Mila Botscharow: Das rote Zimmer

Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar

Über das Buch:

Inhalt:

Es ist ein kalter Wintermorgen, an dem Anne Stern am Kölner Hauptbahnhof in den Zug steigt. Sie leitet gemeinsam mit ihrem Mann Paul eines der größten Medienhäuser Deutschlands und ist auf dem Weg nach Hamburg zu einem wichtigen Termin. Schon dutzende Male ist sie diese Strecke gefahren, doch dieses Mal geschieht etwas, das ihr Leben aus den Fugen geraten lässt. Nachdem Anne ihren Laptop für einige Minuten unbeaufsichtigt in einem fast leeren Wagon zurücklässt, entdeckt sie darauf eine Nachricht, die die Jagd eröffnet.

Meine Meinung:

Bei „Das rote Zimmer“ handelt es sich um einen beinahe vollständigen Locked-In-Thriller. Anne – Ehefrau, Mutter und erfolgreiche Geschäftsfrau – befindet sich geschäftlich in einem Zug nach Hamburg. Und genau hier spielt sich auch die ganze Geschichte ab. Ein Fremder nutzt in einem Moment von Annes Abwesenheit ihren Laptop, um mittels bedrohlicher Nachrichten mit ihr zu kommunizieren. Hier beginnt der Wahnsinn. Offensichtlich gibt es in Annes Vergangenheit Ereignisse, die sie an diesen Punkt in ihrem Leben geführt haben. Der anonyme Erpresser spielt ein perfides Spiel mit ihr, bis Anne anfängt, an sich selbst zu zweifeln. Ich muss sagen, dass ich die Idee wirklich toll finde. Die Geheimnisse und Traumata der Vergangenheit, minimale Schnipsel die Anne und den Leser Seite für Seite näher an die Wahrheit bringen. Die Autorin versteht es, Spannung und damit eine packende Story zu kreieren. Ich habe fleißig mitgerätselt und hatte mindestens drei verschiedene Vermutungen. Jede davon hat sich letztendlich als falsch entpuppt. Und obwohl ich einen Moment tatsächlich auf der richtigen Spur war, konnte ich geschickt davon abgebracht und damit zum Schluss doch noch überrascht werden. Einige Sachen habe wirklich vorhersehen können, aber das auch nur durch ganz subtil gestreute Momente. Auch der Einfluss von Annes psychischer Situation, gepaart mit dem Setting der Geschichte und den Rückblicken in die Vergangenheit, haben mich an die Seiten gefesselt.
Womit ich persönlich mich überhaupt nicht anfreunden konnte, war der Schreibstil. Die Verwendung von Sprache und die Darstellung der Dialoge und Handlungen hat mich nicht abholen oder fesseln können. Ich kann nicht einmal festmachen oder begründen, weshalb genau ich so empfinde, allerdings wirkte der Schreibstil auf mich eher statisch. Ich habe mich als Leserin nicht richtig involviert gefühlt und dieses Kriterium ist für mich bei einem Thriller sehr wichtig, damit ein Bangen und Mitfiebern in mir ausgelöst werden kann. Der Schreibstil hat mir oftmals die Motivation zum Weiterlesen genommen und gleichzeitig meine Neugier, der Geschichte gegenüber, ausgebremst. Ein weiterer persönlicher Kritikpunkt ist das Ende. Auch wenn die Auflösung schlüssig und passend war, hat mir letztendlich einfach die klare Konfrontation, eine Art offener Show-Down, gefehlt. Mit dem Ende bleiben leider so viele Fragen offen, die zwar nicht inhaltlicher Natur sind, aber dafür zwischenmenschlicher. Und auch dieser Aspekt hat die Geschichte letztendlich an Nahbarkeit zu den Figuren und zum Geschehen einbüßen lassen.

Bewertung:

Allen voran hat mir die Idee hinter der Geschichte, die Umsetzung und die Geschichte selbst richtig gut gefallen. Das reduzierte Setting auf einige wenige Zugwagons zu beschränken, löst schon alleine Beklemmung aus. Sich dann jedoch noch den Stillstand des Zuges in Verbindung mit dem außerhalb herrschenden Unwetter vorzustellen, kreiert eine Thriller-würdige, bedrückende Atmosphäre. Auch das Spiel mit der Vergangenheit und der Psyche waren für mich gut platziert. Wie bereits erwähnt hat mir der Schreibstil nicht gefallen, aber das sind persönliche Empfindungen meinerseits. Insgesamt ist das Buch „Das rote Zimmer“ ein solider Thriller, der sich gut und gerne in einem Rutsch lesen lässt.

Geschichte: 4/5
Schreibstil: 2/5
Charaktere: 3,5/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5

Bewertung: 4 von 5.