Rene Denfeld: Das Schmetterlingsmädchen

Über das Buch:

Inhalt:

Vor 20 Jahren verschwand ihre Schwester. Naomi selbst hat kaum Erinnerungen an dieses Ereignis – und doch will die »Kinderfinderin« die Spur aufnehmen.
Die Suche führt sie direkt in die Dunkelheit von Portland in Oregon, wo mehr Kinder auf der Straße leben als im Rest des Landes. Und immer wieder findet man die Leichen junger Mädchen im Fluss …
Dort trifft Naomi auf Celia, ein zwölfjähriges Mädchen, das vor ihren Eltern geflohen ist. Der Vater missbrauchte sie, die Mutter ist suchtkrank. Ceilas einzige Hoffnung sind die Schmetterlinge. Sie sieht sie überall um sich herum – ihre schillernden Beschützer und Führer auf den trostlosen Straßen.

Meine Meinung:

Vor einer ganzen Weile habe ich den ersten Thriller der Autorin „Das Schneemädchen“ gelesen. Dieses Buch legt quasi den Grundstein für die Geschichte, mit der wir in „Das Schmetterlingsmädchen“ konfrontiert werden. Auch wenn meine Erinnerung nicht mehr allzu frisch war, konnte ich mich schnell in die neue Story einfinden, da sie tatsächlich eher entfernt mit dem Vorgänger zusammenhängt und Vorkenntnisse meines Erachtens nach nicht wirklich notwendig sind. Erzählt wird die Geschichte im Wechsel von den beiden Protagonistinnen Naomi – die sogenannte Kinderfinderin – und Celia, ein Mädchen das gewissermaßen sich selbst verloren hat. Während Naomi als Charakter eher oberflächlich auftritt, bekommen wir in Celias Leben mit voller Wucht Zutritt. Ihre Gedanken, Gefühle und Ängste werden in dem beklemmenden Setting der Obdachlosigkeit – mit all ihren beängstigenden Nebenschauplätzen – intensivst offenbart. Die Schilderung von Celias gedanklicher Flucht in eine schillernde Welt voller Schmetterlinge untermalt die düstere Atmosphäre mit einer poetischen, melancholischen Note. Diese Momente schockieren und berühren beim Lesen gleichermaßen. In den Passagen, in denen Celias kindliches Gemüt durch die Wortwahl besonders stark hervorgehoben wird, wirkt auch die gesamte Szenerie um ein Vielfaches härter. Zur Geschichte selbst muss ich sagen, dass gerade zu Beginn vieles unklar für mich war. Es gab teilweise zu viele Handlungsstränge, deren Relevanz eher nicht gegeben waren. Hier und da hätte mir eine inhaltliche Konzentration auf das Wesentliche besser gefallen, um die Wirkung der Geschichte zu verstärken. Auch die Betrachtung der beiden Seiten – Celia und Naomi – hat für mich lange kein klares Bild ergeben. Das Zusammenspiel hier wirkte manchmal etwas willkürlich und austauschbar. Die Suche nach Naomis Schwester hätte als Thema gerne zentrierter dargestellt werden können. Die bruchstückhafte Betrachtung des Falls hat leider etwas an Spannung einbüßen lassen. Insgesamt empfand ich diesen Thriller als sehr ruhig. Rasante Momente findet man – bis auf den Schluss – eher nicht vor. Dafür enthält er jedoch enorm viel Tiefgang und ungeschönte Momente einer unvorstellbar grausamen Realität für viele Kinder. Dieser Aspekt zeichnet für mich den eigentlichen Thrill der Geschichte. Bei dem Ende bin ich tatsächlich zwiegespalten. Einerseits bildet es einen runden, gelungenen Abschluss, der eine Prise Spannung und noch mehr schockierende Momente mit sich bringt. Andererseits empfand ich das Ende inhaltlich unglaubwürdig und dem Rest der Geschichte gegenüber unpassend.

Bewertung:

Das Buch hatte viele großartige Momente, konnte Emotionen transportieren, mich schockieren und hat mir teilweise einen Kloß im Hals und Gänsehaut beschert. Leider fehlte inhaltlich für mich eine konsequentere Geradlinigkeit. Einige Handlungsstränge hätte es nicht gebraucht, da deren kurzes Anreißen der Geschichte keinerlei Mehrwert geben konnte. Das Buch konnte mich jedoch trotz einiger Kritikpunkte als Gesamtpaket gut unterhalten. Die Atmosphäre war entsprechend des Inhaltes auf den Punkt gebracht und auch die Darstellung des Straßenlebens, der Hoffnungslosigkeit und seelischen Finsternis der obdachlosen Kinder hat tiefgreifende Emotionen auslösen können.

Schreibstil: 5/5
Charaktere: 4/5
Geschichte: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 3,5/5
Spannung/Atmosphäre: 4,5/5

Bewertung: 4 von 5.