Über das Buch:
Autor: Matt Shaw
Titel: Oktopus
Originaltitel: „Octopus“ und „Octopus 2“
Verlag: Festa Verlag
Sonderausgabe zur Leipziger Buchmesse 2020
Limitiert auf 666 Exemplare
Klappentext:
Oktopus 1
Weil ihre Schulden immer größer werden, nimmt Jessica einen Job als Tänzerin auf einer Party an. Doch aus dem Job wird ein Albtraum, der sie geradewegs in die glitschigen Arme des Wahnsinns führt …
Oktopus 2
Seit Max und Helena das Ritual durchgeführt haben, um Cthulhu zu erwecken, verändert sich rund um ihr Haus die Realität. Niemand ist vor dem Irrsinn gefeit. Aber im Gegensatz zum Rest der Welt sind die beiden bereit, das ultimative Opfer zu bringen.
Meine Meinung:
Die Ausgabe die ich besitze, beinhaltet beide Teile von „Oktopus“. Man kommt also an einem bestimmten Punkt an einen inhaltlichen Wechsel, der an die Geschichte anknüpft.
Oktopus 1
Alles beginnt relativ „harmlos“ mit Jess, die davon träumt Model zu werden, und ihrer Freundin Grace, die nebenbei als Webcam-Girl arbeitet. Eine Einladung zu der Party von Max und Helena gibt der Geschichte den nötigen Schubs und man landet mitten im grausamen, ekelhaften Geschehen. Man darf für dieses Buch weder prüde sein, noch einen empfindlichen Magen haben. Matt Shaw zeigt uns hier die niedersten, primitivsten Männer und Frauen. Nehmen wir den tiefsten Abgrund und durchstoßen seinen Boden: hier finden wir diese Menschen, die Matt so absolut treffend für seine Geschichte einsetzt. Gestalten, die ich niemals kennenlernen möchte, die aber diese Geschichte nähren und ihrer Absurdität und Krankhaftigkeit die nötige Würze verleihen. Umso erstaunlicher, dass wir inmitten all dieser Menschen auch eine perverse Version wahrhaftiger Liebe finden, die zwar auch vermeintlich vordergründig die niederen, körperlichen Bedürfnisse stillen soll – und zwar ständig und immer so heftig es geht – aber die auf den dritten, vierten oder fünften Blick eben auch eine Form der „wahren Liebe“ darstellt. Deswegen mochte ich die beiden sogar noch viel mehr, als die bemitleidenswerten Mädchen, die im ersten Teil wahrlich nicht wie Königinnen behandelt werden. Sie waren für diese Art der Geschichte zu „normal“, sie mussten einfach weg, sie passten nicht in diese kranke Welt aus Sex, Perversion und Gewalt. Der erste Teil endet, zugegeben, etwas unerwartet, was mich total überzeugen konnte. Denn die ganze Zeit habe ich eine Geschichte gelesen, die zwar grausam und immer wieder überraschend in ihrem Ausmaß an Ekel war, jedoch gab es in meinen Augen eine klare Linie, der ich folgen und auf deren Ende ich mit einstellen konnte. Den jedoch im Anschluss folgenden Überraschungseffekt habe ich sehr gut gefunden und ich war froh, dass ich nur eine Seite umblättern musste, um zum zweiten Teil zu gelangen.
Oktopus 2
Hier kennen wir bereits die beiden Protagonisten – Helena und Max – aus der ersten Geschichte. Der Rest der dazukommenden Charaktere ist neu und unbekannt, aber das zeigt auch, wie wenig Bedeutung Matt Shaw ihnen in der Geschichte bemisst. Das Setting ist reduziert und findet ausschließlich auf dem Anwesen des Horror-Pärchens statt. Dachte man bisher, dass „Oktopus 1“ grausam, ekelhaft und unvorstellbar abstoßend ist, so möchte man sich hier abwenden und alles gelesene vergessen. Man taucht ein in eine neue Form des surrealen Ekels, der sämtliche Dinge vereint, die ein Mensch mit klarem Verstand niemals so tief in seine Gedanken lassen würde. Aber gleichzeitig ist man als Leser auch gefangen in dieser Welt und ihren „Gepflogenheiten“ und möchte über den Ausgang informiert werden und es kribbelt einem geradezu im Kopf, mehr über all das zu erfahren. Da es sich um ein Buch des Genre Horror handelt, darf man hier nicht davon ausgehen, dass man es mit einer Geschichte voller realitätsnaher Erfahrungen und Handlungen zu tun hat. Man taucht ein in die Handlung des Obskuren und des Extremen. Daher ist das definitiv nichts für schwache Nerven! Das Ende war mir leider zu offen, obwohl es kurz vorher nochmal eine schockierende Wendung genommen hat, die mir wieder einmal zeigte, wozu der Wahnsinn und die krankhafte Sucht nach Macht Menschen treiben kann.
Bewertung:
Ein wunderbares Buch, dass seinen beinhalteten Wahnsinn beinahe nach Außen auf mich übertragen hätte. Sexuelle Gewalt, Vergewaltigung, Mord, Perversion, Wahnsinn, Instrumentalisierung und der unstillbare Hunger nach Macht: All das hat Matt Shaw in seinem Buch vereint und dennoch eine Geschichte gebastelt, die mich mitreißen konnte und bei der mir ständig „Ich will mehr“ auf den Lippen brannte. Dieses Buch konnte mich faszinieren und abstoßen zugleich, es hat mich in seinen Bann gezogen, in seine Welt aufgenommen und auch wenn ich definitiv kein Teil davon sein wollte, so war ich doch froh, dass ich unbeteiligter, außenstehender Beobachter war. Ich hatte quasi einen Platz in der ersten Reihe und musste nichts verpassen. Ich bin sehr glücklich, dass ich ein Exemplar von Matt Shaws „Oktopus“ ergattern konnte und dieses literarische Meisterwerk des extremen Horrors in meinen Kopf gelassen habe.
Schreibstil: 5/5
Spannung: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5
Gesamtbewertung: 4,4/5

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Festa Verlag. •