lebt zusammen mit ihrer Tochter Svenja und ihrem relativ frischen Lebensgefährten Jewgenij in einer angenehmen Familiensituation. Sandra ist verliebt wie am ersten Tag. Dabei stören sie auch nicht die zwanghaften Strukturen, die Jewgenij verlangt und von denen er keinerlei Abweichungen duldet. Auch Tochter Svenja wird in diese Strukturen eingebunden. Für Sandra ist dieser Punkt der Beziehung und des gemeinsamen Zusammenlebens in Ordnung. Allerdings zeigt sich schon hier, dass Jewgenij schnell die Maske des fürsorglichen, liebenden Partners ablegen kann. Die Autorin schildert immer mehr Situationen, in denen wir uns im Charakter einer toxischen Beziehung wiederfinden. Jewgenijs Fürsorge schlägt nämlich immer häufiger in einengendes Verhalten um. Er verbietet Sandra Kontakt zu anderen Männern und kontrolliert ihre Aufenthaltsorte außerhalb des gemeinsamen Heims. Die Autorin geht hierbei nicht behutsam vor, sondern wirft uns mit Wucht in die bedrückende Atmosphäre dieser Beziehung. Dabei verkürzt sie nicht nur die Zeitspannen zwischen einzelnen Vorfällen, sondern steigert diese auch in ihrer Intensität. Damit erreicht sie zunehmende Spannung, sowie eine Atmosphäre, die auch auf den Leser drückender und düsterer wirkt. Sandras Ausweglosigkeit ist greifbar. Allerdings besteht an ein oder anderer Stelle die Möglichkeit auf Befreiung aus diesem Käfig der Kontrolle, Gewalt und Machtlosigkeit. Das Einbringen von Polizei habe ich grundsätzlich als gute Idee empfunden, allerdings hat es für mich an der Umsetzung gescheitert. Einer derart misshandelten Frau als Beamter so zu begegnen, halte ich für unwahrscheinlich. Auch wenn Jewgenij sich gut zu verkaufen weiß, so gab es seitens der Beamten nicht einen Funken Glaubhaftigkeit für Sandra. Hier wäre es für die Geschichte womöglich authentischer gewesen, den Einsatz der Polizei auf eine einmalige Szene zu reduzieren. Auch das Verhalten von Sandra wirkte manchmal recht kindisch. Damit will ich nicht ihr Verhalten und ihre Abhängigkeit gegenüber Jewgenij kritisieren, denn eine toxische Beziehung ist für Außenstehende oftmals einfacher zu erkennen, als für die Beteiligten. Dennoch wirkte ihr Charakter manchmal auf mich nicht ganz rund.
Insgesamt hat die Autorin die Themen jedoch stark und authentisch umgesetzt. Man kann beinahe die Beweggründe von Sandra und Jewgenij verstehen, da die Wortwahl überzeugend wirkt und sich richtig anhört, wenn man keinen intensiveren Gedanken an die Bedeutung verschwenden würde. Auch die Steigerung der Bedrohlichkeit der Situation von Sandra ist absolut gelungen. Dachte man bereits am Anfang „Es kann nicht mehr schlimmer kommen“, so schafft es die Autorin immer wieder, neues Grauen zu entfachen. Dabei drückt das Gelesene wirklich auf die Psyche, da ähnliche Beziehungen leider häufiger vorkommen, als man denkt.
Das Ende ist für diesen Teil der Geschichte gut zum Abschluss gebracht worden, allerdings werden Band 2 und 3 mühelos anknüpfen können, da das letzte Wort definitiv noch nicht gesprochen ist. Die Wahl der Perspektive wird am Ende auch indirekt aufgelöst und auch wenn ich zu Beginn sehr verwirrt von dieser „Tagebuch-oder-Brief-Perspektive“ war, so hätte ich mir am Ende keine andere Erzählweise gewünscht.

Bewertung:

Schockierend. Authentisch. Ergreifend. Diese Worte beschreiben insbesondere das Leben von Sandra zusammen mit Jewgenij äußerst treffend. Ein düsterer Inhalt gepaart mit einer spannenden Erzählperspektive führen den Leser geradewegs ins die zerstörerische Mitte einer toxischen Beziehung. Sehr spannend zu lesen. Und auch wenn hier und da der rote Faden etwas verloren wurde, so halten wir am Ende ein Buch in den Händen, dessen Geschichte rund ist. Für schwache Nerven ist diese nicht zu empfehlen, allerdings spreche ich dennoch eine Leseempfehlung meinerseits aus.

Schreibstil: 4/5
Charaktere: 4/5
Geschichte: 4/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5

Gesamtbewertung: 4,4/5

Bewertung: 4 von 5.

[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]