Sophie Nuglisch: Amanda

Über das Buch:

Autorin: Sophie Nuglisch
Titel: Amanda
Verlag: SadWolf Verlag
Genre: Noir Roman
ISBN: 978-3-96478-020-1
Preis: 12,99€

Inhalt:

Wie viel kann eine Mutter verkraften, um ihr Kind zu schützen? Kasia ist gerade erst von zu Hause ausgezogen, als sie auf dem Heimweg überfallen und vergewaltigt wird. Knapp neun Monate später trifft sie erneut auf den Täter, Arto, der auch der Vater ihres ungeborenen Kindes ist. Arto beschließt eine Familie mit Kasia und ihrer Tochter gründen zu wollen. Er macht ihr Angst, droht und setzt sie massiv unter Druck. Hat Kasia überhaupt eine Wahl? Wird sie die Wahrheit über diese eine, alles verändernde Nacht ans Licht bringen? Und was ist das Beste für ihre Tochter, für Amanda?

Meine Meinung:

Es ist kein Geheimnis, dass ich die Bücher von Sophie Nuglisch liebe. Die Emotionen die sie in ihren Geschichten auf den Leser überträgt sind intensiv. Diese Kunst beherrscht nicht jeder Autor. Also hatte ich natürlich relativ hohe Erwartungen an „Amanda“. Der Klappentext schreit nach Emotionen und meine Erwartungen wurden wieder einmal übertroffen. Wir erleben die Geschichte in 4 Abschnitten: Vor Amandas Geburt, nach Amandas Geburt, Amanda ist 14 Monate alt und Amanda ist 16 Jahre alt. Die ersten drei Abschnitte, befindet man sich quasi in Kasias Kopf. Man kennt ihre Emotionen, Gedanken, erlebt alles aus ihrer Sicht. Und das haut rein. Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie es einer wahrhaftig involvierten Person ergehen mag. Selbst als Leser leidet man in seinem tiefsten Innersten unvorstellbare Qualen. Die Autorin trifft mit jedem Wort ins Herz. Der Schreibstil und die Wortwahl sind absolut treffend. Sophie Nuglisch hat es bei mir mit „Venus“ geschafft, mit dem Entführer Mitleid zu empfinden. Hier galt mein gesammelter Hass Arto. Selbst wenn er weiche Momente hatte, bei denen er dem Leser hätte ans Herz wachsen können, ich habe ihn mit jeder Faser meines Körpers verachtet. Die Autorin hat diesen Charakter absolut intensiv ausgearbeitet und ihn als genau das dargestellt, was er ist: ein seelenloses Monster. Seine Beweggründe blieben lange Zeit verborgen – bis zum letzten Abschnitt, als Amanda 16 Jahre alt ist. Hier wechseln sich die Perspektiven ab, zwischen Amanda selbst, Kasia wie gehabt und – für mich absolut überraschend und schockierend – Arto. Ich möchte meinen Hut ziehen, für Kasias grenzenlose Mutterliebe, dass sie es bis hierhin mit Arto ausgehalten hat. Die Intensität, mit der sie als Figur dargestellt wird, ist überwältigend. Hier wird der Geschichte noch eine neue Art der Spannung verliehen. Hatte man vorher nur Angst, vor Artos neuerlichen Ausbrüchen und unvorhersehbaren Wutanfällen, so wird man hier mit einer neuen Form der Angst konfrontiert. Hinzu kommt eine 16-jährige, die über volles Bewusstsein verfügt und jederzeit in den dunkeln Strudel ihrer, nach außen hin perfekt wirkenden Bilderbuchfamilie, hineingerissen werden könnte. Man möchte sie weiterhin behüten und befürchtet, dass ihre ganze Welt durch einen Fehler sofort in Scherben liegen könnte. Der Ausgang der Geschichte war für mich irgendwie traurig und zugleich auch schwach im Vergleich zur restlichen Story. Die eigentliche Geschichte ist unglaublich stark, emotionsgeladen und intensiv. Das Ende fand ich wenig befriedigend, nicht nur wegen seinem Ausgang, sondern auch wegen all der zurückbleibenden, offenen Fragen. Hier hätte ich mir nicht diesen schleichenden, heimlichen Abgang gewünscht, sondern einen großen, vernichtenden Knall.

Bewertung:

Dieses Buch reiht sich ein, als eine weitere von Sophie Nuglischs unglaublichen Geschichten. Sie hat es auch bei „Amanda“ wieder geschafft, mich zu berühren, meine Emotionen anzuzapfen und bis zum Äußersten zu belasten. Die Thematik die hier angesprochen wird, ist so wichtig und gleichzeitig so realistisch und intensiv beschrieben. Man möchte sofort helfen, man spürt ein beklemmendes Gefühl in der Brust, hat Tränen in den Augen und möchte eigentlich nicht wahrhaben, was die Autorin mit diesem Buch ausdrücken möchte. Schreibstil und Wortwahl haben jegliche Intensität verstärkt. Hier wurde etwas Großartiges geschaffen. Kasia ist für mich in keinem Moment der Geschichte schwach, sie ist unglaublich stark, indem sie sich für ihr ungeborenes Kind und später für ihre Familie opfert. Eine so starke Person darzustellen, in einem so brutalen, düsteren Umfeld – eine absolut gelungene Leistung. Kritik gibt es für mich nur für das Ende der Story, denn hier hat mir leider etwas gefehlt. Ich habe das Ende als relativ kalt empfunden, meine intensiven Gefühle sind abgeebbt und ich konnte alle weiteren Geschehnisse neutral betrachten. Das fand ich schade, denn bei einer solch gefühlsgeladenen Geschichte, war das nicht der Ausgang, der mich befriedigen konnte. Ich wurde einfach nicht vollständig abgeholt.

Schreibstil: 5/5
Geschichte: 4/5
Charaktere: 5/5
Spannung: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 4/5

Gesamtbewertung: 4,6/5


• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem SadWolf Verlag. •

[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]