
Über das Buch:
Autor: Robert Boehm
Titel: Walhalla brennt
Genre: Noir Thriller & Crime
Verlag: Gorilla Verlag
ISBN: 978-3-9816897-5-4
Preis: 18,00€

Inhalt:
>Wir waren nicht einfach ein paar durchgeknallte Hippies, die Hannibal Lecter spielten. Wir waren frei, eine Gruppe von Aussteigern, die die Gesellschaft zu ihrer Beute erklärt hatte. So etwas wie eine freischaffende Terrorzelle, ein Rudel Götter auf der wilden Jagd…<
Eine Sterbende legt Zeugnis ab: Thanalis und ihre Gleichgesinnten haben schon vor Jahren jede gesellschaftliche Norm und Moral über den Haufen geworfen und führen ein verstecktes Leben voller Gewalt, Drogen, Grausamkeit – und Freiheit. Schreckliche Nachrichtenmeldungen lesen wir jeden Tag – warum sollte eine kleine Gruppe Gesetzesloser in dieser wahnsinnigen Welt auffallen?
Meine Meinung:
Die Kurzgeschichte „Walhalla brennt“ habe ich bereits bewertet (nicht rezensiert), als ich die Anthologie des SadWolf Verlages rezensiert habe, in der diese Geschichte ebenfalls erhalten ist [siehe Rezension – Anthologie]. Die Bewertung fiel absolut positiv aus, denn diese Geschichte im Einzelnen hat bei meiner Beurteilung 5/5 Punkte bekommen. Als ich diese Ausgabe entdeckt habe, wollte ich der Geschichte unbedingt noch eine individuelle Rezension widmen, weil sie mir sehr im Gedächtnis geblieben ist. Außerdem werde ich in dieser Rezension nicht nur die Geschichte beurteilen, sondern auch die komplette Aufmachung des Buches, das wunderbar düstere und liebevoll geschaffene Illustrationen ziert.
Die Geschichte konnte mich schon in der Anthologie absolut begeistern. Wir begleiten eine Gruppe Studenten. Jeder absolut individuell, aber dennoch eint sie alle ihr Wahn, Morde zu begehen. Thanalis liegt im Sterben und will den Leser in ihren letzten Momenten auf dieser Welt noch mitteilen, wie ihr Leben innerhalb der letzten Jahre verlief und wie es sein Ende in Kürze finden wird. Besonders hervorzuheben ist hier der Schreibstil bzw. die Sprache. Satzbau, Wortwahl und Sprache sind absolut angepasst an das Verhalten der Gruppe als selbsternannte Götter. Jeder Satz ist gehoben und intelligent, was einen starken Kontrast zum Verhalten der Gruppe bewirkt. Sie sind keine unzivilisierten Bestien, sondern gebildete, ehemalige Studenten, die einfach mehr erwarten. Ich finde diesen Kontrast enorm wichtig, da die Geschichte dadurch absolut differenziert und einzigartig wirkt. Auch die Wahl der Namen – überwiegend Götter – zeigt eine tiefgehende Intelligenz der Charaktere auf. Natürlich ist es auch einfach größenwahnsinnig, sich mit Göttern gleichzusetzen, jedoch wirkt dieses Element in der Geschichte weder deplatziert noch übertrieben. Die Gruppe hält sich nicht automatisch für etwas Besseres, sie streben nur nach mehr und wollen einfach nicht zur normalen Gesellschaft gehören und ihre Freizeitgestaltung hilft ihnen dabei, sich selbst zu verwirklichen. Als Leser kann man dieses Verhalten nachvollziehen, weil die einzelnen Figuren nicht kopflos wirken, sondern beherrscht und organisiert. Sie sind moderne Psychopathen, die morden, Drogen nehmen und in einer verlassenen Lungenklinik – ein absolutes Klischee natürlich – leben, da sie sich durch ein solches Verhalten besonders fühlen. Und man merkt mit jeder Tat und jedem Wort, dass ihr einziges Ziel die Freiheit ist. Frei zu sein von Zwängen, Konventionen, dem Alltag. Zukunftsgedanken oder Konsequenzen sind in den Gedankengängen der Charaktere nicht vorgesehen. Das beweist auch das Ende. Jeder einzelne nimmt das nahende Ende hin, als gäbe es eine stille Übereinkunft, eine unsichtbare Choreografie, in der jede Figur ihren festen Platz hat und nur auf die Ausführung wartet. Unterstützt wird diese einzigartige Geschichte durch passende Illustrationen. Man kann sich die Figuren, ihre Maskerade und ihre Umgebung durch die optischen Beigaben sehr gut vorstellen. Die Illustrationen werden begleitet durch Zeitungsausschnitte, die die Geschichte der Gruppe aus der Sicht der normalen Gesellschaft beleuchten. Alle Elemente sind sehr wirkungsvoll und die düstere Atmosphäre der Geschichte wird durch diese Illustrationen verstärkt und in ein sehr reales, glaubwürdiges Licht gerückt.
Bewertung:
Diese Kurzgeschichte sollte im Regal eines jeden Thriller- und Horrorfans stehen. Ich empfinde den Inhalt als sehr simpel, aber intelligent zugleich. Wirkungsvoll wird jedes Geschehnis, egal welche Rolle es in der Geschichte spielt, geschildert und ein Teil dieses eindrucksvollen Konstrukts. Diese Geschichte hat alles: Durchgeknallte, aber individuelle und interessante Charaktere, Gewalt und unterschwellige Brutalität, eine düstere und spannungsgeladene Atmosphäre und ein Ende, dass der Leser weder nachvollziehen noch akzeptieren wird, aber so hinnehmen muss, weil es für die Charaktere absolut Sinn ergibt. Und auch wenn es unlogisch erscheint, für einen kurzen Moment, darf man Teil dieser Geschichte sein, weshalb man jede Tat und jede Entscheidung akzeptieren muss, wie sie präsentiert wird. Ich liebe alles wofür dieses Buch steht. Die liebevolle Aufmachung lässt das Herz eines jeden Buchliebhabers höher schlagen und kann außerdem durch Intelligenz und Originalität punkten. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Kauf- und Leseempfehlung!
Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Geschichte: 5/5
Spannung: 5/5
Überraschungen/Wendungen: 3/5
Gesamtbewertung: 4,6/5
• Die Coverrechte obliegen ausschließlich dem Gorilla Verlag. •
[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]