
Über das Buch:
Autorin: Sophie Nuglisch
Titel: Lou
Verlag: SadWolf Verlag
Genre: Noir Roman
ISBN: 9783964780676
Preis: 12,99 €

Inhalt:
Mia und Maxim sind beinahe selbst noch Kinder, als ihre Tochter Lou lautlos in der Badewanne ertrinkt. Fortan bestimmt der Verlust ihren Alltag. Haben sie sich bisher gegenseitig Halt gegeben, driften sie nun auseinander. Beide in ihrer eigenen Trauer gefangen. Doch Mia holt sich Hilfe und lernt, das Geschehene zu verarbeiten. Bis zu dem Zeitpunkt, als in Maxim ein Wunsch heranwächst, der das junge Paar erneut in eine Abwärtsspirale aus Schmerz, Schuld und Lügen hinabzieht.
Meine Meinung:
Nach so einer Geschichte ist es nur natürlich, dass einem die Worte fehlen. Es fällt mir wirklich schwer, dieses Buch zu beurteilen. Der Inhalt ist zwar fiktiv, allerdings könnte er genau so gut einem Ausschnitt einer Zeitung entspringen. Der Verlust eines Kindes, das kaum zwei Jahre alt geworden ist, zieht sich durch den Inhalt. Allerdings geht die Autorin mit ihrem Buch sehr viel tiefer. Passend dazu fällt mir das Zitat ein: „Niemand weiß, was nach dem Tod passiert. Ich weiß nur, dass diejenigen die dich lieben, dich vermissen werden.“ Genau dieses Zitat fasst den Inhalt unserer Geschichte unglaublich treffend zusammen. Wir begleiten Mia und Maxim, die viel zu jung Eltern der kleinen Lou geworden sind. Die beiden haben ein uneingeschränkt großes Herz voller Liebe zur Verfügung. Mit dem Tod ihrer kleinen Tochter ist jedoch auch das physische Ziel ihrer Liebe gestorben. Was bleibt ist eine schmerzhafte Erinnerung und der verzweifelte Versuch, eine alternative Normalität zu errichten. Sophie Nuglisch legt dabei den Fokus gekonnt auf die psychische Verfassung unserer beider Protagonisten. Deren Trauer verläuft allerdings nicht nach den typischen 4 Phasen. Maxim und Lou sind beinahe zu jung, um mit dem enormen Verlust umgehen zu können. Sie kompensieren ihren unendlichen Schmerz mit toxischem Verhalten, das letztendlich ihrer Beziehung nur Schaden zufügt. In allem was Sophie Nuglisch schreibt, merkt man wie jung die beiden noch sind. Überfordert mit der Situation, versuchen sie das Geschehene zu verarbeiten und verlieren sich dabei beinahe selbst. Obwohl die eigentliche Tragik in dem Tod der kleinen Lou liegen sollte, schafft es die Autorin einen noch viel düstereren Abgrund für den Leser aufzutun. Man wird hin- und hergerissen zwischen Mitleid, Fassungslosigkeit und Schockiertheit. Von einem flüssigen Schreibstil zu reden, wäre an der Stelle falsch. Falsch insofern, dass dieses Thema nicht derartig fließend an jemandem vorbeiziehen sollte. Man gerät ins Stocken, muss Schlucken und sich Sammeln, bevor man sich wieder diesem harten Tobak widmet. Dennoch weiß es Sophie Nuglisch gekonnt mit Worten umzugehen, da diese durchaus fesselnd wirken. Merkwürdigerweise habe ich emotional ein stärkeres Band zu Maxim aufbauen können. Ungeachtet der Handlungen – denn hier agieren beide kopflos und teilweise ohne mögliche Konsequenzen im Blick zu haben – wirkt Maxim authentischer. Man spürt, wie sehr ihn der Tod der kleinen Lou mitnimmt und wie er durch dieses Ereignis auf so vielen Ebenen in seiner persönlichen Hölle gelandet ist. Hierbei möchte ich Mia ihr Leid und ihre Trauer keineswegs absprechen, allerdings konnten ebenjene Emotionen von ihrer Seite nicht ganz so gut transportiert werden. Das Ende des Buches kommt, wie man es beinahe schon erwartet hat und wie es auch hätte kommen sollen. Wahrscheinlich wird uns hier nur eine bessere Version präsentiert.
Bewertung:
Nachdem „So viel mehr als das“ mich emotional nicht so sehr mitreißen konnte – ohne dass ich diesen Aspekt handfest begründen könnte – hat „Lou“ sich wieder einen herzzerreißenden Platz in meiner Seele geschaffen. Obgleich dieses Gefühl vorrangig durch die Gebrochenheit Maxims zu erklären ist, kann ich mit Sicherheit dem Buch in seiner Gesamtheit eine solche Wirkung zusprechen. Das Thema ist tragisch und sollte eigentlich keine Rolle spielen dürfen, aber derartige grausame Unfälle passieren leider und sollten dementsprechend nicht unter den Tisch gekehrt werden. Fragen nach Schuld sind unpassend und falsch und sollten nicht gestellt werden – obwohl sich das natürlich nicht vermeiden lässt und auch hier in „Lou“ vorkommt. Von mir gibt es für dieses Buch eine Empfehlung, da es mich absolut fesseln und in seiner traurigen, gebrochenen Atmosphäre mitreißen konnte – auch emotional.
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 3,5/5
Geschichte. 4/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5
Spannung/Atmosphäre: 5/5
Gesamtbewertung: 4,1/5