Markus Krüger: Geschichten aus dem Unteren Reich -4-

Über das Buch:

Autor: Markus Krüger (oder doch Hagen Thiele?)
Titel: Geschichten aus dem Unteren Reich -4-
Verlag: Independently published (2. November 2020)
Genre: Horror
ISBN: 979-8553129729
Preis: 4,99€

Siehe auch…
Geschichten aus dem Unteren Reich -1- [Rezension]
Geschichten aus dem Unteren Reich -2- [Rezension]
Geschichten aus dem Unteren Reich -3- [Rezension]

Inhalt:

Bereits zum vierten Mal entführt Markus Krüger seine Leser hinab ins Untere Reich. Werden Sie Zeuge, wenn eine junge Frau auf unerklärliche Weise schwanger wird. Werden Sie Zeuge, wenn ein Tierquäler ein grausames Schicksal erleidet. Werden Sie Zeuge, wenn der Inhaber eines Fotoladens dem Wahnsinn verfällt. Diese und noch weitere gruselige, ekelhafte und morbide Ereignisse erwarten Sie bei Geschichten aus dem Unteren Reich Band 4.

1. Das Gefäß
2. Der Knopf
3. Die Luke
4. Fleisch für Fleisch
5. Die Nachtorchidee
6. Die Fotographie

Meine Meinung:

Dieses Buch beinhaltet sechs Kurzgeschichten, die von Markus Krüger – ein fiktiver, von Autor Hagen Thiele geschaffener Charakter – aufs Papier gebracht wurden. Es handelt sich hierbei um den bereits vierten Band dieser Reihe, wobei man die Bücher vollkommen unabhängig voneinander lesen kann. Diese Kurzgeschichten-Sammlung von Hagen Thiele ist die wohl beeindruckendste von den bisher erschienen. Man kann mit jeder weiteren Geschichte die Entwicklung miterleben, die Schreibstil und Niveau der Kurzgeschichten gemacht haben. GADUR 4 überzeugt vor allem durch die perfekte Mischung aus Tiefgründigkeit und gezielt eingesetzten Horror-Elementen. Besonders eindrucksvoll ist die Verknüpfung von Titel und Inhalt, denn man kann sich zwar Gedanken zum Titel machen, wird jedoch nur schwer auf den Inhalt der jeweiligen Geschichte kommen. Man wird gelockt und die Spannung wird durch die, doch recht kryptischen, Titel hoch gehalten. Letztendlich wird die Spannung jedoch nicht allein dadurch erzeugt. Taucht man in die ersten Sätze der Geschichten ein, so beginnt man auch hier zu grübeln, in welche Richtung uns der Autor mit seinen Worten lenken will. Man liest zwar die Worte, aber kann die Tragweite nicht erfassen, bis er uns lässt, indem er das Rätsel aufdeckt. Und sobald der letzte Satz einer Geschichte verklungen ist, entfaltet diese ihre volle Wirkung auf den Leser, denn nicht jede Geschichte hat ein abgeschlossenes Ende. Oft wird uns diese Entscheidung überlassen und wir werden allein gelassen mit unseren Gedanken und der Wahl, die wir für den Ausgang der Geschichte treffen. Wie ganz selbstverständlich schafft es Hagen Thiele dabei, gruselige Momente und gekonnt eingesetzte Ekel-Szenen einzubauen. Wir bekommen hier also sämtliche Facetten des Horror geboten. Die übernatürlichen, wissenschaftlich nicht erklärbaren Bedrohungen, denen die einzelnen Protagonisten ausgesetzt sind, tauchen in unterschiedlichen Formen und Lebenssituationen auf, was die Geschichten stark voneinander abgrenzt.
Meine Lieblingsgeschichte ist „Der Knopf“. Inhaltlich und auch stilistisch hebt sich die Geschichte sehr von den anderen ab. Ich habe lange überlegt wieso, denn der Inhalt ist sehr normal und banal und hat mit Horror auf den ersten Blick wenig zu tun. Und genau das ist der Punkt: Die Geschichte zielt auf eine Angst hab, der wir uns selbst gegenübersehen. Hier agiert nichts Übernatürliches oder unerklärbar Böses. Das Thema lautet Kontrolle und Gewissen. Die Angst davor, etwas moralisch Falsches zu tun und die Konsequenzen davor, wenn man sich entgegen jeder Vernunft für das moralisch Richtige und gegen die persönliche Sicherheit entscheidet. Man sieht sich selbst sehr oft in vielen verschiedenen Situationen mit diesen Ängsten konfrontiert und Hagen Thiele packt dieses Dilemma in eine Geschichte und schafft damit den perfekten Nährboden für diese Angst. Er nennt sie beim Namen, verkleidet sie in einer Geschichte und zeigt auf, was ständig in uns allen miteinander ringt – auf welche Weise auch immer. Diese Geschichte geht mir nicht mehr aus dem Kopf und in meinen Augen ist sie das mit Abstand Beste, was Hagen Thiele bisher in seinen kurzen Erzählungen zu Papier gebracht hat. Stellvertretend steht diese Geschichte damit für das bisher beste GADUR, da die hier vorhandene Deutungsebene enorm ist und sich – für meinen Geschmack – weit über die gelungene Bildebene abhebt.

Bewertung:

Ich persönlich finde in den Geschichten von Hagen Thiele etwas, dass mir nur sehr wenige Kurzgeschichten in dieser Form bisher geben können. Klar, unterhalten wird man oft und das ist auch bei diesem Buch der Fall. Aber was mich wirklich dazu bewegt, diese Geschichten immer wieder weiterzuempfehlen, sind die Gedanken, die in mir ausgelöst werden, wenn ich die Worte von Hagen Thiele lese. Er transportiert mehr als nur Ekel und nackten Horror. Diese Elemente werden beinahe ständig von einem bekannten und greifbaren Gefühl begleitet und regen mich damit wirklich zum Nachdenken an. Er bringt für mich den Horror auf eine neue Ebene und ich empfinde dieses Buch als Steigerung all dessen, was ich bisher von ihm lesen durfte.

Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Spannung: 5/5
Geschichte(n): 5/5
Überraschungen/Wendungen: 5/5

Gesamtbewertung: 5/5


• Die Coverrechte obliegen ausschließlich Hagen Thiele. •

[Gekennzeichnet als Rezensionsexemplar]