
Über das Buch:
Autorin: Zoey Aldrich
Titel: Stella 2036
Verlag/Herausgeber: Independently published (30. Oktober 2021)
Genre: Thriller
ISBN: 979-8497567694
Preis: 12,99 €

Inhalt:
Mein Name ist Stella. Ich kenne die Welt nur so, wie sie jetzt ist: voller Hunger, Kälte und Angst. In verwilderten Städten suche ich nach Nahrung und Unterschlupf. Doch in jedem verwaisten Haus, in jedem überwucherten Garten lauern sie, die lebenden Toten. Ihr rasselnder Atem verfolgt mich bis in meine Träume.
Es gibt ein Gerücht. Über einen sicheren Ort, an dem die Menschen leben können, statt nur zu existieren. Diesen Ort zu finden ist mein größter Wunsch. Doch schon bald muss ich wieder einmal feststellen, dass es weitaus Gefährlicheres gibt als nur die Untoten: die anderen Überlebenden.
Auf ihrer Reise durch Europa begegnen Stella all die Abgründe des menschlichen Wesens. Doch zwischen Gier, Wahn und Brutalität findet sie auch Freundschaft, Hoffnung und die Erkenntnis, dass es Wichtigeres gibt, als nur zu überleben. Und dass nicht alle Männer mit Waffen grausam sind.
Meine Meinung:
Am Anfang der Geschichte könnte man den Eindruck bekommen, dass es sich hierbei eher um ein Jugendbuch handele. Stella wirkt äußerst kindlich und naiv. Nicht vereinbar mit den Informationen, die wir Stück für Stück über sie bekommen. Als Alleinkämpferin wächst sie inmitten einer Zombie-Apokalypse auf. Bereits in jungen Jahren entscheidet ihr Schicksal, dass sie auf sich allein gestellt ums Überleben kämpfen muss. Gegenwärtig erleben wir sie als 19-jähriges Mädchen. Dennoch agiert sie weniger ihrem Alter entsprechend, betrachtet man die Erfahrungen, die sie bis dahin machte, und die Ereignisse, die ihr bis dato widerfuhren. Sie wirkt vielmehr, als sei sie erst kürzlich in diese Welt hineingeworfen worden, als hätte sie noch keinen Weg gefunden, diese zu händeln. Dennoch unterscheidet sich diese Geschichte stark von anderen Zombie-Geschichten. Hier steht nicht Seite für Seite ein brutal-blutiger Kampf gegen verwesende Untote auf dem Plan. Das Grauen offenbart sich hier in den Figuren, die uns bestens vertraut sind: in den Überlebenden. Beinahe im Akkord dürfen wir als Leser mit anderen Überlebenden der menschlichen Spezies Bekanntschaft machen. Auffällig hierbei: die fehlende Zivilisation sorgt bei der Mehrheit der Wegbegleiter und Wegkreuzer für einen Sieg der niederen Instinkte über Moral und Menschlichkeit. Getrieben von Machthunger, Brutalität, Gewalt und blinder Lust, aber auch falscher Hoffnung und Blauäugigkeit begegnen uns – und leider auch Stella – niederträchtige Exemplare der menschlichen Spezies. Als junge – der Beschreibung zufolge auch recht attraktive – Einzelgängerin, ist Stella ein gefundenes Fressen für Männer und Frauen, die sich selbst in dieser neuen Welt am nächsten stehen und für die das eigene Überleben die einzig verbleibende Priorität scheint. Spätestens bei der ersten Begegnung mit einer solchen Gruppe endet auch der Gedanke an ein Jugendbuch. Körperlicher und seelischer Missbrauch, Kidnapping, Vergewaltigung, Folter und Mord finden Einzug in das Geschehen. Weder Stella, noch der Leser können ahnen, wem vertraut werden kann und wem nicht. Grundsätzlich betrachtet man sämtliche Figuren misstrauisch. Sucht bei jeder neuen Begegnung das rote Tuch, dieses lässt meist nicht lange auf sich warten. Wir bekommen völlig unverblümt und sprachgewaltig zu spüren, was eine Neuordnung der Natur und Gesellschaften für düstere Seiten mit sich bringt. Auf der verzweifelten Suche nach einer Gemeinschaft, die Stella Sicherheit, ein familiäres Umfeld und ein weitestgehend ruhiges, abgesichertes Leben bieten kann, bekommt der Leser viele verschiedene Arten des Zusammenlebens dargeboten. Einerseits ist dieser Aspekt der Geschichte immer sehr von der Kreativität der Autorin durchzogen. Die Figuren sind stark und intensiv ausgearbeitet und repräsentieren eine breite Palette an Charaktereigenschaften und Beziehungen. Neben widerlichen Menschen trifft unsere Protagonistin in dieser düsteren Welt auch echte Freunde. Sie darf in den Genuss von Zusammenhalt, Loyalität und Liebe kommen. Daraus resultiert auch ihre Weiterentwicklung, welche ihre anfängliche Naivität und die kindliche Aura beinahe komplett verdrängt. Dennoch wurde ab einem gewissen Punkt das wiederkehrende Muster aus dem Finden neuer Lebensgemeinschaften und der schlussendlich folgenden Flucht aus jenen, etwas zu routiniert dargestellt. Man konnte beinahe schon erahnen, dass nach jedem anfänglichen Lichtblick ein Haken lauert, sodass die Überraschungsmomente gegen Ende der Geschichte abflauten.
Bewertung:
Dieses Buch stürzt sich inhaltlich nicht auf das Motiv „Zombie“. Obwohl unsere Geschichte in einer Umgebung spielt, die in ihrem Dasein durch jenes Element geformt wurde, so rücken die Untoten eher in den Hintergrund. Dem Vordergrund widmet Zoey Aldrich eine grandiose Charaktergestaltung, sowohl schockierende, als auch ergreifende zwischenmenschliche Beziehungen und Momente großartiger Entwicklungen ausgewählter Wesenszüge. Das Menschliche, der Umgang miteinander und die einzelnen Gesellschaften stehen in diesem Buch an erster Stelle. Sie sind es auch, die das Grauen hervorrufen, Gefühle im Leser wecken und den Spannungsbogen oben halten. Bis auf kleine Schwächen ist dieses Buch fesselnd, schockierend und nachdenklich stimmend. Man durchlebt mit Stella eine Vielzahl an Emotionen in einer Welt, in der aufrichtige Emotionen eher rar gesät sind. Von mir gibt es eine Leseempfehlung – auch für Leser, die Zombies eher nichts abgewinnen können – denn in diesem Buch geht es um viel mehr, als nur um eine Apokalypse.
Schreibstil: 4/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 5/5
Spannung/Atmosphäre: 4/5
Überraschungen/Wendungen: 3,5/5
Gesamtbewertung: 4,3/5
• Die Coverrechte obliegen ausschließlich der Autorin. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]