Melissa C. Hill & Anja Stapor: Lupus Noctis

Über das Buch:

Autoren: Melissa C. Hill & Anja Stapor
Titel: Lupus Noctis
Herausgeber: Dressler Verlag GmbH
Genre: Thriller
ISBN: 978-3751300858
Preis: 15,00 €

Inhalt:

Sechs Jugendliche steigen in ein unterirdisches, verlassenes Bunkerkrankenhaus hinab, um den perfekten Nervenkitzel zu erleben. Dieser nahezu lichtlose Ort soll der Schauplatz für ihr Lieblingsrollenspiel Lupus Noctis sein. Doch schon nach kurzer Zeit stellt sch heraus: Der Schlüssel zur Tür fehlt und der Ausgang ist versperrt. Ein Versehen? Oder hat sie jemand in der Dunkelheit eingeschlossen? Je länger die sechs in der Finsternis festsitzen, umso mehr dunkle Geheimnisse kommen ans Licht.

Meine Meinung:

Zu Beginn wird dem Lesenden jeder der sechs (bzw. sieben) Charaktere nähergebracht. Dies geschieht durch einen jeweiligen kurzen Einblick, den man wohl mit „vor dem Spiel“ betiteln könnte. Die Darstellung des Inhalts, durch sich abwechselnde Perspektiven aus der Sicht der beteiligten Personen, bleibt bis zum Schluss bestehen. So werden wir durch die Geschichte geführt, wobei diese Art der Darstellung auch sehr passend in Bezug auf das Spiel Lupus Noctis gewählt wurde. Hier offenbart sich, dass die Freundschaft der Spieler, aus verschiedenen persönlichen Gründen, bereits einige Risse bekommen hat. Zudem scheint beinahe jeder ein seelisches Päckchen mit sich zu tragen. Nach der kurzen Instruktion begeben sich die Sechs zum ausgewählten Spielort für ihr, in Abständen wiederkehrendes, Rollenspiel: ein unterirdisches, verlassenes Bunkerkrankenhaus. Somit wird das Setting auf einen einzigen Handlungsort reduziert. Theo, welcher den Spielort auserkoren und organisiert hat, gibt zunächst eine detaillierte Führung durch die düsteren Gemäuer. Unterstützend dazu befindet sich im Buch auch ein Plan, weshalb die Vorstellungskraft ausreichend angefacht wird, um sich vollends auf das Geschehen einlassen zu können. Atmosphärisch sehr gelungen ist wohl die Tatsache, dass unsere Charaktere das Spiel Lupus Noctis tatsächlich in einem kompletten Durchgang spielen. Dieses wird nicht nur kurz angerissen, sondern in seinem vollen Umfang dargestellt, wobei auch hier der Aspekt der wechselnden Perspektiven gekonnt und wirkungsvoll bestehen bleibt. Obwohl das Spiel eine eher nebensächliche Rolle bei der Haupthandlung spielt, gilt es als Ursprung allen Übels. Weiterhin offenbaren sich hier bereits Eifersüchteleien und negativ konnotierte Gefühle der Charaktere – teilweise auch untereinander. Nach und nach geschieht Unerklärliches. Dem Leser bleibt verborgen, wer sich hinter den Angriffen verbirgt. Es könnte ein jeder der Freundesgruppe dahinterstecken, oder jemand völlig Unbeteiligtes, der sich zu unserer Gruppe in den Bunkerkeller geschlichen hat. Damit verfolgt man als Leser das Ziel, den oder die Schuldige/n zu entlarven. Man beginnt, Fäden zwischen den Intrigen zu spannen, saugt jedes Puzzleteil, jedes Hinweishäppchen auf. Dabei kommen immer mehr düstere Geheimnisse ans Licht, sodass letztendlich ein jeder ein Motiv für die Ereignisse im Bunkerkeller hätte. Die Geschichte wird von einer parallel ansteigenden Spannung begleitet. Man klebt an den Seiten, möchte nicht nur die Auflösung der unheimlichen Spielnacht erfahren, sondern auch die nach und nach eintretende Konfrontation der Charaktere untereinander erleben. Hier kann man einiges bereits vermuten, andere Geständnisse hingegen kamen für mich völlig unerwartet, haben die Atmosphäre rauer und angespannter gemacht. Letztendlich verabschiedet sich das Buch in meinen Augen eher semi-spannend, als mit einem großen Knall. Diese Empfindung meinerseits kann jedoch auch daher rühren, dass ich recht früh eine Vermutung hatte, die Hinweise sich dahingehend verdichtet haben und am Ende tatsächlich auch mein Verdacht bestätigt wurde.

Bewertung:

Bei Lupus Noctis handelt es sich um einen soliden Jugendthriller. Atmosphärisch eindrucksvoll ist definitiv das Setting. Beschränkt auf einen einzigen Ort, dessen Verlassen gleichzeitig unmöglich ist. Dazu kommen beklemmende Umstände wie Dunkelheit, Lebensmittelknappheit und die fehlende Aussicht auf ein baldiges Entkommen. Unterstützend sind auch die jeweiligen Vorgeschichten der Charaktere, die sich nach und nach offenbaren. Alle agieren und äußern mit Vorsicht, da jeder vermeiden möchte, ein düsteres Geheimnis von sich zu offenbaren. Die Geheimnisse hängen indes teilweise mit der Haupthandlung zusammen, haben indirekten oder gar direkten Einfluss auf die vorherrschende Situation. Spannungstechnisch ist das Buch absolut gelungen. Der Schreibstil hält sich recht einfach, was keineswegs zu bemängeln ist. Einzig die Vorhersehbarkeit vom Ende hat mich ein wenig ausgebremst, was die Geschichte in ihrer Gesamtheit jedoch nicht wesentlich verschlechtert.

Schreibstil: 4/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 3,5/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5

Gesamtbewertung: 4,1/5

Bewertung: 4 von 5.