Paula Labisch: Incubus – Band 1

[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]

Über das Buch:

Inhalt:

Giselle hat es endlich geschafft: Sie ist glücklich verheiratet und verbringt wunderschöne Flitterwochen mit ihrem Mann Carl in Mexiko. Um ihre Liebe noch mehr zu stärken, nehmen beide an einer spirituellen Zeremonie teil.
Zu Hause bemerkt Giselle, dass etwas nicht stimmt.
Ein Albträume verursachender Dämon hat es auf sie abgesehen und bringt sie über die höchsten Stufen ihrer sexuellen Grenzen. Schon bald treiben sie traumatische Ereignisse an den Rand des Wahnsinns.
Dabei erkennt sie eine bittere Wahrheit: Wenn sie jemanden von ihrer ausweglosen Lage berichtet, bringt das Wesen ihre Liebsten um.
Denn Incubus will sie nur für sich haben.


Meine Meinung:

Bücher über Dämonen, Exorzismen und dunkle übernatürliche Kräfte gibt es wie Sand am Meer. Kann das Buch von Paula Labisch mithalten oder gar herausstechen? Der Einstieg hat eine erfrischende Grundstimmung mitgebracht. Giselle und ihr frisch gebackener Ehemann verbringen ihre Flitterwochen im sonnigen Mexiko. Dort nehmen sie an einer Zeremonie teil, die sie bis zurück nach Hause verfolgen wird. Die Idee hat mir gut gefallen, allerdings hätte ich mir hier – eventuell auch im späteren Verlauf des Buches – mehr Einblick in den Hintergrund gewünscht. Ein vertiefender Ausbau der Geschichte rund um das mystisch-mysteriöse Zelt in Mexiko hätte der Geschichte atmosphärisch in meinen Augen mehr Authentizität und Tiefe verliehen. Die beiden Hauptcharaktere fand ich leider teilweise etwas platt. Einige der Dialoge und Reaktionen haben teils sehr oberflächlich auf mich gewirkt. Hier hat mir durch mündlichen Austausch oft der direkte Zugang zum Inhalt gefehlt, ich konnte emotional nicht in die Szene gezogen werden. Allerdings gab es auch andere Stellen, die im Kontrast dazu wirklich mitreißend und großartig geschrieben waren, ich klebte förmlich an des Seiten und die Worte der Autorin haben ihre Sogwirkung nicht verfehlt. Hervorzuheben sind dabei die Sequenzen, in denen die widersprüchlichen Empfindungen von Gsielle hervortreten und umfassend dargestellt werden – man kann ihren inneren Kampf förmlich spüren. Ich hatte auch das Gefühl, dass sich der Schreibstil mit fortlaufender Geschichte verbessert und intensiviert hat. Einen Charakter habe ich als argen Lückenfüller empfunden. Sein Dasein und auch die Inhalte mit ihm wirkten leider sehr leer und hätten mehr Umfang vertragen können. Die Idee hinter der Geschichte insgesamt fand ich grandios. Giselle wird mehr und mehr abgekapselt und während sie zunächst rein körperlicher Natur den Bezug zu ihrem alltäglichen Leben verliert, leiden irgendwann auch ihre Emotionen unter der erdrückenden Last der Einsamkeit – bis Incubus beides gänzlich für sich einnimmt. Giselle wird (oder wirkt?) zunehmend unzurechnungsfähig und wir gelangen als Leser an einen Punkt, an dem wir mit ihr zusammen beinahe nicht mehr zwischen Wahrheit und Wahn unterscheiden können. Das letzte Drittel des Buches hat mir am besten gefallen, denn hier wirkte für mich alles stimmig und rund und die Geschichte hat mich vollkommen in ihren Bann gezogen. Außerdem muss man über die Gesamtlänge hinweg Atmosphäre und Intensität der Geschichte lobend hervorheben. Auch wenn die Dialoge für mich persönlich diese Empfindung an mancher Stellen abgeschwächt haben, so wirkte der Inhalt dem gegenüber dennoch unglaublich packend und düster – einfach durch das Gesamtgeschehen.

Bewertung:

Als langjährige Thriller- und Horrorleserin bieten Bücher dieser Art mir eher Unterhaltungswert, als mich wirklich zu gruseln oder mit meinen Emotionen zu spielen. Paula Labisch hat das jedoch mit ihrem Buch geschafft. Incubus fungiert mehr als unsichtbarer, düsterer Schatten, ohne dabei eine direkte physische Bedrohung darzustellen. Dennoch nimmt seine Aura den Raum der Geschichte ein und lässt Protagonistin Giselle unvergleichlich Widersprüchliches fühlen. Gefangen zwischen Ekel und Faszination – getragen von einem kreativen und spannenden Inhalt – fliegt man durch die Seiten und fragt sich mit jedem Kapitel mehr, wie dieser Alptraum enden könnte. Trotz kleiner Kritikpunkte hat mir das Buch wirklich gefallen. Hier und da hätte es für mich, vor allem der charakterlichen Tiefe zuliebe, etwas detaillierter in der Sprache und authentischer in den Dialogen und bestimmten Reaktionen sein dürfen.

Schreibstil: 3/5
Charaktere: 3/5
Geschichte: 4/5
Spannung/Atmosphäre: 4,5/5
Überraschungen/Wendungen: 4/5

Bewertung: 4 von 5.