
Über das Buch:
Autor: Mike Chick
Titel: Der Käfig – Entkommen ist tödlich
Verlag: Piper Verlag
Genre: Psychothriller
ISBN: 978-3-492-50501-7
Preis: 16,00 €

Inhalt:
Marcus Nolte glaubt einen Schutzengel vor sich zu haben, als er Eddie Gal begegnet. Der alte Mann lässt ihn in sein Haus. Er bietet ihm Schutz vor dem Schneesturm, eine warme Mahlzeit – und setzt ihn unter Drogen. Als Marcus zu sich kommt, ist seine Welt ein Alptraum. Eingesperrt in einen Käfig, gibt es kein Entrinnen. Und er ist nicht allein. Eddie Gal beherbergt viele, Frauen wie Männer. Sogar ein junges Mädchen. Und das Schlimmste: Er hat etwas mit ihnen vor.
Kann Marcus dem Grauen entkommen?
Meine Meinung:
Marcus Nolte. Ein Protagonist, der meine Sympathie nicht so recht gewinnen konnte. Schuld daran ist seine Schwäche für gewisse Substanzen. Inwieweit seine Drogensucht für die Geschichte relevant ist, kann ich auch nach Beendigung nicht genau sagen, allerdings ist diese Charaktereigenschaft auch nicht vordergründig wichtig, sondern nur eine Begleiterscheinung der Figur. Umso mehr Begeisterung konnte ich dafür Eddie Gal entgegenbringen. Der Autor hat es geschickt angestellt und den Leser in seine Vergangenheit blicken lassen. Scheibchenweise dringen dadurch Informationen durch, die eine entfernte, verquere Erklärung für sein Verhalten bieten könnten. Eddie Gal war der Sohn, den seine Mutter lieber als Tochter gesehen hätte und den sein Vater dafür umso mehr geliebt hat. Leider hat jene Konstellation seines Elternhauses ihn geformt und ihn zu dem Monster gemacht, dass Mike Chick uns in der Gegenwart präsentiert. Die Rückblicke ebnen den Weg dahin. Das geschieht dermaßen fesselnd und einnehmend, dass diese Abschnitte für mich beinahe noch mehr Grauen beinhalten, als die durch Eddie ausgeübten Handlungen. Stück für Stück wird man Zeitzeuge einer wahnsinnigen Erziehung. Psychologisch absolut stark umgesetzt. Als der erste Rückblick kam, war ich sofort Feuer und Flamme. Natürlich ist die Idee nicht neu. Aber hier wirkte dieses Element weder abgedroschen, noch erzwungen. Man wollte diese Informationen über Eddie Gal, da sein gegenwärtiges Verhalten nicht mehr viel über ihn preisgibt. Seine Wandlung ist bereits abgeschlossen, wobei hier das Anführen eines nachvollziehbaren „Wie“ und „Warum“ bedeutend für die Vollständigkeit und Sinnhaftigkeit aller folgenden Handlungen ist. Als Leser möchte man Gründe für ein solches Verhalten und dieses hat uns der Autor hier detailliert und logisch geliefert. Während diese Abschnitte vordergründig von psychologischem Grauen geprägt sind, so wird es in der Gegenwart körperlich. Mike Chick hat es tatsächlich an zwei Stellen geschafft, meinen Magen nervös werden zu lassen, sodass ich erst einmal pausieren musste. Doch auch das ist durchaus positiv zu bewerten. Sein Schreibstil ist derart bildlich, dass die Geschichte auf den Leser mehr wie ein Film wirkt. Die ausgeführten Handlungen sind brutal, blutig und skrupellos. Welche Ziele Eddie Gal dabei verfolgt, weiß wohl nur er selbst. Allerdings sind seine Bewegungsabläufe und Verhaltensmuster mit Ereignissen seiner Kindheit begründbar. Er verwendet hierbei Metaphern, die im Nachhinein betrachtet, auf Einflüsse seitens eines Elternteils zurückzuführen sind. Insgesamt eine gute Idee, allerdings fehlte bei der Auflösung eine eindeutige Begründung. In meinen Augen war die Metapher in ihrer eigentlichen Bedeutung nicht klar zu Ende gedacht. Spannungstechnisch kann man sagen, dass man als Leser ständig mit neuen Wendungen überrascht wird. Entwicklungen der Geschichte, die man so nicht hat kommen sehen, tauchen unverhofft auf und steigern dadurch die ohnehin schon düstere und mitreißende Atmosphäre.
Bewertung:
Das Buch hat es auf meine Liste mit den Jahreshighlights geschafft. So stelle ich mir einen (fast) perfekten Psychothriller vor. Die minimalen Kritikpunkte lasse ich gerne außer Acht, da sie den Lesegenuss der Geschichte in seiner Gesamtheit keineswegs mindern. Der Autor verpackt innerhalb dieses packenden Thrillers eine interessante Frage: Inwieweit kann ich für meine Taten wirklich verantwortlich gemacht werden, wenn die Erziehung und äußeren Einflüsse in meiner Kindheit mich nach einer anderen Wahrheit geprägt haben. Einer Wahrheit, die falsch und unmoralisch ist, jedoch das einzige Weltbild, zu dem ich als Kind und all die Jahre darauf, Zugang hatte. Sind wir wirklich unser eigener Herr? Oder bestimmen unser Schicksal nicht doch andere, in den Momenten in denen wir noch hilfsbedürftig und formbar sind. Von meiner Seite gibt es eine klare Leseempfehlung, die Antworten auf die von mir gestellten Fragen, solltet ihr unbedingt in dem Buch von Mike Chick suchen.
Geschichte: 4,5/5
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5
Gesamtbewertung: 4,9/5
• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Piper Verlag. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]