Virginia Anemona: Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht

Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar

Über das Buch:

Inhalt:

Kurt ist voll Trauer um seine verstorbene Frau Anne. Er sieht keinen Sinn mehr im eigenen Dasein, aber versprach seiner Frau einst, nicht aufzugeben. Nun kümmert er sich um den Garten samt all den besonderen Blumen und wartet, ohne zu wissen, worauf.
Alexanders Eltern bestimmen das Leben ihres Sohnes durch strikte Regeln. Obwohl Alexander ein Heim, saubere Kleidung und stets genug zu essen hat, fühlt er, dass ihm bei all dem etwas Wichtiges fehlt. Während seiner täglichen Pflichten, spendet ihm nur seine eigene Vorstellungskraft Trost. Eines Tages beschließt Alexander, eine der Regeln zu brechen. Er schleicht sich in den Garten seines Nachbarn Kurt, auf der Suche nach einem Funken Freiheit. Eine Geschichte über die Schwere des Lebens und die Kraft wahrer Freundschaft.

Meine Meinung:

Zunächst einmal möchte ich auf das wunderschöne Cover hinweisen, dass die Atmosphäre der Geschichte perfekt einfängt. Im Inneren ist thematisch leider nicht alles so zauberhaft und verträumt, wie die äußere Erscheinung vermittelt. Gegenüber stehen sich die Protagonisten Alexander und Kurt. Aus deren Sicht wird wechselseitig auch die Geschichte erzählt. Unterschiedlicher als diese beiden, können zwei Menschen eigentlich nicht sein – zumindest das Umfeld betreffend. Alexander wird seiner Kindheit durch strikte Regeln und strenge Erziehungsmaßnahmen, ohne jegliche Form von Liebe, beraubt. Dennoch schreit sein Herz nach Freiheit, Kreativität und dem Ausbruch aus seinem sterilen, strukturiertem Heim – zum Leidwesen seiner Eltern. Kurt hingegen hat all das gekannt, zumindest bis zum Tod seiner Frau Anne. Das Schicksal führt die beiden, getrennt durch einen nachbarlichen Zaun, zusammen. Zunächst erweckte das Zusammentreffen der beiden Skepsis in mir. Der Altersunterschied ist enorm (Kurt könnte Alexanders Großvater sein), sodass die ständigen Umarmungen, Berührungen und der Umgang miteinander auch schnell in ein befremdliches Gefühl umschlagen können. Die Autorin schafft es allerdings, die Figuren so transparent und nahbar zu zeichnen, dass die Freundschaft der beiden schnell ein vertrautes und absolut natürliches Empfinden hervorruft. Die Geschichte beinhaltet viele ernste Themen, die, verwoben durch einen mitreißenden Schreibstil, am Ende in eine Einheit münden. An mancher Stelle waren mir die Ausdrücke zu schwulstig und gestelzt. Diese passten zwar hervorragend zu Alexanders Elternhaus, allerdings kam ein Warmwerden zwischen mir und diesen Passagen nicht zustande. Einige Wendungen sind weitaus düsterer, als das Buch von Außen vermuten lässt. Es werden Inhalte thematisiert, die mich wahrhaftig in dieser Umgebung der Geschichte schockiert haben. Hier hat mir aber manches Mal die tiefere Auseinandersetzung mit dem Erlebten gefehlt. Dennoch schafft es die Autorin, dem Buch eine starke Intensität und Tiefe zu verleihen. Sie versprüht mit ihren Worten Hoffnung und lässt an das Schicksal glauben. Und obgleich die Geschichte als realistisch einzuordnen ist, gibt es Momente des Übernatürlichen. Diese Momente wirkten allerdings nicht deplatziert, sondern fügen sich nahtlos in die Atmosphäre und Ereignisse ein.

Bewertung:

Die Geschichte handelt vom Leben in seiner reinsten Form. Probleme wie du und ich sie haben könnten, innere Kämpfe die ein jeder von uns austrägt. Die Geschichte zeigt auf, dass Freundschaft und Liebe letztendlich die elementaren Dinge des Lebens sind. Die gezeichneten Gegensätze sind authentisch, die Figuren unglaublich intensiv ausgearbeitet und vielschichtig. Das Buch ist nicht ausschließlich ein seichter Roman, es beinhaltet Themen wie den Tod, Missbrauch oder Selbstmord. Aber dafür ist das Ganze unglaublich detailliert und liebevoll verpackt in einem Mantel aus Freundschaft, Hoffnung, Zweifel und Entscheidungen. Für mich gibt es einzig zu bemängeln, dass mir der Umgang mit traumatischen Erlebnissen innerhalb der Geschichte zu schnell abgefertigt wurde. Hier hat es stellenweise an tieferer Betrachtung gefehlt, obwohl das Buch ansonsten eine unglaubliche Tiefe aufweist.

Schreibstil: 3,5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 4,5/5
Spannung/Atmosphäre: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5

Bewertung: 4 von 5.