
Über das Buch:
Autorin: Valeska Réon
Titel: Wie auf Sand
Verlag: A.P.P. Verlag
Genre: Roman/Krimi
ISBN: 978-3966982054
Preis: 12,99€

Inhalt:
Fassungslos steht Maren am Grab ihres Klassenkameraden. Andreas wurde im Keller gefunden, an seinem Gürtel erhängt. War es wirklich Selbstmord? Beim Leichenschmaus trifft sich die alte Clique aus Schulzeiten wieder. Jeder hat seine ganz eigene Geschichte zu erzählen, und mehr und mehr setzt sich aus all diesen Puzzlesteinchen ein komplett neues Bild zusammen: Andreas war ein psychotischer Sadist, der viele Feinde hatte. Doch derjenige, der allen Grund hatte, ihn abgrundtief zu hassen, ist seit zwölf Jahren tot. Maren begibt sich auf eine Spurensuche, die zu Sünden zurückführt, welche schon lange begraben schienen, aber doch lebendiger sind denn je …
Meine Meinung:
Ein unfreiwilliges Klassentreffen, ausgelöst durch den Tod eines ehemaligen Mitschülers. Dass dieses Wiedersehen alle Geheimnisse aufdeckt, die es zwischen der Clique ehemals gab, hätte wohl niemand gedacht. Grundsätzlich habe ich, nachdem ich mich mit dem Inhalt vertraut gemacht habe, eine gänzlich andere Geschichte erwartet. Die Atmosphäre ist nicht so getrübt, wie ich es nach einer Beerdigung vermutet hätte. Das Zusammentreffen alter Bekannter und neuer Gesichter entpuppt sich schnell als relativ locker. Nur für Maren scheint es einen Riss im Bild zu geben, denn sie traut dem Frieden nicht und möchte hinter die Geheimnisse der Vergangenheit kommen. Dieser Inhalt fasst den ersten Abschnitt ganz gut zusammen. Hier und da gibt es Spannungsmomente, der Rest hat eher Romancharakter. Hin und wieder konnte mich das Buch zum Schmunzeln bringen, besonders gepunktet hat bei mir jedoch der Schreibstil. Er ist absolut flüssig, zeitgemäß und in die Atmosphäre passend. Man fliegt nur so durch die Seiten und verfolgt gebannt, wie Maren den Spuren der Vergangenheit folgt und damit der Wahrheit immer näherkommt. Der zweite Abschnitt befasst sich mit der Vergangenheit, aus der Sicht von Lea. Man muss wirklich aufpassen, was man dazu äußert, denn spoilern möchte ich absolut nicht. Ich kann nur sagen, dass ich unglaublich überrascht von einer solchen Wendung war. Ich habe mit jedem möglichen Szenario gerechnet, aber das war für mich absolut unerwartet und großartig. Die Vergangenheit, die dem Leser hier offenbart wird, beschreibt sich schon ein wenig düsterer, als die vermeintlich fröhliche Zusammenkunft alter Schulfreunde. Wir reden hier von sexueller, psychischer und physischer Gewalt. Es geht um die eigene Identität und den Kampf gegen sie, aber auch um Missverständnisse und Ausbrechen, Stärke erlangen und gegen all die Schatten in sich selbst ankämpfen. Dieser zweite Abschnitt war für mich am beeindruckendsten. Erst einmal war ich geplättet von der Idee, dem Buch eine solche Wendung zu verleihen. Als zweites hat mich die Umsetzung begeistern können. Unglaublich detailliert und emotional beschreibt Valeska die Situation, in der sich der Leser hier wiederfindet. Mit einer solchen Klimax rechnet man nicht, zumal im ersten Abschnitt nichts darauf hingedeutet hätte.
Abschnitt drei spannt den Bogen zurück zur Gegenwart und während wir im zweiten Teil der Geschichte beinahe alle offenen Fragen beantwortet bekommen haben, fehlt nur noch eine: War der Tod von Andreas wirklich Selbstmord? Natürlich wird uns auch diese Frage, unter Einbeziehung der ereignisreichen, dunklen Partynacht der Vergangenheit, beantwortet. Hier muss ich sagen, gab es für mich einen sichtbaren Unterschied zum restlichen Buch. Das Ende wird schnell und unkompliziert abgehandelt. Obwohl auch hier noch jede Menge krasse Offenbarungen zwischen den Freunden ans Licht gebracht werden, scheint niemand diese mit mehr als einem Schulterzucken zu quittieren. Etwas Emotionalität, Schock oder eine andere heftige Reaktionen hätte ich mir schon gewünscht, denn auf die Enthüllungen, die zum Ende noch einmal gemacht werden, waren mir sämtliche Reaktionen viel zu fade und unrealistisch beschrieben. Das hat dem Abschluss einen vorspulenden, schnell abgehandelten Charakter verliehen, den es für mich nicht gebraucht hätte und die Geschichte selbst auch schwächer ausklingen lässt, als sie ist.
Bewertung:
Dieses Buch kann ich Lesern empfehlen, die ihr Herz in Spannungsromanen verlieren. Spannung war da – für mich als Thriller-Fan zu wenig, aber das ist meine subjektive Meinung – und die Geschichte selbst war unglaublich genial. Eine Wendung, wie sie jedes Buch verdient hätte. Abschnitt eins und drei bilden einen passenden Rahmen für die Nebengeschichte aus der Vergangenheit, die zwar auch in die Geschehnisse der Gegenwart spielt, aber doch eine kleine, voll ausgebaute Story für sich selbst bildet. Der Aufbau ist so gelungen, dass ich das Ende wirklich schade finde. Hier fehlte mir einfach die Würze, die das restliche Buch mit sich brachte. Alles wirkte zu schnell abgehandelt und wurde von den Figuren insgesamt auch ohne große Erklärung hingenommen.
Schreibstil: 4/5
Geschichte: 3/5
Spannung: 5/5
Charaktere: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5
Gesamtbewertung: 4,2/5

• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem A.P.P. Verlag. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]