
Über das Buch:
Autorin: Simone Trojahn
Titel: Toter Schmetterling
Verlag: Redrum Books
Limitierte Hardcover Ausgabe (1000 Exemplare)
Genre: Thriller
ISBN: –
Preis: 17,99€

Inhalt:
Liam ist noch ein kleiner Junge, als er zum Hauptverdächtigen in einem schrecklichen Mordfall wird. Jahrelang sitzt der Schock so tief, dass er lieber unschuldig in der Psychiatrie verharrt, als die Identität des wahren Täters preiszugeben, der indessen ein erfolgreiches Leben führt. Als Liam schließlich entlassen wird, ist er ein gebrochener Mann, zerfressen von Hass und Rachegelüsten. Schmerzlich realisiert er, dass er sein altes Leben niemals zurückbekommen wird und ganz allein auf der Welt ist. Doch wer nichts besitzt, kann auch nichts verlieren. Mit unermesslicher Brutalität startet Liam einen Rachefeldzug, der in einer Katastrophe enden wird, die an Tragik nicht zu überbieten ist.
Meine Meinung:
Simone Trojahn wirft den Leser ohne Umschweife in die Geschichte. Anhand des Klappentextes wird schnell deutlich, welche Thematik uns hier begegnen wird. Es wird grausam, brutal und hässlich. Genau diese Elemente habe ich erwartet – und bekommen. Ich habe das Buch innerhalb einer sehr kurzen Zeit geschafft, da der Schreibstil der Autorin uns nur so durch die Seiten fliegen lässt. Das Thema „Schuld und Unschuld“ wird hier auf besonders makabre Art und Weise zum Spielball der Geschichte. Wird ein Mensch als Monster geboren, oder machen erst die Umstände oder gar der Glaube anderer ihn zu einem solchen? Tatsächlich habe ich mir Liam komplett anders vorgestellt, als er dem Leser präsentiert wird. Während er kopflos und von unbändiger Wut geleitet agiert, dachte ich er ist berechnender und organisiert, auf dem Weg, sich sein Leben zurück zu holen. Immer wieder wird deutlich, dass ihn der Vorfall seiner Kindheit in seiner Entwicklung gehemmt hat. Ihm wurde nicht nur die Freiheit genommen, sondern auch die Möglichkeit, erwachsen zu werden. Wir erleben also ein Kind, gefangen im Körper eines gebrochenen Mannes, das sich die einzige Vergangenheit zurückerobern möchte, die es kennt: seine Kindheit. Simone Trojahn schafft mit ihrem Schreibstil den perfekten Spagat zwischen der geistigen Reife eines Erwachsenen und der gedanklichen Naivität eines Kindes. Dieser innere Kampf ist für die Geschichte enorm wichtig, denn er treibt sämtliche Handlungen voran. Der Täter – aus bekannten Gründen nenne ich weder Name noch Identität – führt hingegen ein erfolgreiches und ruhiges Leben. Er ist all die Jahre mit seinen Taten davon gekommen, konnte sich eine Familie und diverse andere soziale Erfolge aufbauen. Seine Charaktergestaltung hat mir ebenfalls enorm gut gefallen. Wir haben auf der einen Seite ihn, einen vermeintlich seelenlosen Psychopathen, und auf der anderen Seite Liam, welchen die Umstände zu einer gewaltbereiten, skrupellosen Person haben werden lassen. Beide denken, sie wären dem anderen gegenüber etwas Besseres, während sie sich doch so sehr ähneln. Vielleicht nicht von Beginn an, mit dem Lauf der Geschichte jedoch immer mehr. Tatsächlich wird auch das Leben des Täters intensiv beleuchtet und macht nur einmal mehr bewusst: Es ist nicht alles Gold was glänzt. Er hat nie aus der Rolle des Psychopathen entschlüpfen können, sich jedoch für sein Ansehen eine neue Maskerade angelegt. Einblick in sein Privatleben zu bekommen, hat bei mir viele Fragen beantwortet, die ich aus der Ursprungstat mitgenommen habe. Der Aufbau der Geschichte wird mit der Zeit immer schlüssiger und bringt dabei ständig neue Überraschungen ans Licht. Für mich gab es keinen Moment, in dem die Spannung abnahm. Irgendwann – man ahnt es – kreuzen sich die Wege der beiden und es kommt zum unausweichlichen Zusammenstoß von Schuld und Unschuld. Ich habe auf jeder Seite mitgefiebert und einzig einen guten Ausgang für Liam, der viel zu lange unter der perfekten Fassade des Täters zu leiden hatte, erhofft. Obwohl er nicht so eiskalt berechnend ist oder großartig im Voraus plant – er agiert eher frei nach seiner aktuellen Stimmungslage – und der Täter hingegen nichts unüberlegtes tut, habe ich daran geglaubt, dass das Gute immer siegen kann. Obwohl Liam im Laufe des Buches durch verschiedene Taten einiges an Sympathie eingebüßt hat, habe ich in ihm die ganze Zeit die pure Unschuld gesehen und für mich war es ebenso an der Zeit, dass die Schuld endlich auf die richtige Person umgemünzt wird. Ich werde natürlich an dieser Stelle nicht verraten, wie der Rachekampf der beiden sein Ende nimmt, jedoch fand ich den Ausgang für die Geschichte absolut passend – auch wenn nicht alle Details befriedigend für mich waren, da ein kleines Stück vom Ende tatsächlich offen bleibt.
Bewertung:
Simone Trojahn ist einfach wahnsinnig gut in dem was sie macht. Sie kann Worte so verwenden, dass sie damit weitaus mehr aussagt, als nur die reine Bildebene eines Satzes. Außerdem liebe ich die Charaktergestaltung der Geschichte. Sehr intensiv, vielseitig und gegensätzlich kreiert sie uns zwei Charaktere, die die Meinungen mit Sicherheit spalten werden. Und obwohl man den Täter von Beginn an kennt, wird dem Buch keinerlei Spannung dadurch geraubt. Im Gegenteil: Die Beziehung von Schuld und Unschuld bringt die Spannung auf ein vollkommen neues Level, vor allem vor dem Hintergrund der geistigen Gesundheit und Ansichten beider. Mich konnte dieses Buch absolut überzeugen. Der Aufbau ist grandios (und hatte ich schon die Charaktergestaltung erwähnt?) und an Spannung und überraschenden Wendungen mangelt es definitiv auch nicht. So stelle ich mir einen gelungenen Thriller vor – auch wenn ich diese halb-offenen Enden nicht wirklich mag, kann ich mich damit arrangieren, da der Rest einfach absolut stimmig war.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 4,5/5
Spannung: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 4/5
Gesamtbewertung: 4,7/5

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich Redrum Books. •