
Über das Buch:
Autorin: Mari März
Titel: Miss Verständnis – Borderline
Verlag: Independently published (28. April 2020)
Genre: Psychothriller
ISBN: 979-8640418613
Preis: 12,70€

Inhalt:
ICH MAG KEINE MENSCHEN!
Mia Martin alias MissVerständnis ist eine erfolgreiche Ratgeberautorin, bis sie beschließt, Menschen nicht mehr zu mögen. Mutwillig zerstört sie ihre Karriere, tanzt auf den Trümmern dessen, wofür sie hart gearbeitet hat. Etwas Neues erschafft man nur aus dem Nichts. Nach einer düsteren Reihe verrückter Ereignisse drängt ihr Verleger sie dazu, sich in eine Nervenklinik einweisen zu lassen. Ins BLISS – dem Refugium für verwirrte Künstler. Im schneebedeckten Nirgendwo. Hier darf sie endlich frei sein. Zumindest glaubt Mia das, bis der Strom ausfällt …
WAS IST WAHN, WAS IST WAHR?
Was bedeuten Grenzen im Nirwana der Angst?
Was, wenn die Wahrheit eine Lüge ist?
Meine Meinung:
Der erste Satz im Buch hatte mich sofort gepackt: „Ich mag keine Menschen!“. Jeder normale Mensch würde das für absolut unsympathisch halten – ich fand es super. Das ist genau die Art Mensch, die ich interessant finde, als die ich mich sogar selbst ab und zu betrachte. Die ersten Kapitel sind wüste Aneinanderreihungen von Gedanken, Eindrücken, Emotionen. Man bekommt sofort einen – zwar beschränkten – jedoch mehr als deutlichen Einblick in Mias Kopf. Natürlich verrät uns der Titel des Buches mehr, als sie selbst über sich weiß und man kann als Leser sehr viel damit anfangen, wird nicht etwa überrumpelt oder verwirrt. Es dauerte, zugegeben, länger als ich vermutet hatte, bis Mia in die Nervenklinik BLISS einzieht. Aber es hat glücklicherweise nicht ZU lange gedauert. Außerhalb der Mauern und Gitter der Nervenheilanstalt bekommt man einen guten Eindruck davon, wer Mia ist, wie sie lebt und fühlt. Bruchstückhafte Erinnerungen werden sowohl ihr, als auch dem Leser geboten. Kurze Episoden über das, was sie die vergangenen neun Monate getrieben haben muss. Hier wissen wir genau so viel wie sie und natürlich baut hierauf die Spannung auf: man möchte unbedingt wissen, was hinter all dem steckt, was hat sie wirklich getan und vor allem: wie viel davon? Denn während des Lesens schwebt eine Frage zwischen den Seiten umher: Was ist wahr, was ist Wahn?
Im BLISS wird alles noch viel verwirrender: Warum findet der Leiter alles immer „Wundervoll“? Warum tragen die Insassen die Namen von Farben? Und scheint Mia wirklich schon einige ihrer „Mitbewohner“ zu kennen? Oftmals wird man hier als Leser im Dunkeln gelassen. Uns bleibt viel Interpretationsspielraum und ich liebe es. Ständig gingen mir die verrücktesten Theorien und Gedanken durch den Kopf – keine davon hat sich in irgendeiner Weise bewahrheitet. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, selbst verrückt zu werden. Mari März nimmt den Leser in ihrem Buch mit, auf eine unglaublich interessante Reise in den Kopf einer „Borderlinerin“. Nichts ist so wie es scheint und dieses Element zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Selbst zum Ende bleiben hier mehr als eine Handvoll Fragen offen – etwas das mich bei Büchern normalerweise enorm stört. Doch hier wirkte auch das nicht deplatziert. Man möchte gar nicht alles wissen. Ein Großteil der Informationen entspringt der eigenen Fantasie des Lesers und genau das macht dieses Buch so unglaublich besonders. Manchmal ist die Antwort, die man sucht, genau so wie man sie sich selbst beantwortet.
Mein einzige Kritikpunkt gilt an manchen Stellen der Wortwahl: Für mich gab es teilweise zu viele Wiederholungen, was womöglich auch ein Element der Darstellung der Krankheit sein soll, jedoch habe ich es manchmal als störend empfunden.
Bewertung:
Mari März ist hier ein unglaubliches Werk gelungen. Ich finde dieses Buch wahnsinnig realitätsnah, eben weil es so verworren, teilweise bruchstückhaft und definitiv mehrdeutig geschrieben ist. Es gibt bei einer Störung eben keine Patentlösung oder einen klaren Verlauf. Und einem Leser so etwas bewusst zu machen, finde ich unglaublich stark. Man fühlt richtig, wie einem selbst der Kopf zu platzen droht und bekommt vielleicht einen klitzekleinen Einblick in den Kopf eines Borderline-Patienten. Ich bin kein Psychologe, aber für mich hat die Autorin mit ihrem Buch perfekt vermitteln können, was eine solche Störung mit einem Menschen anstellen kann. Dieses Buch sagt so viel mehr aus und man kann im Nachgang noch stundenlang grübeln, sich mit verschiedenen Elementen der Geschichte auseinandersetzen und entdeckt immer wieder neue Interpretationsansätze. Ich bin glücklich, dass wir am Ende des „Auslöser“ für Mias Krankheit erfahren durften, das war wirklich die einzige Frage, die ich unbeantwortet nicht akzeptiert hätte. Alles andere liegt im Kopf des Lesers – und das ist auch gut so.
Schreibstil: 3/5
Geschichte: 5/5
Charaktere: 5/5
Spannung: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5
Gesamtbewertung: 4,6/5

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich Mari März. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]