Über das Buch:
Autorin: Mi-Ae Seo
Titel: Der rote Apfel
Originaltitel: The Good Girl
Verlag: Heyne Verlag
Genre: Thriller
ISBN: 978-3-453-42335-0
Preis: 12,99€

Inhalt:
Seoul, Gegenwart: Ein perfider Serienmörder hat die Stadt monatelang in Atem gehalten. Jetzt ist Lee Byongdo, der Killer mit dem zarten Gesicht, gefasst worden und wird in einer Psychiatrie verwahrt. Doch Lee schweigt. Es gibt nur einen Menschen, mit dem er bereit ist zu reden: mit der jungen Psychologin Sonkyong. Allerdings nur unter der Bedingung, dass sie ihm bei jedem Besuch einen saftigen roten Apfel mitbringt. Niemand weiß, warum er Sonkyong gewählt hat, denn beide sind sich nie begegnet. Die junge Frau willigt in das Treffen ein – ohne zu ahnen, dass sie damit einen Weg beschreitet, der sie in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele führt …
Meine Meinung:
Der Thriller „Der rote Apfel“ kommt aus Korea. Normalerweise ergibt sich für viele Leser hieraus schon ein bekanntes Problem: Namen und Ortsnamen. Auch ich habe regelmäßig mit damit zu kämpfen, den Personen ihre Namen zuzuordnen und sie gedanklich in der Geschichte zu platzieren, wenn es sich dabei um mir gänzlich unbekannte Namen handelt, die ich weiterhin auch kaum aussprechen kann. Da sich in diesem Buch jedoch die Charakterauswahl auf ein Minimum beschränkt, konnte ich problemlos die Namen den handelnden Personen zuordnen und bin nicht durcheinandergekommen. Der Einstieg begann sehr fesselnd. Die Sicht wechselt sich immer zwischen Sonkyong (Psychologin), Lee Byongdo (Serienmörder) und Hayong (Stieftochter von Sonkyong) ab. Hayong, die bis dato bei ihren Großeltern gelebt hatte, konnte nur knapp einem Brand in der Wohnung ihrer Großeltern entkommen. Während diese das Feuer nicht überlebt haben, wird die zehnjährige Hayong bei ihrem leiblichen Vater und seiner neuen Frau, Sonkyong, untergebracht. Schon bald offenbart das Mädchen, Sonkyong gegenüber, eine Seite, die angsteinflößend und fragwürdig ist. Gleichzeitig muss die Psychologin sich ebenfalls mit dem Serienmörder befassen, der ausgerechnet nur ihr all seine Leichen im Keller offenbaren will. Bis dahin klingt diese Geschichte nicht schlecht. Der Schreibstil ist relativ zurückhaltend. Er bringt zwar die Geschichte in einem angenehmen Tempo voran, jedoch ist kaum Energie oder Spannung beim Lesen auf mich übergesprungen. Generell ist die Thematik wirklich gut, wurde jedoch für meinen Geschmack zu nüchtern verpackt. Hier und da blitzen spannende Einblicke in die Abgründe der menschlichen Psyche hervor. Jedoch waren mir diese Szenen nicht ausreichend. Leider habe ich keine Kenntnisse über die koreanische Mentalität. Daher kann ich schlecht einschätzen, inwieweit ein solches Verhalten für die Koreaner skandalös oder verwerflich erscheint. Mir persönlich war Lee Byongdo als bekennender Serienmörder nicht interessant genug ausgearbeitet. Da er eigentlich die Hauptrolle des Thrillers trägt, hätte ich mir hier viel mehr Einblick in seine Seele und Vergangenheit gewünscht. Überraschend hingegen fand ich die Geschichte um Hayong. Die Stieftochter der Psychologin nimmt im Verlauf der Geschichte eine tragende Rolle ein, die ich so nicht habe kommen sehen. Immer mehr rückt sie, an Stelle von Lee Byongdo, ins Rampenlicht des Geschehens. Mit einigen interessanten Aspekten versehen, finde ich Hayongs Werdegang und Entwicklung eigentlich viel spannender, als die des Serienmörders. Er spielte für mich plötzlich nur noch eine zweite Geige und rutschte, nach seinem anfänglich guten Start, relativ unspektakulär in den Hintergrund. Und so unspektakulär ging die Geschichte um ihn dann auch aus.
Bewertung:
nsgesamt kann ich sagen, dass dieses Buch okay war. Meinen persönlichen Anforderungen an einen Thriller entspricht es nicht. Für mich war nicht klar, welches Ziel die Handlung verfolgt. Vor allem nachdem sich die Geschichte in zwei Handlungsstränge aufspaltet, bei denen man nicht feststellen kann, welcher wichtiger erscheint. Leider sind diese beiden Stränge komplett unabhängig voneinander und laufen parallel nebeneinander her. Über die Relevanz beider in diesem Kontext ließe sich streiten. Trotzdem hatte dieses Buch auch wirklich gute, spannende Momente, die auf einen Thriller hingedeutet haben und mich wirklich überzeugen konnten. Ich hätte mir mehr davon gewünscht, ebenso wie einen deutlicheren Zusammenhang der beiden Handlungsstränge. Hier hätte es schon mehr gebraucht, als Sonkyong, die die einzige Übereinstimmung beider zu sein scheint. Das Ende des Buches wird hier offengelassen, was mir tatsächlich gefallen hat. Einzig über das Schicksal von Lee Byongdo wird man nicht im Dunkeln gelassen, während man nicht erfährt, wie Sonkyong und Hayong miteinander verbleiben. Ich fand das natürlich unbefriedigend, weil man nach jeder Geschichte einen Abschluss erwartet, jedoch empfand ich es als gutes Ende, da es für mich einfach Stoff zum Nachdenken eingebracht hat. Insgesamt würde ich das Buch einem eingefleischten Thriller-Fan eher nicht empfehlen, da es in meinen Augen nicht genügend Kniffe und Spannung gab.
Schreibstil: 3/5
Charaktere: 3/5
Geschichte: 2/5
Spannung: 3/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5
Gesamtbewertung: 2,8/5

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Heyne Verlag. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]